"Von Lindau werden Impulse ausgehen", sagte Wolfgang Schürer, Vorsitzender der Stiftung Friedensdialog der Weltreligionen am Dienstag in der Bodensee-Stadt Lindau. Die Konferenz der Vertreter von insgesamt 17 Religionen strebe "globale Wirkung an".
Konkret wollen die und 900 Teilnehmer aus über 100 Ländern Schürer zufolge zwei Initiativen starten. Zum einen gehe es um den Schutz religiöser Stätten weltweit. Zum anderen soll ein Projekt auf den Weg gebracht werden, mit dessen Hilfe Frauen in Afrika vor sexueller Gewalt geschützt und die Täter zur Verantwortung gezogen werden können. Dabei handele es sich laut Schürer um ein medizinisches Verfahren, mit dessen Hilfe die Täter eindeutig identifiziert werden können. Seine Praxistauglichkeit soll in Zusammenarbeit mit Universitäten, Unternehmen und der Polizei zunächst in Kenia, der Demokratischen Republik Kongo und in Malawi getestet werden. Der Startschuss für das Projekt soll von der Weltversammlung in Lindau ausgehen.
Eröffnet wird die Versammlung am 20. August von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, werden Grußworte halten. Außerdem nehmen an der Versammlung unter anderem Religionsvertreter aus Buddhismus, Hinduismus, Judentum, Islam oder Taoismus teil. In zahlreichen Workshops und Diskussion wollen sie sich vier Tage lang darüber austauschen, wie der Dialog zwischen den Religionen den Frieden fördern kann.
Am Rande der Konferenz werde es dabei auch Gespräche zwischen Konfliktparteien verschiedener Länder geben, sagte Ulrich Schneider, Geschäftsführer der Stiftung Friedensdialog der Weltreligionen. So sollen sich in Lindau unter anderem Vertreter von Myanmar und Bangladesch treffen. Auch Delegationen aus Nord- und Südkorea sowie Konfliktparteien aus dem Süd-Sudan würden erwartet, sagte Schneider. Begleitet würden die Initiativen vom Auswärtigen Amt der Bundesregierung.
Die Diskussionen im Plenum der Weltversammlung sollen in Lindau öffentlich übertragen werden.
So könnten die Bewohner der Stadt in die Tagung eingebunden werden, sagte Schneider: "Wir wollen nicht wie ein Ufo hier landen und nach fünf Tagen wieder weg sein." Deswegen werde es vor dem Tagungsort, der Lindauer Inselhalle, auch einen Markplatz - eine "Agora" - geben, auf der sich Bürger über die Arbeit religiöser Organisationen informieren können. Die katholischen und die evangelischen Kirchengemeinden in Lindau veranstalten überdies eine große Tafel, bei der sich die Teilnehmer der Weltversammlung mit Lindauern treffen und gemeinsam essen können.
Außerdem wird bei der Weltversammlung die Skulptur "Ring of Peace" des Künstlers Gisbert Baarmann eingeweiht. Der 7,5 Meter hohe hölzerne Ring steht auf der Lindauer Insel und soll künftig ein "dauerhaftes Symbol des Friedens zwischen den Religionen" sein, so die Organisatoren. "Religions for Peace" wurde 1961 als Reaktion auf den Zweiten Weltkrieg und die atomare Bedrohung im Kalten Krieg gegründet. Heute gehören der Organisation Gruppen in über 100 Ländern an. Sie wollen durch interreligiösen Dialog Friedensarbeit leisten.