Halloween sorgt Jahr für Jahr für eine verlässliche Runde Diskussionsstoff – besonders unter uns Christen. Manche eher fundamentalistisch geprägte Brüder und Schwestern lehnen Halloween als "Fest des Teufels" strikt ab.

Andere, wie ich und meine Familie, durchaus der Meinung, dass man auch mit traditionell-christlichem Hintergrund einen offenen Blick bewahren kann. Für uns ist Halloween in erster Linie ein Spaß für die Kinder und eine willkommene Gelegenheit, als Familie zusammenzukommen. Und deshalb – Ihr ahnt es schon – habe ich nicht vor, Halloween pauschal zu verteufeln.

Ein Blick auf die Ursprünge von Halloween

Historisch betrachtet hat Halloween tiefere Wurzeln, als uns die Geistermasken und Kürbisse heute weismachen wollen. Ursprünglich geht es auf das keltische Fest Samhain zurück, bei dem man glaubte, dass die Grenze zur Geisterwelt am 1. November besonders dünn sei. Mit den Jahrhunderten vermischten sich dann diese Traditionen mit dem christlichen Fest Allerheiligen – ein Tag des Gedenkens an die Verstorbenen.

Viele der heutigen Bräuche wie das Verkleiden oder Kürbisschnitzen spiegeln eine bunte Mischung aus altem Aberglauben und der Idee, mit Masken und Lichtern böse Geister fernzuhalten. In den USA schließlich wurde aus Halloween im 20. Jahrhundert ein familienfreundliches Spektakel – vor allem eines, bei dem es um ein kindliches "Süßes oder Saures" geht.

In Deutschland ist Halloween eher ein modernes Phänomen. Ich erinnere mich, dass in meiner Jugend, in den 80ern und 90ern, Halloween kaum Thema war. Trotz historischer und mythologischer Wurzeln feiern die meisten heute einen relativ harmlosen Brauch, der vor allem Verkleiden, Gruseln und Spaß bedeutet.

Und das Gruselige: Ist es wirklich gruselig? Kinder sehen Halloween oft als spielerischen Umgang mit ihren Ängsten, was vielleicht gesünder ist, als mancher denkt. So gesehen, ist Halloween kein "Fest des Teufels", sondern für die meisten einfach ein Anlass ohne religiösen Hintergrund.

Ein Fest des Rollenspiels, nicht der dunklen Mächte

Das Verkleiden und Dekorieren ist in erster Linie ein Spiel, keine Anbetung dunkler Mächte. Kinder lieben es, in andere Rollen zu schlüpfen – ob als Hexe, Superheld oder Monster. Wir werden dieses Jahr kreativ: Kostüme basteln, vielleicht dabei sogar darüber sprechen, warum Menschen Ängste haben und wie wir mit ihnen umgehen können. Wer sagt, dass Halloween uns Christen nicht auch anregen kann, den Glauben zu vertiefen?

Es ist so leicht, alles auf Schwarz-Weiß herunterzubrechen, in Gut und Böse einzuteilen. Halloween kann uns gerade jetzt die Gelegenheit bieten, den Menschen zu zeigen, dass unser Glaube nicht aus Angst und Dogma besteht. Das wichtigste Gebot bleibt die Liebe – zu Gott und den Mitmenschen. Und mal ehrlich, wenn unser Glaube tatsächlich durch ein paar gruselige Kostüme ins Wanken geriete, dann stünde es um diesen Glauben wohl schlechter, als wir dachten.

Ein Fest der Freude und Gemeinschaft

Am Ende des Tages ist Halloween für viele Familien schlicht eine Gelegenheit, zusammenzukommen und Freude zu teilen. Wenn wir die positiven Seiten im Blick behalten, erkennen wir vielleicht, dass es nicht immer der Teufel sein muss, der hinter allem steckt.

Wie wir Halloween gestalten, liegt ohnehin in unserer Hand: Manche lehnen es aus religiösen Gründen ab, andere sehen es als unterhaltsame Abwechslung. Solange wir respektvoll miteinander umgehen und nicht alles in engen Schubladen einsortieren, können wir darin auch eine gegenseitige Bereicherung finden.

Statt uns von Ängsten und Vorurteilen leiten zu lassen, könnten wir überlegen, was uns im Glauben wirklich wichtig ist und wie wir das, selbst an einem Tag wie Halloween, bewahren und weitergeben können. Ob Halloween, Reformationstag oder Allerheiligen – Glaube lebt dort, wo Liebe und Offenheit wachsen.

Oder wie es der Satiriker Hans Zippert einmal bemerkte: "Historiker sind inzwischen überzeugt, dass Luther am 31. Oktober 1517 auf der Wartburg ein Tintenfass nach einem Kürbis warf, der ihm in Gestalt des Teufels erschien. Der Kürbisfleck ist noch heute zu besichtigen." Und was lernen wir daraus? Vielleicht, dass manchmal ein bisschen Humor die beste Antwort ist.

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