Heute vor 83 Jahren traf der erste Transport mit Polen aus den wenige Tage zuvor von der Wehrmacht eroberten Teilen Polens im KZ Dachau ein. Zum Jahrestag sprach der 93-jährige KZ-Dachau-Überlebende Leszek Żukowski und Bundesratspräsident Bodo Ramelow in der Evangelischen Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau.

Nach Ansicht des Bundesratspräsidenten und Thüringer Ministerpräsidenten Bodo Ramelow (Die Linke) ist es die Verantwortung eines jeden Deutschen, sich der Geschichte der Verbrechen und der Vernichtung durch die Nationalsozialisten im Dritten Reich zu stellen. "Keiner in Deutschland darf sich vor dieser Geschichte drücken", sagte er am Sonntagnachmittag bei einer Gedenkfeier in der Evangelische Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte zum 83. Jahrestag der ersten Deportation von polnischen Männern ins Konzentrationslager Dachau, die auch online übertragen wurde. Wer über die rühmliche Zeiten in der deutschen Geschichte, über Goethe und Schiller reden wolle, habe dazu nur das Recht, wenn er auch für den dunklen Teil der Geschichte Verantwortung übernehme, mahnte er an.

Bereits am 16. September 1939, zwei Wochen nach dem deutschen Überfall auf Polen, wurden 25 Männer aus Ostoberschlesien ins KZ Dachau verschleppt. Am 23. September 1939 kamen mit dem nächsten Transport aus Polen 74 Gefangene nach Dachau. Bis zur Befreiung des Lagers litten insgesamt mehr als 40.700 Menschen aus Polen im KZ Dachau, unter ihnen fast 10.000 jüdische Häftlinge.

Die polnischen Häftlinge waren im KZ Dachau die größte nationale Gruppe. Waren es zunächst nur Männer, so wurden in den letzten Kriegsjahren auch etwa 1.600 Frauen aus Polen nach Dachau verschleppt. Von den polnischen Häftlingen wurden im Dachauer KZ-System mindestens 8.390 ermordet. Die Gedenkfeier in der Versöhnungskirche fand in Kooperation mit der Deutsch-Polnischen Gesellschaft München statt.

Gedenkfeier zum 83. Jahrestag

Bei der Gedenkfeier zum 83. Jahrestag der ersten Deportation von Polen ins Konzentrationslager Dachau erzählt der am 29. April 1945 im KZ Dachau befreite polnische Widerstandskämpfer Professor Dr. Leszek Żukowski (93) aus Warschau seine Erinnerungen an den mörderischen SS-Terror im KZ Flossenbürg und auf dem Todesmarsch nach Dachau.

Die polnische Schriftstellerin Maria Aniśkowicz wird ein Gedicht über die Ermordung ihres Urgroßvaters im KZ Dachau vortragen. Weitere Gäste sind der Holocaust-Überlebende Ernst Grube (89, Präsident der Lagergemeinschaft Dachau), der Bundesratspräsident und Thüringer Ministerpräsident Bodo Ramelow, die Studiendirektorin Hedwig Bäuml, die mit Jugendlichen vom Dachauer Ignaz-Taschner-Gymnasium an einem deutsch-polnischen Austausch des Projektes "Gedächtnisbuch für die Häftlinge des KZ Dachau" teilnimmt, Jan Kwiatkowski (Poznań), Historiker und ehemaliger Freiwilliger von "Aktion Sühnezeichen Friedensdienste" an der Versöhnungskirche, Anna Baumgartner vom Vorstand der Deutsch-Polnischen Gesellschaft München sowie Pfarrer Edwin Pech (Karpacz), Vertreter der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen im Kuratorium der Versöhnungskirche, Kirchenrat Dr. Björn Mensing (Pfarrer und Historiker an der Versöhnungskirche) und Diakon Frank Schleicher.

Polnische Häftlinge im KZ Dachau

Bereits am 16. September 1939, zwei Wochen nach dem deutschen Überfall auf Polen, wurden 25 Männer aus Ostoberschlesien ins KZ Dachau verschleppt. Am 23. September 1939 kamen mit dem nächsten Transport aus Polen 74 Gefangene nach Dachau. Bis zur Befreiung des Lagers litten insgesamt mehr als 40.700 Menschen aus Polen im KZ Dachau, unter ihnen fast 10.000 jüdische Häftlinge. Die polnischen Häftlinge waren im KZ Dachau die größte nationale Gruppe. Waren es zunächst nur Männer, so wurden in den letzten Kriegsjahren auch etwa 1600 Frauen aus Polen nach Dachau verschleppt. Von den polnischen Häftlingen wurden im Dachauer KZ-System mindestens 8390 ermordet.

Einer von ihnen war Jakub Sabasz (1873-1941). Seine 1953 geborene Urenkelin, die in Deutschland lebende polnische Schriftstellerin Maria Aniśkowicz, verarbeitete seinen bestialischen Tod in einem Gedicht, das sie bei der Gedenkfeier vorträgt. Bei der Gedenkfeier wird mit Kurzbiographien an Jakub Sabasz erinnert sowie an drei polnische Dachau-Überlebende: Woldemar Gastpary (1908-1984), Adam Kozłowiecki SJ (1911-2007) und Mania Knobloch (geboren 1931), eine Schwägerin von Charlotte Knobloch (Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern).

Aus autobiographischen Texten des polnischen KZ-Dachau-Überlebenden Adam Kozłowiecki SJ (1911-2007) liest Julia Cortis, aus dem Bayerischen Rundfunk bekannte Sprecherin. An der musikalischen Gestaltung beteiligt sich die junge Dachauer Sopranistin Helena Huber. Sie trägt die Vertonung von Psalm 22 der polnisch-jüdischen KZ-Überlebenden Rachel Knobler (1924-2017) vor. Gerhard Pfeiffer bringt auf der Orgel weitere polnische Kompositionen zu Gehör. Franz Wich singt das von den KZ-Häftlingen Jura Soyfer (Text) und Herbert Zipper (Melodie) geschriebene Dachau-Lied.

Eine Teilnahme via Livestream auf Facebook ist möglich.