Die Bürger waren in ihrer übergroßen Mehrheit gegen den Donauausbau, gegen Staustufe und Kanal. Jedes Jahr, wenn der damalige Abt und Benediktinerpater Emmanuel Jungclaussen zu den Donausegnungen nach Niederaltaich rief, kamen sie zu Hunderten.
Donau-Segnung zur Bewahrung der Schöpfung
Wenn man ihn heute fragt, weshalb er 1994 am Fest der Taufe Jesu, wie es in der orthodoxen Kirche Tradition ist, die Donausegnungen ersann, so sagt er: "Ich fragte mich, wie wir die Schöpfung schützen können, und folgte einer Eingebung: Schutz liegt allein im Segen." Mit dem Segen nach byzantinischem Ritus, bei dem ein Kreuz in die Donau geworfen wird, ebnete er den Weg zum Erhalt der Donau als frei fließender Fluss.
Kurz vor seinem 90. Geburtstag - an diesem Montag, den 15. Mai 2017 - legt Jungclaussen sein Credo dar, dass das Strömende ein Sinnbild des Lebens und der Schöpfung sei. "Der Stau aber ist der Tod", sagt er.
Ökumenische Aktion für Naturschutz
Marlis Thalhammer vom ökumenischen Aktionskreis "Lebendige Donau" erinnert sich an den Donaukongress des Bunds Naturschutz in Deggendorf im Jahr 1993, bei dem der Altabt als Schirmherr fungierte und seine Idee vorstellte: "Wir zitterten alle, die Donausegnung war das erste große Zeichen in der politischen Auseinandersetzung", sagt die 68-Jährige.
Bei der historischen Segnung des niederbayerischen Flussabschnitts im Januar 2013 waren es schon Tausende, die mitbeteten, darunter auch der bayerische evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, der sich für einen sanften Ausbau ohne Staustufe und Kanal aussprach. Im Februar darauf erklärte die Bayerische Staatsregierung ihren Verzicht. Jungclaussen erhielt 2008 den Bayerischen Naturschutzpreis, 2014 die Bayerische Staatsmedaille für besondere Verdienste um die Umwelt.
Biografie und Leben von Altabt Emanuel Jungclaussen
Emanuel Jungclausen wurde am 15. Mai 1927 als Sohn einer protestantischen Familie in Frankfurt/Oder geboren. Sein Vater war Besitzer einer biologisch-dynamisch geführten Gärtnerei. "Sei mal ganz still, beweg dich nicht", mehr habe sein Vater auf den gemeinsamen Wanderungen in der Natur nicht zu sagen brauchen. Diese Worte hätten genügt, "und mich überkam eine Andacht, als stünde ein ergreifender Moment bevor. Ein Augenblick, in dem sich die Schöpfung in ihrer Schönheit und Heiligkeit zeigt", schreibt Jungclaussen in seiner Autobiografie "Der Strom des Lebens. Vom Glück, sich selbst zu finden".
Zum katholischen Glauben konvertiert
Er galt als begabter Schüler, der mit 19 Jahren zum katholischen Glauben konvertierte. 1946 machte er sein Abitur in Hamburg und studierte im Anschluss Theologie an der Jesuitenschule St. Georgen in Frankfurt/Main. Im Herbst 1955 trat er in die Benediktinerabtei Niederaltaich in Niederbayern ein.
Nach der Emeritierung seines Vorgängers wurde Jungclaussen 1989 zum 84. Abt von Niederaltaich gewählt; Dieses Amt hatte er bis 2001 inne. Er war bestrebt, sowohl die benediktinische Spiritualität der Westkirche als auch die kontemplative der Ostkirche in Niederaltaich zu beheimaten und sie auch den Laien zu erschließen. Seine Herzensgebete wurden zu Klassikern der mystischen Gebetsliteratur. "Wir müssen versuchen, das Nichts zu hören, das Gott benutzt, um uns innerlich anzurühren", lehrte er in Seminaren. 1996 gab er auf den 46. Lindauer Psychotherapiewochen den Anstoß, das Jesusgebet als therapeutische Maßnahme weiterzuentwickeln.
Ökumene ist für Jungclaussen ein Anliegen
Bis ins hohe Alter ist Jungclaussen die Ökumene ein Anliegen geblieben. "Gott will, dass wir uns vertragen und uns beistehen. Wir sind in erster Linie Christen und erst in zweiter Linie Katholiken und Protestanten", sagt er.
Bei der jüngsten Donausegnung im Januar 2017 sei der Altabt zwar nicht mehr dabei gewesen, weil ihm das Gehen zusehends schwerfalle; dennoch werde es an seinem Geburtstag "eine Messe und ein Kaffeekränzchen" geben, sagt Emmanuel Jungclaussen.