Angesichts der drohenden Energiekrise hat der bayerische Kunstminister Markus Blume (CSU) Unterstützung für die freie Kulturszene in Bayern zugesagt. Nach den beiden schweren Corona-Jahren müsse der Freistaat alles tun, "damit sich Kunst und Kultur in diesem Winter voll entfalten können", sagte der Politiker am Dienstagabend beim ersten Ökumenischen Kunst-Empfang der beiden Kirchen in der Katholischen Akademie. Er habe vor, freien Künstlern auch über das drei Millionen schwere Neustart-Paket hinaus "unter die Arme zu greifen", sagte Blume.

Kardinal Reinhard Marx und der Münchner Regionalbischof Christian Kopp hatten Kunstschaffende zu dem Empfang eingeladen. "Kunst, Kultur und Religion sind Schwestern", sagte Kopp. Weder Kunst noch Religion sei ohne Beziehung zu Menschen möglich. Kardinal Marx verwies darauf, dass Menschen schon "vor hunderttausend Jahren gesungen und getanzt haben". Zum Menschsein gehörten Religion und Kunst "koexistent" dazu.

Die Kirchen hatten während der Coronazeit ihre Gotteshäuser geöffnet, um Künstlerinnen und Künstlern eine Möglichkeit zum Auftritt und somit zu einer Einnahmequelle zu bieten. Zudem riefen sie mit der Online-Plattform "kunst-netz-werk" ein digitales Projekt ins Leben, das nach eigenen Angaben rund 38.000 Menschen erreichte.

Bei der Podiumsdiskussion des Kunstempfangs forderte die bildende Künstlerin Stefanie Unruh ein gesetzlich verankertes Ausstellungshonorar, mehr günstige Atelierräume in staatlichen Immobilien und regelmäßige, projektfreie Förderprogramme für freie Künstler. "Von einem einmaligen Stipendium kann man nicht leben", sagte Unruh. Der Schauspieler und Künstler Stefan Hunstein betonte, dass Kunst kein Entertainement sei, "sondern die Existenzgrundlage für eine funktionierende Demokratie". Kunst ermögliche Menschen einen Erkenntnisgewinn in einer Welt jenseits der Dinge. Sie könne Identität schaffen, sagte Hunstein: "Das macht die Gesellschaft reicher, so wachsen wir zusammen."

Ökumenischer Kunstempfang 2022
Ökumenischer Kunstempfang 2022: Die Künstlerin Ruth Geiersberger und ihre Performance
Ökumenischer Kunstempfang 2022
Ökumenischer Kunstempfang 2022: Kunstminister Markus Blume, Künstlerin Stefanie Unruh, Landessynodale Claudia Köhler, Künstler Stefan Hunstein und Moderatorin Rieke Harmsen.
Ökumenischer Kunstempfang 2022
Ökumenischer Kunstempfang 2022: Der bayerische Kunstminister Markus Blume.
Ökumenischer Kunstempfang 2022
Ökumenischer Kunstempfang 2022
Ökumenischer Kunstempfang 2022
Ökumenischer Kunstempfang 2022: Regionalbischof Christian Kopp und Kardinal Reinhard Marx.

Der Direktor der Katholischen Akademie in Bayern, Achim Budde, die den Kunstempfang mitveranstaltet hatte, nannte die Kunst "systemrelevant, weil sie den Menschen das Menschsein ermöglicht". Kunst und Kunst zu fördern, gehöre zu einer "programmatischen Kernaufgabe" der Katholischen Akademie, Kunstausstellungen zu deren "DNA". Milliarden für Unternehmen wie die Lufthansa während der Corona-Krise oder in der aktuellen Energieknappheit für eine Gaspreisbremse seien zwar wichtig, "aber was könnte man mit einem Bruchteil davon im Kunstbereich ausrichten".

Nach einer Klang-Geräusch-Wort-Performance der Künstler Ruth Geiersberger, Ardhi Engl und Geoff Goodmann zeigte ein Video-Beitrag kirchliche Kunst-Projekte der vergangenen Monate. Danach hielt die Schriftstellerin Nora Gomringer ein Impulsreferat. Im Anschluss daran tauschten sich bei einer Podiumsdiskussion der bayerische Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, Markus Blume, mit der evangelischen Synodalen und Landtagsabgeordneten Claudia Köhler und den Künstlern Stefan Hunstein und Stefanie Unruh aus.

In den Räumen waren Arbeiten von Stipendiaten der Cusanusstiftung in einer gemeinsamen Ausstellung der Deutschen Gesellschaft für christliche Kunst und der Katholischen Akademie in Bayern zu sehen.