Der Georgi-Ritt

Freude und Anspannung sind groß, wenn am Ostermontag in Traunstein wieder der Ruf ertönt: "Hie gut allweg - alten Brauches Pfleg, nach Ettendorf wir reiten - wie zu Väters Zeiten." Mit diesem Satz beginnt auf dem Stadtplatz der Georgi-Ritt, an dem über 1.000 Menschen aus der Region mitwirken.

Mit durchschnittlich bis zu 25.000 Besuchern und bis zu 350 prächtig herausgeputzten Pferden aus der ganzen Region gehört die traditionelle Pferdewallfahrt von Traunstein zur Segnung am Ettendorfer Kircherl zu den größten Brauchtumsveranstaltungen in Bayern.

Schwertertanz

Nicht weniger spektakulär ist der auf einen alten germanischen Frühlingsbrauch zurückgehende Schwertertanz mit seinen akrobatischen Einlagen auf dem Stadtplatz.

Er symbolisiert den Sieg des Frühlings über den Winter. Sowohl der Georgi-Ritt wie der Schwertertanz wurden 2016 ins Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen.

Die aufwendig geschmückten Wagengespanne für die Gebirgsschützen, Trachtler und Musikgruppen und die historischen Kutschen für die Prominenz verleihen der Veranstaltung Glanz.

Zahlreiche mittelalterlich gewandete Ritter, Landsknechte, Edelfräulein und Fanfarenbläser in farbenprächtigen Kostümen sowie die Geistlichkeit geben dem Umzug ein eindrucksvolles Erscheinungsbild.

Pferdewallfahrt
Mit aufwendigen historischen Kostümen und herausgeputzten Pferden ist der Georgi-Ritt von Traunstein zum Ettendorfer Kircherl ein Touristenmagnet.
Pferdewallfahrt
Akrobatischer Start mit zahlreichen Schaulustigen: der Schwertertanz auf dem Stadtplatz

Zeichen der Verbundenheit

Erstmals sitzt an diesem Ostermontag auch der evangelische Dekan Peter Bertram in einer der Ehrenkutschen des St.-Georgs-Vereins, zusammen mit dem katholischen Weihbischof Wolfgang Bischof.

Er folgt damit einer persönlichen Einladung des Vereinsvorsitzenden Simon Schreiber, der sich eng mit der Vorstandschaft abgestimmt hat.

"Wir wollen damit nicht nur über Ökumene reden, sondern sie auch leben und ein starkes Zeichen setzen. Schließlich umfasst das evangelische Dekanat mit Sitz in Traunstein vier Landkreise", sagt Schreiber.

Als "wichtiges Zeichen der Verbundenheit mit der Stadt, ihrem Brauchtum und Traditionen und den Kirchen", wertet Bertram seine Teilnahme. Er ist in prominenter Gesellschaft: Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber sind dabei.

Die Wurzeln der Bräuche

Beim Osterritt zu Ehren des heiligen Georg als Schutzpatron der Pferde und Reiter erbitten die Menschen traditionell den Segen für Tiere, Feldarbeit und heimischen Stall.

Der erste schriftliche Nachweis des Georgi-Ritts in Traunstein lässt sich in einer Ettendorfer Kirchenrechnung aus dem Jahr 1762 festmachen. Der Brauch selbst dürfte viel älter sein und seine Wurzeln in altgermanischen Flurumritten haben.

Auf die lange Tradition verweist auch das hohe Alter des Ettendorfer Kircherls. Es ist erstmals 1120 urkundlich erwähnt. Der Schwertertanz wird seit 1926 aufgeführt, geht jedoch bereits auf das Jahr 1530 zurück.

Vor allem die historischen Figuren lassen bei dem Ritt, zu dem Touristen aus fern und nah anreisen, die Zeit des ausgehenden Mittelalters lebendig werden.

Teilnehmer des Zugs

Neben dem prachtvoll gewandeten Herold als Anführer des Zugs sind dies der ritterlich gewandete "Lindl", der als Wahrzeichen seit 1526 auf dem Brunnen am Stadtplatz Wache hält, und der "Eiserne Ritter", ein Symbol der Wehrhaftigkeit Traunsteins.

Mit Samtmantel, Federbarett und der goldenen Kette des Stadtoberhaupts begleitet die Figur des Hans von Schaumburg, Stadtpfleger von 1522 bis 1570, den Zug. Nicht zuletzt steht der heilige Georg in römischer Rüstung im Mittelpunkt des Festzugs. Er verbindet in Treue seit altersher Stadt und Land.

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