Der Benediktinerpater und Führungskräftetrainer Anselm Grün empfiehlt Unternehmen, die sich in Transformationsprozessen befinden, mit ihren Mitarbeitern ehrlich und auf Augenhöhe zu kommunizieren. Zudem sollten sie Nähe und Verbundenheit aufbauen. Wenn ein Unternehmen Umstrukturierungen plane, wenn Werksschließungen im Raum stünden, wie aktuell bei Volkswagen, löse dies Ängste aus, sagte der Theologe dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Darüber dürfen Führungskräfte nicht hinweggehen, sie sollten Empathie zeigen, sich Zeit nehmen, den Menschen zuhören."
Viele Branchen stehen derzeit vor einer Neuausrichtung. Gründe sind etwa die fortschreitende Digitalisierung und Künstliche Intelligenz sowie Veränderungen, die der Klimawandel nötig macht. So stellt die Automobilindustrie etwa die Produktion von fossilen Verbrennermotoren auf E-Autos um. Häufig gehen die Umstrukturierungen mit einem Abbau von Arbeitsplätzen einher.
Grün empfiehlt Führungskräften, statt von Veränderungen lieber von Wandel zu sprechen
Grün ist Mönch in der Benediktinerabtei Münsterschwarzach in Unterfranken, er hat Philosophie und Betriebswirtschaft studiert und gibt Führungsseminare. Er empfiehlt Führungskräften im Gespräch mit ihren Mitarbeitern, statt von Veränderungen lieber von Wandel zu sprechen. "Bei dem Begriff Veränderung bekommen die Menschen das Gefühl, dass es schlecht oder falsch war, wie sie früher gearbeitet haben, das erzeugt Widerstand."
Wichtig sei es, dass Führungskräfte in Krisensituationen Einfühlungsvermögen zeigten, dass sie die Belegschaft unterstützten. Voraussetzung sei eine vertrauensvolle Beziehung. "Es hört sich vielleicht etwas fromm an, aber im Grunde geht es um Liebe", sagte der Theologe. Liebe schaffe Verbundenheit, Verbundenheit motiviere und erzeuge Kreativität. "Mitarbeiter wissen genau, ob der Chef sie mag oder nicht."
Auf keinen Fall sollten Vorgesetzte im Gespräch mit Mitarbeitern die Herausforderungen, vor denen das Unternehmen steht, beschönigen. Pauschale Aussagen wie "wir nehmen alle mit" oder "wir schaffen das schon" seien wenig hilfreich. "Es gibt in diesen unsicheren Zeiten keine absolute Sicherheit." Das müssten sich auch Führungskräfte eingestehen.
"Die Welt ist unsicherer geworden, damit müssen wir alle leben."
Entscheidend sei, dass Mitarbeiter spürten, dass ihre Team- und Abteilungsleiter, ihre Chefs und Vorgesetzten um die beste Lösung ringen. Bei Fort- und Weiterbildungen, die für eine zukunftssichere Beschäftigung nötig seien, dürfe es nicht nur darum gehen, die Lernbereitschaft der Mitarbeiter einzufordern, sondern auch ihre individuelle Lernfähigkeit zu betrachten. "Ältere Mitarbeiter verfügen unter Umständen über wertvolles Wissen, das sie an anderer Stelle einbringen können."
Sollten Entlassungen unumgänglich sein, dürften sie keinesfalls anonym ausgesprochen werden. "Dabei muss man den Menschen in die Augen sehen - und Mitgefühl zeigen."
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