Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) will zum Start des neuen Schuljahres am 8. September zum Regelbetrieb zurückkehren - wenn die Corona-Infektionszahlen dies zulassen. Außerdem kündigte er Fördermittel für zusätzliche Ferienbetreuungsangebote für Schüler der Klassen 1 bis 6 an.

Die Staatsregierung setzt dabei auf die Expertise des Bayerischen Jugendrings (BJR). Mit dem Dachverband wurde deshalb eine Vereinbarung geschlossen, um die dafür benötigten Kapazitäten an Ferienbetreuung in den nächsten fünf Wochen zu schaffen. Denn vielerorts wurden geplante Angebote wegen Corona abgesagt.

Piazolo sagte, sein Wunsch-Szenario sei, dass es ab dem kommenden Schuljahr wieder jeden Tag Präsenzunterreicht für alle Schüler gebe. Weil in diesem Szenario das derzeitige Abstandsgebot von 1,5 Metern nicht weiter eingehalten werden kann und für den Fachunterrichte die Klassen teilweise "aufgebrochen" werden müssten, sei das nur möglich, wenn die aktuellen Hygienevorgaben so nicht mehr nötig seien.

Weil das aktuell aber unsicher ist, werden im Kultusministerium auch drei Alternativen geplant:

Weiterhin ein Wechsel von Präsenz- und digitalem Distanzunterricht, regionale oder landesweite Schulschließungen.

Piazolo betonte erneut, dass Lehrpläne wegen der Corona-Pandemie angepasst und ein "großzügiges Vorrücken auf Probe" gewährt werden sollen. Je nach Schulart sollen Schülerinnen und Schüler, die etwa auf Probe vorgerückt sind oder Wissenslücken haben, ab September bis zu den Herbst- oder Weihnachtsferien mit speziellen Förderangeboten unterstützt werden. Der Opposition im Landtag ist das zu wenig.

Die Grünen forderten beispielsweise das Angebot einer "Sommerschule" in den Ferien zum Stoff-Nachholen für alle. Sie will einen entsprechenden Antrag in den Landtag einbringen, kündigte die Grünen-Fraktion an.

Die SPD-Fraktion monierte, der Regelbetrieb an den bayerischen Schulen müsse endlich wieder zum Normalzustand werden - lediglich an Corona-Hotspots sollten Ausnahmen davon gemacht werden. "Der normale Präsenzunterricht sollte immer oberste Priorität haben - und das nicht erst nach den Sommerferien", sagte SPD-Bildungspolitikerin Simone Strohmayr.

Corona und Schule: Bayerischer Jugendring nennt Frist "sportlich"

In Gebieten mit wenigen Corona-Fällen hätte man "längst zum Regelbetrieb übergehen können". Die Ankündigung, das Schüler mit Corona-Wissenslücken gefördert werden sollen, begrüßte die SPD - monierte aber "das Ganze" als "noch sehr unausgegoren".

Der Büroleiter des Bayerischen Jugendring (BJR), Patrick Wolf, sagte, der Verband freue sich über das Vertrauen, das die Staatsregierung ihm entgegenbringe. Man werde nun alles tun, um ausreichend Plätze in Ferienangeboten für erst- bis Sechstklässler auf die Beine zu stellen.

Dazu will der BJR "in den nächsten Tagen und Wochen" zum einen Träger vor Ort motivieren, weitere Angebote neben bereits geplanten auf die Beine zu stellen - oder auch bereits abgesagte Ferienangebote nun doch umzusetzen. Die Frist von viereinhalb Wochen bis zum Start der Sommerferien sei sportlich, aber "durchaus auch machbar".

Eltern sollten die Wahl haben zwischen Präsenz- und Distanzunterricht

Der Vorsitzende des Bayerischen Elternverbandes (BEV), Martin Löwe, sagte  Sonntagsblatt.de, er freue sich, dass der Normalbetrieb in den Schulen nach den Sommerferien "zumindest angestrebt" wird. Die Eltern hätten in den vergangenen Wochen und Monaten sehr gelitten.

Gleichwohl sagte Löwe, dass viele Eltern Bauchschmerzen bei einer raschen Rückkehr zum Normalbetrieb ohne Abstandsregeln in den Schulen hätten. Auch rechnet der BEV-Chef angesichts der Sommerurlaube "nicht mit einem Rückgang des Infektionsgeschehens". Für ihn wäre die beste Lösung, Eltern und Schülern die Wahl zwischen Präsenz- und Distanzunterricht zu lassen.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar von Susanne Schröder "Gesucht: Krisenfester Schulbetrieb trotz Corona".