0-3 Jahre: Karfreitag und Ostern für Kleinkinder mit Birgit Wolfram

Erzieherin Birgit Wolfram

Birgit Wolfram ist Erzieherin, hat selbst vier Kinder und ist in der Familienarbeit der Evang.-Luther. Kirchengemeinde Paul-Gerhardt in München-Laim aktiv. Dort leitet sie Eltern-Kind-Gruppen und organisiert Mini- und Familiengottesdienste. 

Sonntagsblatt: Was haben Kinder im Alter von null bis drei Jahren für ein Verständnis von Tod und Sterben?

Birgit Wolfram: Für Kinder in diesem Alter ist der Tod nicht greifbar. Aber sie spüren ganz deutlich, dass "etwas" in der Luft liegt. Weil sich ihre Eltern oder Verwandten anders verhalten als sonst. Dreijährige fragen vielleicht schon nach, dann sollten Mama oder Papa etwas erzählen. Die Antwort darf ruhig "groß" ausfallen. So wird das Kind ein Stückchen mit hineingenommen in die Welt der Erwachsenen. Alles andere würde verunsichern.

Wie lässt sich die doch auch teils grausame biblische Ostergeschichte an Kleinkinder vermitteln – sollte sie überhaupt erzählt werden?

Ja, sie sollte erzählt werden. Natürlich nicht in allen (grausamen) Einzelheiten! Ich arbeite viel mit kleinen Püppchen und Tüchern. Weil Kinder mehr mit ihren Sinnen aufnehmen als über die Sprache.

Wenn ich diese Geschichte für Kleinkinder vorbereite, ist mein Ziel: Ich wünsche mir, dass die Kinder Jesus mögen! Dass sie miterleben, was er erlebt.

Und sich zum Schluss freuen.

Welche Möglichkeit gibt es, die Ostergeschichte bildlich/spielerisch darzustellen?

Ich habe zur Coronazeit Minifilme gedreht für meine Kindergruppen. Zu Karfreitag und Ostern. Hier sind zwei ganz praktische Beispiele im Video:

Birgit Wolfram zeigt, wie sie die biblische Geschichte um Jesus Christus Tod an Karfreitag für Kleinkinder altersgerecht aufbereitet und erzählt.
Birgit Wolfram zeigt, wie sie die biblische Geschichte um Jesus Christus Tod an Karfreitag für Kleinkinder altersgerecht aufbereitet und erzählt.

Können Kinder in diesem Alter das Sterben und Auferstehen Jesus begreifen?

Ich weiß nicht, was Kinder in diesem Alter begreifen oder nicht begreifen. Aber ich möchte eine Tür aufstoßen für später: Dass diese kleinen wunderbaren Menschen mit Freude biblische Geschichten hören, in den Kindergottesdienst gehen und Gott erleben. Die Frage ist auch für uns Erwachsene spannend: Was habe ich denn schon begriffen von Jesu Tod und Auferstehung? Wachsen wir nicht alle schrittweise hinein in den Glauben, in die Vertrauensbeziehung zu Jesus?

4-6 Jahre: Karfreitag und Ostern für Kindergartenkinder mit Susanne Menzke

Pfarrerin Susanne Menzke

Susanne Menzke ist Pfarrerin und arbeitet beim Religionspädagogischen Zentrum Heilsbronn als Referentin für Frühe religiöse Bildung. In dieser Funktion begleitet sie auch den evangelischen Kita-Verband Bayern in Fragen der religiösen Bildung.

Sonntagsblatt: Was haben Kinder im Kindergartenalter für ein Verständnis von Tod und Sterben?

Susanne Menzke: Anfangs verbinden ganz kleine Kinder mit dem Begriff Tod zunächst nur, dass der/die Tote gerade nicht da ist. Sie verstehen Trauer nicht wesentlich anders als den Schmerz bei einer vorübergehenden Trennung etwa von den Eltern, wenn sie in die Kita gebracht werden. Es dauert seine Zeit, bis Kinder zwischen tot und lebendig unterscheiden zu können.

Sie denken darüber nach, wo die Toten sind und ob sie "im Himmel" etwa einen Schnuller zum Trösten brauchen, ob man dort spielen kann. Nach und nach erwachen die Neugier und das Interesse am Thema Tod und der Vergänglichkeit.

Dann wird wichtig sein, ihre unterschiedlichen Fragen behutsam und ehrlich zu beantworten und dabei auch darauf zu achten, was Kinder lieber nicht wissen wollen.

