Ein Leben ohne Internet bringe oft große Hürden mit sich, sagte Heide Andre. Auf dem rasanten Weg der Digitalisierung könnten gerade viele Ältere nicht Schritt halten. Andre komme es häufig vor, als habe man sie auf diesem Weg vergessen. "Ältere Menschen, die ohne Internet auskommen wollen, geraten oft an Grenzen", sagte sie. Sie seien immer mehr auf Beratung und Unterstützung angewiesen.

Dies hätten jüngst etwa die Corona-Pandemie und der Lockdown vor Augen geführt: Ältere als Risikogruppe wurden angehalten, zu Hause zu bleiben. "Eine Teilhabe war dann nur noch telefonisch möglich", sagte Andre. Für einen Impftermin wurde die Online-Anmeldung bevorzugt. Telefonisch sei es zeitweise nicht möglich gewesen, Kontakt herzustellen.

Technische Hürden erschweren vielen Senior*innen den Alltag

Der Versuch, über Telefonbuch oder Zeitung einen Arzt oder anderen Dienstleister zu finden, sei schwieriger als über das Internet, sagte die Leiterin des Seniorenbüros in Pfaffenhofen. Auch bei Bankgeschäften müsse für analog ausgeführte Dienste wie Überweisungen extra bezahlt werden. In ländlichen Regionen schlössen zudem immer mehr Filialen: "Ohne digitalen Zugang oder Hilfe von außen wird es dort fast unmöglich, diese Dinge zu erledigen."

Als weiteres Beispiel nannte sie Fahrkartenschalter, die kaum mehr geöffnet seien oder Fahrkartenautomaten, die nicht immer leicht zu bedienen sind. Auch der Versuch eine Konzertkarte analog zu erwerben, ohne dafür lange Wege in Kauf nehmen zu müssen, sei herausfordernd.

Schätzungen sprechen von 4 Prozent "Nonlinern"

Wie viele sogenannte "Nonliner" - also Menschen, die nicht online sind - es in Bayern gibt, weiß sie nicht. Laut ARD-ZDF-Onlinestudie nutzten deutschlandweit 2021 etwa vier Prozent der Menschen kein Internet. Aus ihrer täglichen Arbeit könne sie sagen, dass manche Ältere große Berührungsängste mit digitalen Medien hätten und Computer, Smartphone und Co. teilweise absolut ablehnten. Dahinter steckten die Angst vor der Bedienung, das Misstrauen den Geräten gegenüber und die Furcht, persönliche Daten preisgeben zu müssen.

Um abzubilden, mit welchen Problemen Menschen ohne Internet zu kämpfen haben, hat die BAGSO die Umfrage "Leben ohne Internet - geht’s noch?" gestartet. Ziel ist es, sich auf der Grundlage der Erfahrungen von Seniorinnen und Senioren gemeinsam für gute Lösungen einzusetzen. Einsendeschluss ist der 15. Juli.