Der diesjährige Safer Internet Day (SID) am 6. Februar rückt die Aufklärung und den Schutz von Kindern und Jugendlichen unter dem Motto "Let’s talk about Porno" in den Fokus. Der SID in Deutschland wird von der EU-Initiative klicksafe organisiert, die von der Medienanstalt Rheinland-Pfalz koordiniert und gemeinsam mit der Landesanstalt für Medien NRW umgesetzt wird.

"Die Aufklärung über Sexualität sollten wir nicht Pornowebseiten überlassen”, betont Deborah Woldemichael, Leiterin der EU-Initiative klicksafe, in einer Presseerklärung. Sie appelliert an Lehrkräfte und Erziehungsberechtigte, junge Menschen mit ihren Online-Erfahrungen nicht allein zu lassen.

"Wenn Jugendliche sich in pädagogischen Kontexten mit Pornografie auseinandersetzen, dann stärkt sie das bei der Verarbeitung der oft auch ungewollt gesehenen Bilder."

Deutschlandweit beteiligen sich zahlreiche Partner*innen mit vielfältigen Aktionen am SID 2024. klicksafe selbst veröffentlicht neue Materialien mit Hilfestellungen und Tipps für den Einsatz in Schule und in der Familie. Bei einer Fach- und Presseveranstaltung am 6. Februar in Mainz stellt die EU-Initiative den Schutz und die Aufklärung von Kindern und Jugendlichen über pornografische Inhalte, sexuelle Gewalt und digitale Grenzverletzungen in den Mittelpunkt.

Kinderschutzbund warnt vor Cybergrooming

Der Kinderschutzbund in Bayern hat zum Safer Internet Day auf die unterschätzte Gefahr des sogenannten Cybergroomings hingewiesen. Bei diesem Phänomen gäben sich Erwachsene in Online-Spielen oder in sozialen Netzwerken als Gleichaltrige aus und bahnten Kontakte zu Kindern und Jugendlichen auf, wie der Kinderschutzbund mitteile. Die Kinder und Jugendlichen würden dann oft aufgefordert, explizite Fotos von sich zu verschicken - mit denen sie von den Täter*innen anschließend unter Druck gesetzt werden, etwa weil die Veröffentlichung oder Weitergabe angedroht wird.

Kinderschutzbund-Vizepräsident Joachim Türk sagte, nicht selten würden dann von den Täter*innen auch Treffen gefordert, bei denen es zu sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche komme. Das Phänomen und die Strategien der Cybergrooming-Täter sei auch vielen pädagogischen Fachkräften noch unbekannt, von den Kindern und Jugendlichen sowie deren Eltern ganz zu schweigen. Deshalb habe man ein "umfangreiches Materialpaket" zusammengestellt - beispielsweise auch einen Infoflyer für Eltern in zehn Sprachen sowie ein Video, in dem erklärt wird, wie sich Betroffene und deren Eltern am besten verhalten sollen.

Kinderschutzbund: Nutzungsverbot nicht zielführend

Ein Nutzungsverbot sozialer Medien oder Internet-Spiele für Heranwachsende hält der Kinderschutzbund offenbar nicht für zielführend:

"Kinder und Jugendliche haben ein Recht auf Teilhabe im Netz",

sagte Susanna Kaiser, Präsidentin des Kinderschutzbundes Bayern: "Genauso haben sie das Recht auf Schutz im digitalen Raum." Deshalb sei es wichtig, über die steigenden Gefahren und Risiken wie sexualisierte Gewalt im Netz aufzuklären.

Stiftung Medienpädagogik Bayern informiert Eltern

Ebenfalls anlässlich des Safer Internet Days organisiert das Medienpädagogische Referentennetzwerk Bayern in der Woche vom 5. bis zum 9. Februar etwa 30 Elternabende zu den Themen Fake News, Cybermobbing sowie der richtige Umgang mit Social Media, sowohl online als auch in Präsenz. Mehr als 1.000 interessierte Eltern und Erziehende werden erwartet, teilte die BLM Stiftung Medienpädagogik Bayern in München mit. 

"Eltern und Erziehende sind bei der Mediennutzung wichtige Vorbilder und häufig die ersten Ansprechpartner für Kinder und Jugendliche", sagte Florian Herrmann (CSU), Leiter der Bayerischen Staatskanzlei und Medienminister.

"Besonders herausfordernd ist das bei Inhalten, die problematisch oder für ihr Alter nicht geeignet sind und sie verunsichern."

Jährlich bietet das Medienpädagogische Referentennetzwerk Bayern über 200 kostenlose Infoveranstaltungen für Bildungseinrichtungen und Eltern rund um die Medienerziehung von Kindern und Jugendlichen an. Hand in Hand mit den Eltern könnten Kinder einen verantwortungsvollen Umgang mit Medien am besten lernen, sagte Thorsten Schmiege, Vorsitzender des Stiftungsrats der BLM Stiftung Medienpädagogik Bayern und Präsident der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM). Das Medienpädagogische Referentennetzwerk Bayern ist ein Angebot der BLM Stiftung Medienpädagogik Bayern und wird von der Bayerischen Staatskanzlei gefördert.

(mit Material von epd)

 

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