Auf Instagram folgen ihr mehr als 12.500 Menschen. Was sie dort zu sehen bekommen, ist nicht nur die perfekt gestylte Barbie Breakout im Rampenlicht, sondern auch ihre männliche Seite Timo, halb geschminkt, abgeschminkt, ungeschminkt. Barbie Breakout scheint nicht eitel und kann über sich selbst lachen. Dafür nimmt sie die Themen, für die sie sich einsetzt, umso ernster. Dabei spricht sie Erfahrungen und Meinungen aus, mit denen viele Menschen noch keine oder wenige Berührungspunkte haben - und macht sich damit angreifbar:

Barbie Breakout über Geschlechtsidentität

Wer heute seine Sexualität oder Geschlechtsidentität hinterfragt oder sich outet, erfährt nicht selten soziale Ausgrenzung oder Mobbing, schreibt Barbie Breakout in einem Kommentar. Alles Reaktionen auf ein ganz persönliches Empfinden, die krank und depressiv machen können. Darüber, wie sie selbst ihre Identitätsfindung erlebt hat, spricht sie im Juni 2021 im Interview mit dem Männermagazin "GQ":

"Ich habe lange gedacht, dass ich transsexuell bin, weil ich nicht wie die anderen Jungs war. Das war sehr lange sehr verwirrend für mich. Als Kind habe ich mich eine Zeit lang einfach als Mädchen definiert und es dann wieder sein lassen – bis schließlich Drag in mein Leben kam.

Da habe ich gemerkt, dass ich Drag nutzen kann, um diese Anteile auszuleben und diesen Teil meiner Persönlichkeit zu entfalten. Mittlerweile habe ich diese beiden Teile vereint und verstanden, dass ich non-binär bzw. genderfluid bin – also mich irgendwo zwischen beiden Polen bewege."

Barbie Breakout über HIV

Barbie Breakout steht nicht nur an internationalen Gedenktagen wie dem Welt-Aids-Tag für die Aufklärung über HIV ein, den Umgang mit der Krankheit und ihre Behandlung. In einem Interview mit der bundesweiten Präventionskampagne IWWIT der Deutschen Aidshilfe erzählt sie von ihrer HIV-Infektion, der Medikamenten-Therapie und Kontrollterminen. HIV sei ein Thema, sagt sie, über das immer noch viel zu wenig gesprochen wird.

Barbie Breakout über das schwierige Klima für Queere in unserer Gesellschaft

Barbie Breakout scheut sich nicht davor, die politischen Entwicklungen in Deutschland zu kritisieren - und das, obwohl rechte Parteien queere Menschen anfeinden, stereotypisieren, ja sogar als Gefahr für die Gesellschaft verkaufen wollen. Sie schüren Ängste, um Wahlstimmen zu gewinnen, schreibt Barbie Breakout in einem Kommentar. Dabei würden etwa Homosexualität und Pädophilie miteinander in Verbindung gebracht und mit der Furcht vor den "bösen schwulen Kinderschändern" gespielt.

Aber auch die Manipulation von Kindern sei ein häufiger Vorwurf, wenn Queere in Schulklassen gehen oder Buchlesungen anbieten, um Vorurteilen und Berührungsängsten entgegenzuwirken. Von "Brainwashing" der Kinder sei die Rede, die sich das Queer-Sein aneignen könnten. Barbie Breakouts Antwort darauf lautet: "Nun wissen wir alle, dass das keine Entscheidung ist. Wer würde sich freiwillig für ein Leben entscheiden, das viel zu oft noch mit Ausgrenzung, Diskriminierung und unverhohlenem Hass einhergeht?"

Barbie Breakout werde auch dafür belächelt, immer wieder vor der Hetze gegen queere Menschen zu warnen. Dann erzählt sie Episoden wie diese:

"Mir schrieb letztes Jahr jemand auf Instagram, dass man mich häuten müsse, um mich dann bei lebendigem Leib zu verbrennen. Die Erde sei ein besserer Ort, wenn ich tot wäre. Denn ich hätte eine für Kinder gefährliche Agenda. Was war passiert? Ich hatte unter einem Post von meinem Freund Riccardo Simonetti kommentiert, dass ich stolz auf ihn wäre. Er zeigt mit seinem Buch "Raffi und sein pinkes Tutu" und seiner Präsenz so vielen Kids, dass man auch als queere Person glücklich und erfolgreich sein kann."

Barbie Breakout als Entertainerin

Wer die Unterhalterin Barbie Breakout erleben will, kann in ihre Podcasts reinhören. In "Bartschatten" kommentiert sie mit Conchita Wurst die amerikanische Drag-Casting-Show "RuPaul's Drag Race", den Podcast "2old2dieYoung, Kultur über und unter der Gürtellinie" mit Tatjana Berlin und Paul Schulz beschreiben die Macher*innen als "schwulkulturhistorischen Nachhilfepodcast für die Insta-Generation der queeren Kids" und in "Tragisch, aber geil", dem Podcast zu ihrem gleichnamigen Buch, spricht Barbie Breakout mit queeren Gästen über deren Lebensgeschichten.

Digitale Rebellinnen

Eine Plakat-Ausstellung über "Digitale Rebellinnen" entsteht auf dem Festival für die digitale Gesellschaft "re:publica" in Berlin. Das Projekt wurde aus über 1.300 Ideen ausgewählt und ist von 5. bis 7. Juni in der Arena Berlin zu sehen.

Hier geht es zur Übersicht mit allen "Digitalen Rebellinnen"

Die Ausstellung wird täglich live vor Ort ergänzt mit Porträts von Frauen aus der Tech-Branche. "Wir wollen mit unserer Plakat-Ausstellung Personen der digitalen Welt vorstellen und greifbar machen, die sich für Diversität, Empowerment, Ethik und Soziales stark machen", so Kuratorin Rieke C. Harmsen.

Live und vor Ort können die Teilnehmer*innen der re:publica ihre Vorschläge für Personen einreichen, die Teil der "Rebellinnen"-Ausstellung werden sollten. Hier kannst du deinen Vorschlag einreichen!

Ausgangspunkt der Ausstellung bildet die bereits bestehende Schau über "Rebellinnen". Diese zeigt eine Auswahl von über 20 Frauen aus der deutschen Geschichte - aus Politik, Gesellschaft, Kultur oder Wissenschaft. Diese wird ergänzt durch weitere Frauenportraits in einer digitalen Ausstellung.

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