Liegestütze machen, Einrad fahren oder paddeln und dabei was für faire Arbeitsbedingungen tun - das ist das Ziel der Evangelischen Jugend in Bayern (EJB). Mit ihrer Aktion "Go Liefairkette" will sie auf das Lieferkettengesetz aufmerksam machen. Dafür versuchen Freiwillige, insgesamt 35.000 Kilometer zurückzulegen. "Unsere Teilnehmenden können laufen oder anderen Sport machen und das dann in Kilometer umwandeln", erklärt Mitorganisatorin Susanne Wendler, Sprecherin des Arbeitskreises für Internationales Engagement. Mehr als 14.700 Kilometer hat die EJB bereits geschafft.

Liefairkette ist Initiative von Gewerkschaften und Kirchen

"Wir setzen uns jetzt schon seit zwei Jahren mit dem Gesetz auseinander und sind auch zusammen mit Gewerkschaften und Kirchen Teil der Initiative Lieferkettengesetz", sagt Wendler. "Uns sind auch die Menschen in anderen Ländern wichtig. Die christliche Nächstenliebe endet nicht vor unserer Haustür."

Das im Juni beschlossene Lieferkettengesetz verpflichtet deutsche Unternehmen ab 2023, auch bei Zulieferern aus dem Ausland auf die Einhaltung von Menschenrechten und ökologischen Mindeststandards zu achten. Dies gilt zunächst für Unternehmen mit mindestens 3.000 Beschäftigten. Der Initiative Lieferkettengesetz geht das nicht weit genug. "Es ist ein erster Schritt, aber es ist noch lange nicht das, was wir fordern", so Wendler. Auch deshalb soll die Aktion Aufmerksamkeit bringen.

Als Beispiel für eine typische Lieferkette dient ein T-Shirt. Das legt im Schnitt 35.000 Kilometer zurück, bis es im Kleiderschrank landet. So reist die Baumwolle, die oft aus den USA kommt, zunächst mehr als 15.000 Kilometer nach China, wo sie weiterverarbeitet wird. Zu jeder Station, die in der Lieferkette erreicht wird, gibt es Informationen auf der Webseite der EJB, zum Beispiel zu den Arbeitsbedingungen vor Ort.

Auf Siegel ist kein Verlass

Für Nina Stoehr aus Nürnberg hat die "Liefairkette" den Ausschlag gegeben, sich näher mit dem Thema zu beschäftigen: "Es ist erschreckend, wie viel hinter so einem T-Shirt tatsächlich steckt. Wenn man sich das für fünf Euro im Laden kauft, denkt man nicht, dass das so viele Kilometer zurücklegt." Die EJB sieht die Verantwortung laut Sabine Wendler allerdings vor allem bei den Unternehmen. "Wir wollen schon, dass die Menschen Bescheid wissen. In der Textilbranche ist aber zum Beispiel auf Siegel nicht immer Verlass, da ist es für Verbraucherinnen und Verbraucher schwer, einen Durchblick zu bekommen". Genau deshalb brauche man das Gesetz für die Firmen.

Zur Aktion gibt es ein Rahmenprogramm mit virtuellen Vorträgen und Gesprächsrunden oder Treffen zum Früh- und Abendsport. Zum Abschluss der "Liefairkette" wird es am 30. Juli einen digitalen Gottesdienst geben. Bis dahin können sich Interessierte weiterhin für die Aktion anmelden.