Früher besuchten unsere Mutter-Kind-Kurse Frauen mit Kindern zwischen null und drei Jahren. Jetzt sind die Kinder meist nicht älter als zwölf Monate", erklärt Beate Hauck, die gerade die sich in Elternzeit befindliche Melanie Heine als Leitung der FBS vertritt. Einen Grund für diese Alterseinschränkung kennt Margarete Braunschweiger-Hager: "Mütter müssen heutzutage idealerweise nach einem Jahr wieder dünn und voll einsatzfähig sein", sagt die Sozialpädagogin, die sich seit rund 40 Jahren vorwiegend mit Eltern und Babys befasst. Das sage zwar kein Arbeitgeber, auch nicht die Väter, die seit vielen Jahren schon selbstverständlich die Mütter bei der Versorgung der Babys und der Organisation des Alltags unterstützten. Das sage aber – manchmal direkt, manchmal indirekt – die Gesellschaft.

Es sei mittlerweile ein ungeschriebenes Gesetz, dass Frauen baldmöglichst wieder zu funktionieren haben. Diesem Zeitgeist und dem damit verbundenen Druck seien viele althergebrachte Wahrheiten geopfert wurden, die an der FBS wieder in Erinnerung gerufen werden. Zum Beispiel, dass Babys nicht immer dann gestillt werden sollen, wenn sie gerade wach sind und die Mutter immer parat stehen muss, sondern idealerweise sich einen Vier-Stunden-Rhythmus angewöhnen.

Ratgeber Internet bei Problemen mit dem Kind

"Früher konnten Frauen noch mehrere Tage nach der Entbindung bleiben und sich und das Kind entsprechend einstellen. Heute geht es so bald wie möglich nach Hause. Und wenn Fragen auftauchen, bietet dann das Internet fragwürdige Lösungen", meint Hauck. Wenn dem Kind beispielsweise nicht antrainiert wird, dass es zum Schlafen abgelegt wird, dann wundern sich viele Frauen, wieso der Nachwuchs einfach nicht ruhig bleiben will. Bei Braunschweiger-Hager tauchen oft Fragen wie diese von Müttern auf: "Jetzt war ich zwei Stunden lang im Möbelhaus unterwegs, die Kleine hat geschlafen – und zu Hause dann vier Stunden geschrien. Hab ich jetzt ein Schreikind?"

"Ich habe mich schon Mitte der 1970er-Jahre gefragt, warum Kinder so unterschiedlich reagieren, und durch Studien am Kinderzentrum München festgestellt, dass Veranlagung, äußere Einflüsse und vor allem das Verhalten der Eltern ausschlaggebend sind", erinnert sich die Therapeutin. Die gute Nachricht: "Meist kann ich in maximal vier Beratungsstunden den Eltern und Kindern individuell helfen; oft reicht auch nur ein Gespräch."

Eltern sind offener als früher

Was sich ebenfalls verändert habe: Junge Eltern seien heute viel offener gegenüber manchmal sehr persönlichen Fragen, wenn am FBS einem Problem auf den Grund gegangen werden soll. Oft geschieht das dann mittlerweile nicht mehr während fester Gruppenstunden. "Unsere Besucher schätzen immer mehr die offenen Treffs, zu denen man je nach Zeit und Laune kommen kann", meint Beate Hauck. Dazu eignen sich auch die hausinternen Krabbelgottesdienste, zu denen jeder willkommen sei.

Das FBS sieht sich bei seinen Beratungsangeboten nicht in Konkurrenz mit anderen "Playern" städtischer oder sozialer Natur in Nürnberg. Nicht nur, weil man als Einrichtung der evangelischen Landeskirche nicht zwingend gewinnorientiert arbeiten müsse und den diakonischen Gedanken pflegen könne. "Wir arbeiten eng vernetzt zusammen in der Stadt", erklärt Hauck. Vernetzung ist auch das Stichwort, wenn es um Pläne der Einrichtung in der Nürnberger Südstadt geht: Beate Hauck schwebt eine Erweiterung des Angebots auch für Senioren vor, um das gesamte Spektrum der Familie abzudecken. Doch das ist noch Zukunftsmusik.