Europa vor Ort: Aus Mitteln des europäischen Förderfonds "Leader" hat die evangelische Apostelkirche Miesbach einen Zuschuss von 260.000 Euro für den Umbau des Gemeindehauses erhalten. Das Projekt erfülle wichtige Förderkritierien, "weil es den Fokus auf Beteiligung und Bürgerengagement legt", sagte der Miesbacher Leader-Manager Simon Kortus. Kortus ermutigte Kirchengemeinden, sich bei neuen Projekten vom zuständigen Leader-Manager beraten zu lassen. "Jede Idee ist es wert, geprüft zu werden", so der Koordinator. Er sei "dankbar für jeden, der die Region mitgestalten möchte".
Das Leader-Programm der EU fördert seit 1991 innovative Projekte im ländlichen Raum. In Bayern sind derzeit 68 Leader-Aktionsgruppen anerkannt. Für die Förderperiode 2014 bis 2020 stehen laut Landwirtschaftsministerium 115 Millionen Euro an EU- und Landesmitteln zur Verfügung.
Auch die Miesbacher Vertrauensfrau im Kirchenvorstand, Betty Mehrer, will Gemeinden ermutigen, Leader-Mittel in Anspruch zu nehmen. "Wir haben mit unserem Antrag offene Türen eingerannt", sagte Mehrer, die auch Mitglied der bayerischen Landessynode ist. Der Zuschuss ist ein wichtiger Baustein für das 2,1-Millionenprojekt, bei dem das alte Gemeindehaus umgebaut, erweitert und energetisch grundsaniert werden soll. 750.000 Euro übernimmt die Landeskirche, 450.000 Euro steuert die Gemeinde aus Rücklagen bei, 400.000 Euro muss sie aus Spenden gewinnen. Baubeginn ist im April, geplante Fertigstellung zum Jahresende.
Nötig sei der Umbau, weil die Teilnehmerzahlen bei Gemeindeveranstaltungen in den letzten zehn Jahren um 166 Prozent gestiegen seien, sagte Pfarrer Erwin Sergel: "Wir haben Full House, das Gemeindehaus stößt an seine Kapazitätsgrenzen." Als Grund für den starken Zuwachs nannte Sergel eine attraktive Jugendarbeit und Kirchenmusik sowie die Vernetzungsarbeit mit Kommunen und Einrichtungen im Lutherjahr 2017. "Davon profitieren wir immer noch", so der Pfarrer.
Kernstück des Umbaus wird das neue Foyer, das als lichter Glasbau die Lücke zwischen Kirche und Gemeindehaus schließt. "Das Foyer wird ein Alleskönner für Kleinkunst, Café und Begegnungen", freut sich Erwin Sergel. Neben der Zweckmäßigkeit stehe "Behaglichkeit" an oberster Stelle, ergänzt Vertrauensfrau Betty Mehrer: "Kirche muss ein Raum sein, an dem man sich wohlfühlt, wo man gerne bleibt."
Deshalb müsse schon die Architektur einladenden Charakter haben. Eine umlaufende Bank im Foyer lade zum Verweilen ein, die Wand zur Kirche werde mit Holz verkleidet, "damit man sich auch gerne anlehnt", eine Kaffeemaschine und ein Trinkbrunnen sorgten für Gastlichkeit, der Kicker zum Zeitvertreib, die angeschlossene Küche für Bewirtungsmöglichkeiten. Auch die Freiflächen vor der zentral in der Stadt gelegenen Kirche würden neu gestaltet. "Hier laufen jeden Tag unzählige Schüler und Passanten vorbei, ihnen wollen wir Platz bieten", sagt Mehrer.