Rund fünf Prozent aller Schulstunden an bayerischen Schulen entfallen. Nicht alle diese Stunden können von den Lehrkräften übernommen und mit sinnvollen Unterrichtsinhalten gefüllt werden. In diese Lücke ist jetzt das Evangelische Bildungswerk (EBW) Regensburg mit seiner Zukunftsakademie gesprungen. Der kirchliche Träger engagiert externe Kräfte, die die Schulstunden für die Schule kostenfrei übernehmen und mit Bildung für nachhaltige Entwicklung füllen.

Resonanz der Schulen überwältigend

Die Resonanz der Schulen sei überwältigend, sagte EBW-Geschäftsführer Carsten Lenk. Nach einer Pilotphase stehe fest: Mehr als 400 Unterrichtseinheiten seien von März bis Juli dieses Jahres bereits übernommen worden, um sie mit dem Unterrichtsfach "Globales Lernen" zu füllen. Im Lehrplan sei Bildungslernen für nachhaltige Entwicklung zwar fest verankert. Institutionalisiert sei das Fach in Bayern bis dato noch nicht.

Die Zukunftsakademie kommt den Schulen offenbar gelegen. Sie hätten das Angebot gerne aufgenommen, sagte Josef Blödt vom Albrecht-Altdorfer-Gymnasium:

"Wir sind für jede Entlastung des Lehrkörpers dankbar."

Der Input sei zwar ein anderer als im Regelunterricht. Noten gebe es auch keine, aber gerade das komme bei den Schülern gut an. Auch die FOS/BOS in Regensburg begrüßte das Modell. Die Schulleitung habe mithilfe der Zukunftsakademie ein "eigenes Unterrichtsfach etablieren können, über das sich zukunftsträchtige Perspektiven für das Berufs- und Privatleben der Schüler entwickeln lassen", sagte Wolfgang Ott von der Schulleitung. Fünf Schulen haben sich in Regensburg bereits angeschlossen, darunter auch eine Mittelschule und Realschule.

Zukunftsakademie in Amberg gab Impuls

Impulsgeber für das Projekt war die Zukunftsakademie in Amberg mit ihrem Gründervater Helmut Kolhoff. 2016 hatte der Chemiker und frühere Unternehmer in Amberg ein Netzwerk mit zwölf Referenten für 14 Amberger Schulen aufgebaut. Im abgelaufenen Schuljahr vertraten seine Trainer etwa 1100 Unterrichtsstunden für Lehrkräfte, die krank oder auf Fortbildung waren. Nachdem die Umweltbildungsprojekte nun auch in Erlangen und Regensburg Schule machen, will Kolhoff versuchen, sein Modell bayernweit zu lancieren.

Beim globalen Lernen gehe es darum, den Blick und das Verständnis der Schüler für die Realitäten der Welt zu schärfen und sie zum Einsatz für eine gerechtere, ausgewogenere Welt mit Menschenrechten für alle aufzurütteln, sagte Kolhoff.

"Wir bringen den Dreiklang Informieren, Meinung bilden und handeln in die Schule."

Zudem unterstützten sie die Schulen bei Projekttagen und -wochen oder bei einer Zertifizierung zur "Fairtrade-Schule".

Fortsetzung folgt

In Regensburg ist die Zukunftsakademie mit zwei Trainern bereits an ihre Kapazitätsgrenzen gekommen. "Es war klar, dass es eine Fortsetzung geben muss", sagte Carsten Lenk vom EBW. Gefördert werde das Projekt vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) bis November 2022. Die Mittel für eine Fortsetzung seien beantragt.

Zwischenfinanziert werde es von der bayerischen Landeskirche aus Mitteln von Mission EineWelt. Sollte das Projekt 2023 mit Ministeriumsförderung weitergehen, "sind wir dann hoffentlich mit einem größeren Betrag dabei, sodass wir die Anzahl der Einsätze und Referenten verdoppeln können", sagte Lenk.