Es ist nicht damit getan, dass eine Schulklasse ein Altenheim besucht: Nein, beim "Diakonischen Lernen" arbeiten Jugendliche wirklich mit, lernen ein soziales Arbeitsfeld von Innen kennen. Den evangelischen Pfarrer Martin Dorner kann man getrost als den "Spiritus Rector" des "Diakonischen Lernens" in Bayern bezeichnen. Als er vor knapp 25 Jahren in seiner damaligen Augsburger Gemeinde für die Tischgemeinschaft "Nicht nur ein Ma(hl)l" regelmäßig Grundschulklassen in die Kirche holte, habe er das aus dem Bauch heraus getan, erzählt er. "Das war Learning by doing". Dabei stellte er fest, "dass Schule unbedingt zur Diakonie dazugehören muss".

Integration von "diakonischem Lernen" in den Schulalltag

Später hatte Dorner eine Projektstelle bei der Diakonie Bayern und war "Handelsreisender in Sachen 'Diakonisches Lernen'", erzählt er. 150 bayerische Lernorte sind bis heute gefunden, in Seniorenheimen, Wohngruppen für junge Asylbewerber oder im Sozialkaufhaus. Das praktische soziale Handeln ist inzwischen im Religions-Lehrplan verankert und "kein Schulleiter sagt heute mehr, das geht nicht. Es ist für alle relevant", berichtet Dorner. Es gibt die Internetseite wwww.diakonisches-lernen.de, auf der sich Kindergartenleiterinnen oder Lehrkräfte Anregungen holen können. Entstanden ist auch die Netzwerkgruppe aus Hochschullehrern, Gerontologinnen, Schulpfarrerinnen und -Pfarrern und Jugendlichen.

Auf "Diakonisches Lernen" ansprechen lassen sich Leute, die einen "Zukunftsblick und nicht nur einen Alltagblick haben", hat der Pfarrer erfahren. Er räumt ein, Diakonie komme nicht mit den "sexy Themen" daher. "Da geht es ums Krank sein, ums Arm sein, Menschen auf der schiefen Bahn, um Geflüchtete: Themen, denen man sich auch als Lehrkraft selber stellen muss".

Diakonie und "Diakonisches Lernen"

Auch in manchen diakonischen Einrichtungen muss das Team des "Diakonischen Lernens" für die Idee erst werben. Dorner sucht dort nach "Menschen, die ein pädagogisches Herz haben", die nicht nur auf Zeitmangel hinweisen, sondern in der Mitarbeit der Jugendlichen auch eine Bereicherung sehen. Im Konzept des "Diakonischen Lernens" steht, dass genauso zwingend wie die Begegnung, die das "Diakonische Lernen" bringt, das Nachdenken über diese Begegnungen und Erfahrungen ist. "Ohne Reflexion bleibt das ganze an der Oberfläche", erklärt Dorner, dessen Projekt am 15. Oktober das zehnjährige Bestehen feiert.

Wo Diakonie und Kirche Arm in Arm gehen, in den Tischgemeinschaften, bei Vesperkirchen oder den Tafeln, will Dorner auch noch mehr das "Diakonische Lernen" gerade für Konfirmandengruppen voranbringen. Derzeit seien aber noch wenige Lernorte in Kirchengemeinden registriert, sagt er und fordert die Gemeinden auf, mehr diakonisch zu handeln: "In der Nachfolge Jesu kann man nicht nur beten".