Die Kinderschutz-Pädagogin Alexandra Schreiner-Hirsch warnt vor zu viel Programm für Kinder und Jugendliche in den Sommerferien. "Ganz klar brauchen Kinder freie Zeit in den Ferien", sagte Alexandra Schreiner-Hirsch dem Sonntagsblatt.
Bis zu eineinhalb Stunden Langeweile
Zu Sommerferien gehöre auch mal Langeweile, "denn das kommt von 'eine lange Weile Zeit haben'", erläuterte die Pädagogische Leitung des bayerischen Kinderschutzbundes. Bis zu eineinhalb Stunden Langeweile bräuchten Kinder, um selbst aktiv zu werden und in ein fantasievolles Spiel zu finden.
"Letztlich ist es die Mischung, die es ausmacht: Ferienprogramm, Familienurlaub und Zeit ohne Programm", sagte Schreiner-Hirsch. Bis zu sechs Wochen Leerlauf ohne jedes Programm seien auch zu viel des Guten:
"Vor allem kommt es darauf an, wie der normale Alltag eines Kindes strukturiert ist."
Besuche ein Kind nach der Schule eine Betreuung, erwarte es eventuell auch mehr Programm als ein Kind, das gewohnt sei, sich seine Spielpartner und Unterhaltung selbst zu organisieren.
"Aber auch gerade Kinder, die eine Betreuung gewohnt und somit fast immer in Gruppen unterwegs sind, brauchen Leerlauf in den Ferien, brauchen Zeit für sich und die Möglichkeit selbst zu entscheiden, was sie tun möchten und mit wem."
Bildungsgedanken in Sommerferien vergessen
Eltern sollten auf jeden Fall den Bildungsgedanken in den Sommerferien beiseiteschieben. "Kinder lernen immer, Bildung passiert immer", erläuterte Schreiner-Hirsch. Dazu benötige es nicht extra ein Ferien-Bildungsprogramm. Die Expertin rät, sich die Inhalte eines möglichen Ferienprogramms vorab anzuschauen und mit den Kindern und Jugendlichen zu besprechen.
Entscheidende Fragen seien dabei: Wer bietet das Programm an? Was wird dort gemacht? Auch die Teilnahme an Ferienprogrammen muss nicht bedeuten, dass die Kinder dort durchgehend animiert werden. Am Ende entscheide "nicht der Preis über die Qualität", sagte Schreiner-Hirsch:
"Viele Kommunen bieten tolle, kostengünstige Ferienprogramme an."
Schule sollte außen vor bleiben
Wichtig ist der Expertin zufolge auch, das Thema Schule fast komplett außen vorzulassen. "Alle Ferien, mit Ausnahme der Sommerferien, sind nur schul-, aber nicht lernfreie Zeit - das definieren auch die Lehrkräfte so", erläuterte Schreiner-Hirsch.
Die Sommerferien allerdings sollten wirklich auch größtenteils lernfrei sein, "um Energie für und vor allem Lust auf das bevorstehende Schuljahr zu tanken". Lediglich in der letzten Woche vor Schulbeginn solle man
"die Schultasche gemeinsam neu bestücken, wieder früher ins Bett gehen und einen Blick in die Hefte werfen."