Drag Queen und Drag Kings

Sie tragen glitzernde Kleider, hochhackige Schuhe, Perücken und viel Schminke: Dragqueens sind ein Hingucker – nicht nur am Christopher Street Day. Doch woher stammt der Begriff "Dragqueen"? Und welche Verbindungen gibt es zur evangelischen Kirche?

Entstehung des Begriffes Dragqueen

Der Begriff "Drag" kommt aus der US-amerikanischen Queer-Szene, doch gibt es unterschiedliche Thesen in Bezug auf die Entstehung. So könnte der Begriff als Abkürzung verstanden werden für "Dressed resembling a girl", also soviel bedeuten wie "ein Mensch, der sich in der Art eines Mädchens kleidet". Andere gehen davon aus, dass der Begriff aus dem Theater stammt und sich auf Schauspieler beruft, die lange Röcke auf der Bühne hinter sich herziehen, englisch: "to drag".

Früher wurde auch der Begriff "Transvestit" genutzt. Unter dem Begriff Travestie versteht man die Verkleidung mit Federn, Pailetten, Kostümen. Inzwischen ist dieser Begriff allerdings nicht mehr gebräuchlich. 

Als "Drag Queens" bezeichnen sich in der Regel Personen mit männlicher Identität, die sich Kleidung tragen, die nach der heterosexuellen Norm für das andere Geschlecht vorgesehen ist. "Drag Kings" sind umgekehrt Personen mit weiblicher Identität, die sich mit eher männlicher Kleidung und Aussehen zeigen. 

Manche fühlen sich durch Drag Queens in ihrer "männlichen" Identität provoziert

Teile der Mehrheitsgesellschaft finden Drag Queens wunderbar. Das zeigte bereits die Österreicher*in Conchita Wurst mit ihrem Lied "Rise Like A Phoenix", das im Jahr 2015 den European Song Contest gewann.

Andere Gruppierungen fühlen sich von Drag Queens provoziert, weil sie an den Geschlechterrollen rütteln, besonders an bestimmte Vorstellungen von Männlichkeit. 

Evangelische Kirche und Drag-Queens

Die evangelischen Landeskirchen äußern sich in den Synoden oder Verlautbarungen bislang kaum zum Thema. Doch gibt es Ausnahmen: Der Frankfurter Gemeindepfarrer Nulf Schade-James macht sich schon seit den 1980er Jahren stark für die Gleichstellung von Schwulen und Lesben. Er ist Pfarrer der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau – und verwandelt sich selbst gelegentlich in eine Drag-Queen. Im Herbst 2001 trug er mit einer emotionalen Rede vor der Synode dazu bei, dass das Gremium ein Jahr später mit großer Mehrheit die Segnung homosexueller Partnerschaften in der Kirche ermöglichte.

2019 hatte die Frankfurter Gemeinde die Idee zu einer "Gala der Travestie" - damals als Erinnerung an den 50. Jahrestag des Aufstands gegen den Polizeieinsatz in der New Yorker Szenebar "Stonewall Inn", der als Beginn der queeren Bewegung gilt. Ehrengast auf der ersten Gala war ein Urgestein der Travestie-Szene: Cristina aus Amsterdam. Der inzwischen verstorbenen Travestie-Künstlerin widmete Pfarrer Schade-James eine eigene Show. 

Seit 1983 war seine Gemeinde außerdem Treffpunkt für die Gruppe "Homosexuelle und Kirche". Jedes Jahr trommelt Schade-James seine Anhängerinnen und Anhänger zum Christopher Street Day Frankfurt. Im Porträt erzählt Pfarrer Nulf Schade-James, warum jeder Mensch ab und zu "ein bisschen Glitzer" tragen sollte. 

Drag-Queens in Katholischer Kirche

Dass die Drag-Queens auch immer wieder für Aufruhr und Kritik in Gemeinden sorgen, zeigte ein Vorfall in der katholischen Kirche: Dort wurde im Bistum Main im Juni 2023 ein Abendprogramm unter dem Motto "Queer in Church" organisiert, zu dem auch die regionalen LSBT-Gruppen eingeladen wurden.

Doch die geplante Aufführung von zwei Drag-Queens in der Kirche St. Antonius wurde durch konservative und rechtsgerichtete Webseiten-Betreiber heftig kritisiert, es kam zu Beleidigungen und Gewaltandrohungen.

Kirche & Queer: Ein Lexikon

Der Begriff "queer" steht für Personen, deren sexuelle Orientierung nicht heterosexuell ist, sowie Geschlechtsidentitäten, die nichtbinär oder nicht-cisgender sind. In unserem Sonntagsblatt-Lexikon erklären wir die Begriffe – und erläutern, wie die evangelische Kirche zum Thema steht; oder wir stellen Personen vor, die sich mit einem der Begriffe identifizieren.

Hier geht es zum Sonntagsblatt-Lexikon "QUEER".

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