In diesen Corona-Chaostagen bekommt das Fest – als Blaupause für die "heile Welt" – noch eine ganz andere Bedeutung: Von "schlimmen" Weihnachten spricht Lothar Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts, wenn er an die aktuellen Inzidenzzahlen von bundesweit 400 denkt; mit "schönen" Weihnachten lockt die Münchner Virologin Ulrike Protzer, wenn jetzt alle gleichzeitig das Richtige tun; "schwarze" Weihnachten wittert der Spiegel-Kolumnist Nikolaus Blome, wenn sich der Frust der 56,5 Millionen vollständig Geimpften in Deutschland (also knapp 68 Prozent) angesichts neuer Einschränkungen nun Bahn bräche.

Und die kommen ja fast so sicher wie das Amen in der Kirche: Man blicke nach Österreich, das – mit einer ähnlich mittelmäßigen Impfquote (65,4 Prozent) – der deutschen Entwicklung inzidenzmäßig ein paar Wochen voraus ist und sich am Ende nur noch mit einem Lockdown für alle zu helfen wusste.

Machtvakuum zwischen zwei Regierungen

"Modellierer" wie der Physiker Dirk Brockmann, der aus den aktuellen Zahlen die Corona-Situation der nächsten Wochen berechnet, beschreiben drastisch, wie sich die Pandemie ohne wirksame Gegenmaßnahmen entwickelt: Dann sei eine Inzidenz von über 1000 im Bundesdurchschnitt "noch vor Weihnachten" zu erwarten. Brockmanns Fazit: Man müsse alle Maßnahmen umsetzen, die wirken, und zwar gleichzeitig.

Nicht schön, aber ehrlich. Doch von schnellen Entscheidungen, die wirken, scheint die Bundespolitik in ihrem Machtvakuum zwischen zwei Regierungen (und auch manche irrlichternde Landesregierung) weit entfernt. Dass 2021 Bundestagswahl war, hat der vierten Welle den Weg geebnet: Die künftige Ampelkoalition wollte niemanden verschrecken, der Noch-Gesundheitsminister war Regierung und Opposition zugleich, der künftige Kanzler blieb so unsichtbar wie die Noch-Kanzlerin. So entstand ein Mangel an Entscheidungskraft, der viele Menschen rat- und sprachlos macht.

Wie Weihnachten 2021 sein wird, entscheiden verschiedene Faktoren

Und ich gestehe: Ich habe wirklich keine Kraft und Nerven mehr für einen neuen Lockdown. Aber das Elend der kommenden zwei Wochen, das ja schon nicht mehr zu ändern ist, die vielen Kranken, Erschöpften, Toten, das muss so schnell wie möglich enden.

Schlimm, schön, schwarz: Wie Weihnachten 2021 sein wird, entscheiden verschiedene Faktoren. Aber dass es sein wird, steht fest. Das ist vielleicht ein trotziger Trost. Aber trotzdem – der beste, den wir haben.