Mit 7,14 Euro pro Quadratmeter ist der Durchschnittsmietpreis für die derzeit 7786 Wohnungen, die das größte evangelische Wohnungsunternehmen in Deutschland in Bayern unterhält, zwar 17 Cent höher als noch im Jahr zuvor, aber im Schnitt immer noch günstiger als der allgemeine Durchschnitt, der beispielsweise in Nürnberg bei derzeit 8,54 Euro liegt. "Wir müssen natürlich wirtschaftlich bauen und vermieten, sind dabei aber nicht nur auf den Gewinn aus", fasst Hannes B. Erhardt die Unternehmensphilosophie zusammen.

Und die wird auch auf der aktuellen Großbaustelle im Fürther Stadtteil Hardhöhe deutlich. Auf dem ehemaligen Norma-Gelände entstehen seit April 2019 190 Mietwohnungen, eine KiTa, ein Wohnprojekt mit der Rummelsberger Diakonie sowie Tiefgaragenplätze auf 18.572 Quadratmetern mit Gesamtkosten von rund 54,5 Millionen Euro. Rund 600 Menschen sollen hier leben, wenn das Projekt "Westwinkel" im Frühjahr 2021 abgeschlossen ist. Erworben hatte das ESW das Gelände bereits im Jahr 2013. "Es dauert mittlerweile einfach viele Jahre, bis aus einer Gewerbefläche eine für Wohnbebauung werden kann, beispielsweise der Boden hinreichend untersucht ist und Fragen wie die nach genügend Abstand zu anderen Wohnflächen geklärt sind", meint Robert Flock. Mit den Behörden mache man dabei allgemein gute Erfahrungen.

Evangelisches Siedlungswerk baut im Westwinkel

Für den vierten Bauabschnitt im "Westwinkel" mit 38 Wohnungen in Holzhybridbauweise strebt das ESW ein "Gold"-Zertifikat der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltigkeit an, mit dem neben ökonomischen und ökologischen Aspekten auch soziokulturelle Seiten eines Projekts gewürdigt werden. Auch wenn diese Wohnungen rund 15 Prozent mehr kosten werden als die in Standardbauweise, sieht Robert Flock dies gelassen: "Die Bauweise ist ganz im Sinne der bayerische evangelische Landeskirche". So werde bei allen Projekten sehr genau hingesehen, welche Einsparpotenziale bei Energieverbrauch oder CO2-Emmission machbar sind und sämtliche Gebäude von der Planung über die Nutzung bis zum Abriss durchdacht.

Im Erlanger Stadtteil Büchenbach baut das ESW derzeit 88 Mietwohnungen, von denen 58 öffentlich gefördert sind. Ab Herbst 2020 entsteht im Nürnberger Stadtteil Wöhrd ein Neubau mit 45 Mietwohnungen, im Stadtteil Lichtenreuth 86 weitere einkommensgeförderte Wohnungen, wie auch rund 95 im Nürnberger Westen. Im Münchener Norden will das ESW 159 Wohnungen durch Aufstockung eines bestehenden und Neubau eines Gebäudes schaffen. Auf dem Regensburger Dörnberg werden einige Projekte schlüsselfertig erworben. In Augsburg will das ESW Studentenwohnungen sowie eine evangelische Schule bauen. Nicht zuletzt sollen im Frühsommer 2021 die neuen Büroräume am Nürnberger Hans-Sachs-Platz bezogen werden.

Digitalisierung beim Siedlungswerk schreitet voran

Natürlich habe die Corona-Pandemie auch das ESW getroffen, wie Hannes B. Erhardt erklärte, aber bei den Bauprojekten keine größeren Probleme verursacht. Die derzeit 327 Mitarbeiter des hätten von der fortgeschrittenen Digitalisierung im Unternehmen profitiert. Die Mieterbetreuer würden in Not geratene Mieter, darunter viele Gewerbetreibende, mit sozialorientierten Lösungen wie Stundungen helfen, sodass die derzeitigen Mietrückstände in Höhe von rund 450.000 Euro nur vorübergehend seien.

Mehr als 1800 neue Wohneinheiten und Investitionen in Höhe von 540 Millionen Euro will das ESW bis ins Jahr 2029 bayerweit schaffen. Den größten Teil entwickelt, plant und baut das ESW selbst. Für das Jahr 2020 rechnet das ESW mit zirka 111,3 Millionen Euro, von denen alleine etwa 91 Millionen auf Neubauten entfallen. Die Bilanzsumme stieg zum Vorjahr um 36,9 Millionen Euro auf 346,8 Millionen Euro.