Jüdische Friedhöfe müssen nach Ansicht des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege besser gegen Antisemitismus geschützt werden. Daher beteiligt sich die Einrichtung am bundesweiten Projekt "Net Olam - Jüdische Friedhöfe im Fokus von Antisemitismus und Prävention".
Das Projekt will Schändungen jüdischer Begräbnisstätten unter verschiedenen Gesichtspunkten untersuchen und so eine Grundlage für Konzepte zu ihrem Schutz liefern, wie das Landesamt am Montag in München mitteilte. In Bayern gibt es 124 jüdische Friedhöfe, 13 werden noch von israelitischen Kultusgemeinden für Bestattungen genutzt.
Jeder jüdische Friedhof in Bayern wurde schon geschändet
Der Projekttitel "Net Olam" ist eine Kombination aus "Netzwerk" und "Bet Olam", einer hebräischen Bezeichnung für jüdische Friedhöfe, wie es hieß. "Wohl jeder jüdische Friedhof in Bayern wurde irgendwann in seiner Geschichte geschändet, viele von ihnen mehrfach", sagte der Generalkonservator des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege, Mathias Pfeil. Das mache deutlich, wie dringend die Erforschung dieser Taten und ihrer Folgen ist.
Eine nicht genau zu beziffernde Zahl jüdischer Friedhöfe existiere nicht mehr, weil sie insbesondere im Zuge der Judenvertreibungen aus bayerischen Städten im Mittelalter oder während der NS-Zeit vollständig zerstört wurden. Das Landesamt analysiere nun den historischen Kontext der Schändungen und dokumentiere die Schadensbilder und deren Ausmaß anhand von Fallbeispielen.
Projekt will bis 2025 deutschlandweites Netzwerk aufbauen
Neben dem Landesamt beteiligen sich das Salomon Ludwig Steinheim-Institut und die Forschungsstelle für jüdische Architektur in Europa "Bet Tfila" an dem Projekt, das bis 2025 ein deutschlandweites Netzwerk von Interessierten und Unterstützern zum Thema aufbauen will.
Es wird unter dem Dach des Metavorhabens "Aktuelle Dynamiken und Herausforderungen des Antisemitismus" vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert und vom Forschungsnetzwerk Antisemitismus im 21. Jahrhundert (FoNA21) begleitet.