Meist erst ab dem Alter von 6 Jahren gewinnen Kinder dann allmählich eine Vorstellung von der Endgültigkeit des Todes.

Es ist wichtig, Kinder ernst zu nehmen und ihre Art der Auseinandersetzung mit dem Thema zuzulassen. Wo wir mit ihnen im Gespräch sind, sollten wir Tod beim Namen nennen und nicht umschreiben. Sind Kinder selbst vom Tod eines Menschen betroffen, so erleben sie die Stimmungen ihrer Bezugspersonen mit und machen sich zu dieser oft verunsichernden Situation ihre Gedanken. Daher ist es wichtig, dass sie nicht aus der Trauergemeinschaft ausgeschlossen sind und Menschen haben, sie an eigenen Gefühlen teilhaben lassen und denen sich die Kinder anvertrauen können.

Wie lässt sich die doch auch teils grausame biblische Ostergeschichte an Kleinkinder vermitteln – sollte sie überhaupt erzählt werden?

Wir können gar nicht anders, als auch schon kleinen Kindern die Ostergeschichte zu erzählen. Wenn für unseren Glauben Ostern eine große Rolle spielt, dann ist die Osterbotschaft auch für Kinder wichtig. Und doch wird ganz zu Recht gefragt, was wir Kindern in unserer Erzählung zumuten können, wie wir von Jesu Tod am Kreuz so erzählen können, sodass wir Kinderseelen nicht verletzen.

Es wird darauf ankommen, die Ostergeschichte als eine Hoffnungsgeschichte zu erzählen. Die Erzählung von Ostern, der Auferstehung Jesu, der neuen Hoffnung muss eindrücklicher sein als der Bericht von Jesu Tod am Kreuz. Besonders kleine Kinder brauchen es, dass wir nicht beim Tod stehen bleiben, sondern dass sofort schon die Osterbotschaft durchscheint, dass sie wissen: Wir brauchen nicht traurig zu bleiben. Die Liebe und das Leben sind stärker als der Tod.

Welche Möglichkeit gibt es, die Ostergeschichte bildlich/spielerisch darzustellen?

Mit der Ostersonne oder der Freude der Freunde Jesu oder der Botschaft der Engel oder dem Weizenkorn, das aufgeht, haben wir starke Bilder für die Osterbotschaft. Ein Beispiel: Im Kindergarten habe ich ausgewählte Stationen der Passionsgeschichte bis zu Jesu Tod am Kreuz mit einfachen Bildern erzählt und aus den Bildern ein Kreuz gelegt.

Die Kinder haben Blumen dazu gelegt und sich erinnert, was die Freunde mit Jesus alles erlebt hatten. Und dann sollten die Kinder erfahren und sehen können, dass von dem, wofür Jesus gelebt hat, nichts verloren geht, dass Jesus nicht im Tod geblieben ist, dass Gott ihn auferweckt hat: Ich hatte die Rückseite der Bilder so gestaltet, dass beim Umdrehen der Bilder eine große Ostersonne entstanden ist. Jesus lebt!

Ein anderes Mal haben wir aus Blumenkästen ein Kreuz gestellt: Das sah zunächst dunkel aus, weil die Blumenkästen mit altem toten Laub bedeckt waren. Darunter hat dann die Kirchenmaus entdeckt, dass neues Grün gewachsen ist, dass Hoffnung wächst, dass der Tod nicht das letzte Wort behält.

Mit Liedern wie "Seht, die Ostersonne lacht", "Jesus lebt, ich freue mich" oder "Er ist erstanden, Halleluja" können die Kinder in die Freude einstimmen und im Tanzen ihre Freude ausdrücken.

Können Kindergartenkinder das Sterben und Auferstehen Jesus begreifen?

Können Erwachsene das Sterben und Auferstehen Jesu begreifen? Es gibt Glaubensaussagen, die man nicht oder nur ansatzweise rational erfassen kann, die wir nicht begreifen können, weil sie unsere Lebenserfahrungen übersteigen. Deshalb sind Bilder und Symbole so wichtig, weil sie persönliche Erfahrungen und Gefühle aufnehmen und zugleich über sie hinausweisen.

Was wir genauso wie die Kinder erfahren können, ist, dass uns Jesus durch seinen Tod am Kreuz ganz nahe sein kann, wenn wir traurig sind.

