Die gebräuchlichste Bezeichnung für Menschen, die sich selbst als nicht heterosexuell und nicht cisgeschlechtlich (eine Person lebt entsprechend dem Geschlecht, mit dem sie bei der Geburt identifiziert wurde) bezeichnen, ist LGBTQ. Das Akronym setzt sich aus den fünf englischen Wörtern "Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender, Queer” zusammen, umfasst also zunächst lesbische, schwule, bisexuelle, transsexuelle und queere Personen.

Meist steht hinter LGBTQ noch ein + oder ein Sternchen. Damit wird darauf aufmerksam gemacht, dass nicht alle Menschen durch die fünf Begriffe repräsentiert werden und es weitere Identitäten gibt. Aus diesem Grund hat sich eine weitere Bezeichnung etabliert, die neben den bereits genannten Gruppen ein breiteres Spektrum an Identitäten abbildet.

Das Akronym LGBTQIA + bezeichnet auch intersexuelle Menschen (Menschen mit unterschiedlichen körperlichen Geschlechtsmerkmalen, von denen einige als weiblich und andere als männlich bezeichnet werden können) und asexuelle Menschen (Menschen, die wenig oder kein Interesse an Sex haben). LSBT*Q ist die deutsche Übersetzung von LGBTQ+.

Wie hat sich der Begriff genau entwickelt?

Die Entwicklung des Begriffs "LGBTQ" und seiner zahlreichen Abwandlungen steht in engem Zusammenhang mit der Entstehung und Verbreitung der sogenannten Queer-Theory Anfang der 1990er Jahre. In einer Analyse der Universität Klagenfurt heißt es dazu: "Queer Theory analysiert Heterosexualität und rigide Zweigeschlechtlichkeit als kulturelle Konstruktionen und soziale Verhältnisse".

Anknüpfend an feministische Theorie und Rassismuskritik entwickelt sich "Queer Theory" als eine Ideensammlung, die sich kritisch mit dem "Verhältnis von Sexualität, Geschlecht, Kultur und Gesellschaft" befasst. Damit schafft sie eine Grundlage für Menschen, die schwul, lesbisch, bi- oder transsexuell sind, und es entsteht der gemeinsame Begriff "LGBT", um diese Gruppe unter einer einheitlichen Bezeichnung zusammenzufassen.

Die unterschiedlichen Flaggen und ihre Bedeutung

Eng verbunden mit der Darstellung der LGBTQIA-Bewegung in der Öffentlichkeit sind die verschiedenen Flaggen der einzelnen Gruppen. Die Regenbogenfahne (auch "Pride Flag" genannt) ist dabei das prominenteste Beispiel und repräsentiert als Zeichen für Vielfalt und Toleranz einen großen Teil der queeren Community. Die sechs Farben der vom Künstler Gilbert Baker entworfenen Flagge haben jeweils eine eigene Bedeutung. Pink symbolisiert beispielsweise Sexualität und Blau steht im Farbspektrum für Harmonie. Neben dieser Flagge gibt es weitere, die explizit für bestimmte sexuelle Orientierungen stehen. So besteht die Flagge für Transsexuelle aus blauen, rosa und weißen Streifen.

Daneben gibt es unter anderem Flaggen für bisexuelle, lesbische oder nicht-binäre Menschen. Seit 2018 wird auch die "Progress Pride Flag" verwendet, die eine Weiterentwicklung der ursprünglichen Regenbogenflagge ist. Sie soll die Vielfalt der queeren Community besser repräsentieren und inklusiver sein. Die Flagge enthält zusätzliche Pfeile in den Farben weiß, rosa und hellblau, die transgeschlechtliche und nicht-binäre Identitäten symbolisieren.

Die neue Version der Progress Flag
Die "Progress Pride Flag" wurde 2018 vom Künstler Daniel Quasar entworfen. Im Bild ist eine weitere Version zu sehen, die von Valentino Vecchietti um die Inter-Flagge erweitert wurde.

Wie hoch ist der Anteil derer, die sich der LGBTQIA-Community zugehörig fühlen?

Wie eine Studie des Leben- und Schwulenverbandes aus dem Jahr 2023 feststellt, ordnen sich 11 Prozent der Deutschen zur LGBT+-Community. Mit knapp einem Viertel ist dieser Anteil in der Generation von Menschen, die 1997 oder später geboren wurden, dabei am größten. 

Warum fasst man so viele Menschen unter einem Begriff zusammen?

Gemeinsam ist der queeren Community, dass sie dem heteronormativen Gesellschaftsverständnis widerspricht. Allerdings sind die verschiedenen Identitäten in unterschiedlichem Maße von Diskriminierung betroffen. Ihre Privilegien und ihre Akzeptanz in der Gesellschaft können ebenfalls variieren. Auch die Zusammenfassung der verschiedenen Identitäten unter den bereits genannten Akronymen oder dem Sammelbegriff "queer" wird kritisch gesehen. Gerade durch "LGBTQ" ohne den Zusatzstern oder das Plus fühlen sich nicht alle Menschen mitgemeint. Mit dem Sammelbegriff "queer" können sich auch Menschen bezeichnen, die sich nicht in bestimmte Kategorien einordnen wollen.

LGBTQIA+ und Kirche

Der Umgang mit Menschen aus der LGBTQIA-Community in der evangelischen Kirche variiert zwischen den einzelnen Landeskirchen. Strukturelle Benachteiligung oder Diskriminierung stehen Toleranz und aktiver Unterstützung queerer Menschen gegenüber. 

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) als Ganzes hat im Laufe der Jahre Diskussionen über diese Themen geführt, und es gibt unterschiedliche Meinungen und Ansichten innerhalb der Kirche. Einige Vertreter*innen der EKD haben sich für mehr Offenheit und Toleranz gegenüber LGBTQ-Menschen ausgesprochen, während andere an einer traditionelleren Sichtweise festhalten.

Das gilt auch für die bayerische Landeskirche im Speziellen. Einige Gemeinden und Pfarrer*innen innerhalb der ELKB haben eine inklusive Haltung gegenüber LGBTQ-Menschen eingenommen, einschließlich der Segnung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften und einer Förderung der Akzeptanz von LGBTQ-Personen in der Kirche.

Es gab jedoch auch konservativere Strömungen innerhalb der ELKB, die an traditionellen Vorstellungen von Ehe und Sexualität festhalten und LGBTQ-Beziehungen ablehnen. Die ELKB hat im Laufe der Jahre Diskussionen und Debatten über diese Themen geführt, und es gibt unterschiedliche Meinungen und Ansichten innerhalb der Landeskirche.

Kirche & Queer: Ein Lexikon

Der Begriff "queer" steht für Personen, deren sexuelle Orientierung nicht heterosexuell ist, sowie Geschlechtsidentitäten, die nichtbinär oder nicht-cisgender sind. In unserem Sonntagsblatt-Lexikon erklären wir die Begriffe – und erläutern, wie die evangelische Kirche zum Thema steht; oder wir stellen Personen vor, die sich mit einem der Begriffe identifizieren.

Hier geht es zum Sonntagsblatt-Lexikon "QUEER".

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