"Einige wenige Bischöfe, allen voran Kardinal Rainer Woelki aus Köln und Bischof Rudolf Voderholzer aus Regensburg, scheinen zu denken, dass es dieser Debatte und Erneuerung nicht bedarf, weil angeblich alle Antworten auf die Fragen, die sich Menschen mit Blick auf die Kirche stellen, schon längst gefunden worden sind", schreiben die Dogmatikerin Julia Knop aus Erfurt und ihre Professorenkollegen Bernhard Emunds aus Frankfurt am Main sowie Matthias Sellmann und Thomas Söding aus Bochum in einem Beitrag für den "Kölner Stadt-Anzeiger" (Online).

Kritik an den Ansichten der Bischöfe

Die Bischöfe forderten qualitätsvolle Theologie, "aber ihnen selbst fällt theologisch nicht viel mehr ein, als den Katechismus zu zitieren, das kirchliche Gesetzbuch, die eine oder andere Instruktion aus Rom und zur Not eine Enzyklika", kritisieren die Wissenschaftler.

Kritischen Stimmen werde wahlweise Unbedarftheit, Inkompetenz oder Spaltungsabsicht unterstellt. "Vor allem Frauen, die sich endlich vernehmbarer einbringen, werden abgekanzelt."

Die Meinung der Autoren

Der Glaube brauche jedoch kritische Vernunft und die Öffentlichkeit verlange "saubere Argumentationen, kritische Differenzierungen und eine klare Sprache".

Zwar spiele das bischöfliche Lehramt in der katholischen Kirche eine wichtige Rolle, es dürfe aber nicht spalten, sondern solle der Einheit der Kirche, der Wahrheit des Glaubens und der Freiheit der Menschen dienen, betonen die Autoren.

Ein "offenes Gespräch kritikresistenter Bischöfe mit den Gläubigen, mit Diözesan- und Priesterräten" täte daher gut.

Noch besser wären "echte Beratung und Beteiligung", auch mit den theologischen Fakultäten und Instituten vor Ort.

Die Themen des Reformprozesses

Die vier Professoren sind am Synodalen Weg beteiligt, dem Reformdialog von Deutscher Bischofskonferenz und der Laienorganisation Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK). Themen des Dialogs sind die Rolle der Frau, die katholische Sexualethik, Machtmissbrauch und Gewaltenteilung sowie priesterliche Lebensformen.

Dieser Reformprozess biete eine große Chance für notwendige Veränderungen, schreiben die Autoren. Sie werde aber nur genutzt, "wenn man das Gespräch sucht, Kritik vertragen kann und tatsächlich zu argumentieren beginnt".

Angesichts eines "offenbar gewordenen eigenen Systemversagens" brauche die katholische Kirche "eine gründliche Überprüfung ihrer normativen Ideale, Regeln, Prozesse, Standards und Routinen".

Warnung vor den Reformen durch Erzbischof Woelki

Der Kölner Erzbischof Woelki hatte zuletzt vor einem Sonderweg gewarnt, der schlimmstenfalls in eine Spaltung führen und "so etwas wie eine deutsche Nationalkirche" entstehen lassen könnte.

Eine Frauenordination lehnt er ab, weil diese Frage "definitiv mit höchster Lehrautorität entschieden" worden sei.