Und wir können nachempfinden, dass mit Jesu Auferstehung Menschen wieder neue Hoffnung finden können. 

7-10 Jahre: Ostern und Karfreitag für Grundschulkinder mit Ann-Kathrin Förderreuther

Religionspädagogin Ann-Kathrin Förderreuther

Ann-Kathrin Förderreuther ist Religionspädagogin und Mutter von drei Kindern. Nach Stationen und Einsätzen im Religionsunterricht und Kirchengemeinden in Deggendorf und München arbeitet sie inzwischen in der Oberpfalz an einer Grundschule.

Sonntagsblatt: Was haben Kinder im Grundschulalter für ein Verständnis von Tod und Sterben?

Ann-Kathrin Förderreuther: Tod und Verlust sind sicherlich Themen, mit denen die meisten Kinder in diesem Alter bereits in Berührung gekommen sind. Ob in der Familie oder auch das Haustier, von dem sie sich verabschieden mussten. Größtenteils glauben sie dabei, dass der Mensch nach dem Tod zu Gott in den Himmel kommt und dieser Himmel "oben" ist. Es bietet sich an, diesen Gedanken aufzunehmen und noch zu erweitern: der Himmel Gottes, also Gottes Welt/das Reich Gottes, ist überall.

Wir können die Welt Gottes nicht sehen, schmecken oder riechen. Aber sie ist trotzdem da.

Wir können sie in unserem Herzen spüren. Und wenn man einen Schritt weiter zur Ostererzählung geht: Jesus ist in die Welt Gottes gegangen. Er ist nicht mehr auf der Erde. Wir können ihn nicht sehen, aber er ist dennoch mitten uns. 

Wie lässt sich die doch auch teils grausame biblische Ostergeschichte an Grundschulkinder vermitteln – sollte sie überhaupt erzählt werden?

Die Passionsgeschichte bzw. Ostergeschichte gehört zu den "schwierigen" Geschichten. Gerade in den Kindergärten werden diese Geschichten oft ausgespart, da man Angst hat, die Kinder zu überfordern und zu erschrecken. Aber "schwierige" Geschichten können die Gottesbeziehung der Kinder stärken: Herausforderungen und Zweifel sind zulässig, aber Gott begleitet uns auch in unseren Fragen und Zweifeln und dies kann unser Vertrauen stärken. 

Eine Hilfe ist es, wenn man die Passions- und Ostergeschichte für die Kinder in einem großen Bogen spannt und auch die Stationen vor der Kreuzigung und der Auferstehung bespricht. Dabei ist es hilfreich, die Ostergeschichte unter dem Aspekt "Gemeinschaft - Beziehung - Vertrauen" zu beleuchten und die "grausamen" Details der Kreuzigung (festnageln, Essigschwamm usw.) und Verspottung eher außen vor lassen. Dazu lohnt es sich, die enge und vertrauensvolle Beziehung von Jesus zu seinen Jüngern und Jüngerinnen herauszustellen. Jesus kündigt seinen Freunden und Freundinnen nämlich an mehreren Stellen die Geschehnisse an und verspricht dabei immer wieder: "Ich werde nicht mehr bei euch sein, aber ich lasse euch nicht allein."

Bereits während der "Trauergeschichten" wirken außerdem die Hoffnung und Zuversicht der Ostergeschichte und scheinen durch. Dies kann man zum Beispiel mit in die Erzählungen einbauen: "Jesus verspricht seinen Freunden, dass alles gut werden wird." So wird der Umstand des Todes und des Leidens Jesu für die Kinder "erträglicher"  gemacht. Ich finde es auch gut, die Kinder so kurz wie möglich in dem Status "Trauer + Tod" lassen, sondern baldmöglichst in Hoffnung, Freude und Zuversicht aufzulösen.

Welche Möglichkeit gibt es, die Ostergeschichte bildlich/spielerisch darzustellen?

Ich empfehle, mit dem Gegensatz Licht und Dunkelheit zu arbeiten: "die dunkle Trauer" wird zur "hellen Osterfreude". Zum Beispiel ein Kreuz aus sogenanntem Kratzpapier: Die dunkle Schicht wird in Mustern und Bildern abgekratzt und es erscheinen Farbe und Helligkeit. Oder nach dem Motto "Jesus als Licht der Welt - das Licht, das das Leben der Menschen hell macht" eine kleine Kerze oder ein Teelichtglas gestalten, also ein eigenes kleines Osterlicht.

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