Die Kreuzkirche ist ein kleiner Kirchenbau aus den 1960er-Jahren im Stadtosten Regensburgs. Der Kirchenraum ist mit einem Dreiecksdach überzogen, das verleiht dem Kirchlein sein charakteristisches Aussehen. Ein Pfarr- und ein Gemeindehaus gehören dazu. Als sich viele Flüchtlinge, Vertriebene und Spätaussiedler im Stadtosten niederließen, bot die Kirche ihnen Heimat und Zuhause.

Heute wohnen im Stadtosten Menschen aus 48 Nationen, die wenigsten sind noch evangelisch. Daran änderte auch die Bebauung des ehemaligen Zuckerfabrikgeländes, die mit dem Candis-Viertel viele Neubürger brachte, nichts. "In den vergangenen Jahren hatten wir einen stetigen Rückgang der Gottesdienstbesucher in der Kreuzkirche", sagte Dekan Eckhard Herrmann dem Sonntagsblatt. "Unsere Hoffnungen auf eine Neubesiedlung im Stadtosten haben sich nicht erfüllt." Bereits seit Ostern 2017 gebe es nur noch jeden 2. und 4. Sonntag im Monat evangelische Gottesdienste in der Kreuzkirche.

Kirchlicher Reformprozess

Ein Prozess, der derzeit viele Kirchengemeinden trifft. Allein 2016 hat die bayerische Landeskirche 48 500 Mitglieder verloren. Gründe dafür sind neben der demografischen Entwicklung auch die fortschreitende Säkularisierung der Gesellschaft. Der Kirchliche Reformprozess "Profil und Konzentration" (PuK) untersucht diesen Wandel und möchte Anstoß für Veränderungen geben. Vernetzung ist dabei ein großes Thema.

Klaus Neubert befasst sich seit vielen Jahren mit der Frage, "ob alles notwendig ist, was wir an Gebäuden haben". Die Kosten für die Immobilien verzehrten viele Kirchengemeinden, sagte der Leiter des Kirchengemeindeamts. Die Neupfarrkirche zähle derzeit knapp 2000 Gemeindeglieder, habe eine große Stadtkirche sowie die Kreuzkirche als Filialkirche. "Die Menschen aus dem Candis-Viertel gehen aber nicht in die Kreuzkirche, sondern in die Neupfarrkirche, vielleicht weil es modern ist, in die Stadt zu gehen. Ich weiß nicht, aber es ist so."

"Haus der Kirche" als Zentrum

Von heute auf morgen lasse sich auf neuartige Entwicklung nicht reagieren. Verschiedene Faktoren müssten dabei zusammenkommen, "um eine sinnvolle Vernetzung" herzustellen, sagte er. Gelegenheit habe sich jetzt ergeben, als die Evangelische Studentengemeinde (ESG) aus dem Haus der Kirche am Ölberg auszog und ihr neues Quartier im Marienstift bezog. Im Erdgeschoss des Alumneums wurden Räume frei, die derzeit umgebaut werden.

Im Januar 2019 soll das Dekanatsbüro in der Pfarrergasse an den Ölberg umziehen. Neben der Kirchenverwaltung befinden sich dort auch Diakonie, Evangelisches Bildungswerk und Evangelischer Presseverband. Dekan Herrmann sieht darin nur Vorteile: "Jeder, der etwas von der evangelischen Kirche möchte, hat künftig eine Adresse: Am Ölberg 2." Die frei werdenden Räumlichkeiten in der Pfarrergasse sollen dann von Neupfarr- und Dreieinigkeitsgemeinde gemeinsam genutzt werden. Von der Bürogemeinschaft erhoffe man sich Synergien und Impulse, hieß es.

Vermietung schon ab Sommer

Veränderungen sind meist mit Emotionen verbunden, erklärte Neubert. Aber in diesem Fall sei die Initivative dazu von den Kirchenvorständen beider Gemeinden selbst ausgegangen. "Der Gedanke der Konzentration ist auch bei der Landeskirche auf offene Ohren gestoßen", sagte Neubert. Bis 2021 soll der Umbau fertig sein, dann könnte auch der Einzug des geschäftsführenden Pfarrers der Neupfarrkirche, Thomas Koschnitzke, in die Pfarrergasse möglich werden. Noch lebt er im Pfarrhaus an der Kreuzkirche. Das Dekan-Domizil soll dann in die Taxisstraße verlegt werden.

Die Vermietung der Kreuzkirche soll noch heuer im Sommer erfolgen, obwohl es nach Angaben Neuberts zahlreiche Investorenangebote für das Filetstück gegeben habe, die das Grundstück für den Wohnungsbau nutzen wollten.

An einen Verkauf der Kirchenimmobilie sei aber nicht gedacht, "auch wenn das lukrativ gewesen wäre", sagte Neubert. Erst vor zehn Jahren habe man das Gemeindehaus energetisch saniert. Zudem sei der Abriss einer Kirche immer auch ein Reputationsschaden. Deshalb wolle man das Ensemble erhalten. Mit drei Interessenten sei man im Gespräch, die die Räumlichkeiten mieten wollten. Derzeit werde die Kirche ökumenisch von Adventisten und Altkatholiken für Gottesdienste genutzt. "Die Altkatholiken fühlen sich dort sehr wohl", sagte Herrmann.