Künstliche Intelligenz, Virtual Reality, Big Data: Wenn es um aktuelle Entwicklungen im Netz geht, können die wenigsten NGOs mitreden. Welche gemeinnützige Organisation und welcher kleiner Verein kann schon investieren in die aufwendige Produktion einer virtuellen Welt? Oder mehrere Programmierer damit beauftragen, eine neue Datenbank aufzusetzen oder den Einsatz von Algorithmen und Künstlicher Intelligenz zu forcieren?
Gemeinnützige Organisationen und Vereine sind längst auf den Zug der Digitalisierung aufgesprungen. Sie arbeiten an ihren Webseiten, schulen ihre Mitarbeiter und nutzen technische Entwicklungen und Tools. Doch schreitet der technologische Fortschritt so schnell voran, dass viele NGOs kaum noch mithalten können – und langfristig sogar komplett von der Bildfläche zu verschwinden drohen.
Dem Digital-Atlas für Deutschland zufolge sind die größten Herausforderungen für NGOs die fehlenden IT-Kompetenzen und die fehlende Finanzkraft für IT-Investitionen. NGOs tun sich schwer, die Möglichkeiten der Digitalisierung auszuschöpfen. Diejenigen, die sich technologisch anpassen, kommen weiter. Doch wenn der rasante Wandel so weitergeht, könnte es durchaus passieren, dass viele NGOs den Anschluss nicht mehr schaffen – und von der digitalen Bildfläche verschwinden.
Wie können Vereine und gemeinnützige Organisationen darauf reagieren? Aus den aktuellen Studien und Tagungen (so etwa die re:publica 2018 in Berlin oder das Newscamp 18 in Augsburg) zur Entwicklung des Netzes lassen sich vier Thesen für die Strategie von NGOs formulieren:
These 1: Kollaboration
Ohne Vernetzung werden die meisten NGOs die raschen technologischen Veränderungen kaum schaffen. Vereine, Einrichtungen und Verbände müssen sich besser miteinander vernetzen, wenn sie eine Chance auf dem globalen Markt haben wollen. Auch sollten sie sich mit Wirtschaftsunternehmen und Technologieunternehmen vernetzen und mehr Lobbyarbeit betreiben, um ihre Themen zu platzieren.
These 2: Training
Es mag einfach klingen, ist aber für viele Einrichtungen ein großer Brocken: Vereine und NGOs müssen massiv in die Aus- und Fortbildung ihrer Mitarbeiter investieren. Bestehende Strukturen müssen überdacht werden, Mitarbeiter trainiert und neue Talente rekrutiert werden. Einrichtungen müssen ihre Kraft darauf verwenden, neue Initiativen und Projekte zu starten und diese in ihrem Digitalisierungsprozess zu priorisieren.
These 3: Technologie
NGOs benötigen kostengünstige technische Lösungen für den Transfer aus der realen in die digitale Welt. Hier müssen neue Partnerschaften entstehen, die Einrichtungen dabei unterstützen, ein komplettes Internet-Ökosystem mit Open-Source-Produkten zu entwickeln und zu fördern. Sie sollten in Kontakt treten mit Entwicklern und Wege suchen, Wertesysteme bzw. Kennzahlen für soziale und gesellschaftliche Verantwortung in Algorithmen einzubetten.
These 4: Zielgruppen
Im Netz geht es derzeit vor allem darum, die Aufmerksamkeit der Nutzer zu wecken. Für die meisten gemeinnützigen Vereine und NGOs sind die bestehenden Methoden und Mittel, die Unternehmen dafür nutzen, ungeeignet (siehe hierzu das Interview mit dem früheren Google-Mitarbeiter James Williams). Gleichwohl müssen sie lernen, ihre Zielgruppe genauer kennenzulernen, um auf die Bedürfnisse besser reagieren zu können. Das bedeutet zweifellos auch eine Anpassung der Strategie. Vielleicht geht es darum, sich weiter zu spezialisieren oder die eigene Tätigkeit vom lokalen auf den bundesweiten Markt zu skalieren.
Was meinen Sie?
Wie schätzen Sie die Digitalisierung von Vereinen und gemeinnützigen Organisationen ein? Schreiben Sie mir Ihre Meinung – und vernetzen Sie sich mit mir: Rieke Harmsen