Die bronzene Kugel im "Garten der Erinnerungen" liegt mattglänzend auf Rindenmulch, eingebettet zwischen Sträuchern und Findlingen. Was aussieht wie ein Kunstobjekt, ist eine sogenannte "Wasserurne". Sie soll im Lobbacher Friedhof im Rhein-Neckar-Kreis eine neuartige Art der Bestattung ermöglichen. Anders als übliche Urnen, wird sie nicht im Boden vergraben, sondern oberirdisch auf einem eingelassenen Betonsockel befestigt. Die Urne fängt das Regenwasser auf, das in Kontakt mit der Asche kommt und sie langsam an die Erde übergibt.

Bislang wird die alternative Bestattungsform, die von einem niederländischen Bestatterehepaar angeboten wird, vor allem in den Niederlanden, Irland, Spanien, Österreich und Luxemburg nachgefragt. In Deutschland gibt es Wasserurnen außer in Lobbach auch im unterfränkischen Großwallstadt im Kreis Miltenberg, im nordrheinwestfälischen Düren sowie im hessischen Dachsenhausen im Rhein-Taunus-Kreis. Ab Frühjahr 2020 will auch der Friedhof Hamburg-Blankenese diese Form der Bestattung ermöglichen.

Gute Erfahrungen macht die unterfränkische Gemeinde Großwallstadt seit einem Jahr. Dort seien alle zwölf Wasserurnen bereits belegt oder reserviert, sagte Stefan Günther von der Friedhofsverwaltung. Da es immer weniger Erdbestattungen gibt, könnten so freie Grabplätzen im alten Teil des Friedhofs neu belegt werden.

In Lobbach ist die Urne noch leer, aber es gibt erste Interessenten, sagte der Lobbacher Bürgermeister Edgar Knecht dem epd. Seine Frau Elisabeth Knecht hatte als Pflegefachkraft für Palliativmedizin an der Uniklinik Heidelberg von der neuartigen Bestattungsform gehört. Auch der Gemeinderat stimmte zu, die Wasserurne im "Garten der Erinnerungen" zu errichten. Als Alternative zu Friedwäldern sind dort Urnenbestattungen etwa unter Sträuchern und Bäumen -  anonym oder mit Namensschild - möglich.

Die Pflege wird von der Gemeinde übernommen. "Damit kommen wir den Bedürfnissen der Menschen nach, die keine Zeit haben stundenlang die Gräber zu pflegen", sagte Knecht. Wie in Großwallstadt wird die Wasserurne von der Gemeinde zur Verfügung gestellt. Man erwerbe ein Nutzungsrecht für 25 Jahre, sagte Knecht. In Lobbach kostet das rund 2.000 Euro.

Seit 2004 ist die Wasserurne, deren Erfinder bereits verstorben ist, auf dem Markt. Wie die Idee dazu entstand, wissen die niederländischen Bestatter "Waterurn B.V." nicht. Sie haben die Urne seit 2012 weiterentwickelt, um auch deutschen Gesetzen zu entsprechen, sagte Jos Weijs von Waterurn B.V. dem epd.

Mittels eines speziellen Systems wird die Asche nach und nach vom Regenwasser aufgenommen und durch ein 150 Zentimeter tiefes Rohr in die Erde abgegeben. Es dauert im Schnitt zehn Jahre, bis die Asche vollständig versickert ist, erläutert Weijs. Mit der Wasserurne könnten Trauernde in ihrem eigenen Tempo und ganz individuell mit ihren Erinnerungen umgehen und einen "natürlichen Abschied" nehmen.