Für eine fortdauernde öffentliche Erinnerungskultur hat der bayerische evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm am 78. Jahrestag der Befreiung des KZ Flossenbürg plädiert. Das "bleibende Erschrecken" über "die unfassbare Missachtung" der Menschlichkeit an Orten wie Flossenbürg sei nötig, damit eine "öffentliche Kultur der Humanität" neue Kraft bekomme, sagte der Theologe in der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg. Dieser Ort erinnere die Gesellschaft an die Zerbrechlichkeit von ethischen Überzeugungen, die man für gesichert halte. "Sie sind nicht gesichert", betonte Bedford-Strohm: "Wir müssen immer wieder von neuem dafür eintreten."

Das gelte besonders im Bereich der sozialen Medien. Weil extreme Inhalte im Netz mehr Werbeeinnahmen versprächen, bekomme "menschliche Kälte, Hass und Menschenfeindlichkeit" einen immer größeren Raum, kritisierte der Theologe. Davon profitierten populistische Bewegungen, die sich dieser Logik bedienten.

Bedford-Strohm erinnerte bei dem Gedenkakt an den evangelischen Theologen Dietrich Bonhoeffer, der am 9. April 1945 in Flossenbürg hingerichtet worden war. Bonhoeffer sei dafür eingetreten, dass sich Theologie und Ethik in die Politik einmischen müsse. Das biblische Doppelgebot der Liebe zeige, "dass es Selbstbetrug wäre, wenn Christen Unrecht hinnehmen würden, indem sie in der Öffentlichkeit schweigen", so der Landesbischof: "Wer die Untrennbarkeit von Gottesliebe und Nächstenliebe wirklich ernstnimmt, kann gar nicht schweigen, wenn Humanität mit Füßen getreten wird".

Widerstand gegen Nationalsozialisten

Viele Christinnen und Christen hätten während der NS-Herrschaft die Diskrepanz zwischen privater Tugendhaftigkeit und der "mörderischen öffentlichen Energie in der Zeit des Dritten Reichs" widerspruchslos hingenommen oder sogar befördert. Das sei "Ausdruck eines unfassbaren Versagens", das ins kulturelle Gedächtnis der Deutschen eingeschrieben bleiben müsse, betonte der Theologe. Die Erinnerung an die Vergangenheit könne helfen, in der Gegenwart und in der Zukunft "die Humanität an die erste Stelle zu setzen", so Bedford-Strohm.

Die Nationalsozialisten hatten das Konzentrationslager Flossenbürg im Jahr 1938 errichtet. Politische Gegner, Juden, Homosexuelle, Sinti und Roma sowie Kriegsgefangene waren dort eingesperrt. Von insgesamt rund 100.000 Inhaftierten starben laut Gedenkstätte etwa 30.000 an den Folgen von Zwangsarbeit sowie an Hunger, Terror und Gewalt. Am 23. April 1945 befreiten US-Truppen das KZ Flossenbürg.

Ausstellung Dietrich Bonhoeffer

Der evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer (1906-1945) gilt als einer der wichtigsten Vertreter des christlichen Widerstandes im Nationalsozialismus. Die Ausstellung schildert das Leben und Werk des evangelischen Pfarrers.

Dietrich Bonhoeffer studierte Theologie in Tübingen, Bonn und Rom und reiste 1930 nach New York. Nach 1933 wurde er als Mitarbeiter der Bekennenden Kirche zu einem führenden Theologen der kirchlichen Oppositionsbewegung. Infolge des gescheiterten Attentats auf Adolf Hitler wurde brisantes Material entdeckt, das gegen Bonhoeffer verwendet wurde. Die SS ermordete ihn am 9. April 1945 im Konzentrationslager Flossenbürg.

Die Ausstellung informiert über das Leben Bonhoeffers und enthält zahlreiche Zitate, Fotografien und Texte, unter anderem den berühmten Liedtext "Von Guten Mächten". Die Wanderausstellung bietet einen multimedialen Zugang: Über QR-Codes können die Nutzer im Internet weitere Informationen abrufen - darunter Ton- und Videodokumente.

Die Ausstellung eignet sich für Bibliotheken, Schulen und Bildungseinrichtungen, Kommunen und Gemeinden und kann über diesen Link gebucht werden.

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