Viele sprechen vom "Ostersamstag", wenn sie den Tag zwischen Karfreitag und Ostersonntag meinen – doch das ist streng genommen ein Irrtum.

Liturgisch korrekt heißt dieser Tag Karsamstag. Er gehört zur Karwoche und ist ein stiller Tag des Gedenkens an das Leiden und Sterben Jesu. Der Begriff "Ostersamstag" hingegen bezeichnet eigentlich den Samstag nach Ostersonntag, also den ersten Samstag der Osterwoche.

Diese Unterscheidung mag unwesentlich erscheinen, doch sie hat einen eindeutigen theologischen Hintergrund: Während der Karsamstag vor der Auferstehung noch im Zeichen der Grabesruhe steht, ist der Ostersamstag nach der Auferstehung bereits Teil der österlichen Freudenzeit.

Ein stiller Tag – ist Karsamstag ein Feiertag?

Karsamstag ist kein gesetzlicher Feiertag, sondern ein stiller Tag. In Deutschland gelten – je nach Bundesland – bestimmte Einschränkungen, etwa Tanzverbote.

In der katholischen Kirche wird der Karsamstag als einziger Tag des Kirchenjahres ohne Eucharistiefeier begangen: Der Altar bleibt leer, die Kirche verharrt im Schweigen.

Theologische Bedeutung: Grabesruhe

Der Karsamstag ist der Tag der Stille und der Grabesruhe. Jesus ist tot. Die Jünger und Anhänger Jesu befinden sich in einem Zustand zwischen Schock und Trauer. In der evangelischen Tradition ist der Karsamstag einer von nur zwei Tagen, deren liturgische Farbe Schwarz ist (selbst dem Totensonntag wird die Farbe Weiß zugerechnet). Der andere Tag, für den das gilt, ist Karfreitag.

In der katholischen Theologie wird dieser Tag als Zeit der Erwartung gedeutet – ein Tag der Hoffnung auf die Auferstehung. Besonders in der Ostkirche, aber auch in der katholischen Tradition, spielt die Höllenfahrt Christi eine bedeutende Rolle: Nach dem Apostolischen Glaubensbekenntnis "stieg er hinab in das Reich des Todes".

Diese Vorstellung besagt, dass Christus in die Unterwelt hinabstieg, um die Gerechten zu erlösen – eine theologische Deutung, die in der katholischen Ikonographie oft mit dem Bild Jesu dargestellt wird, der Adam und Eva aus der Unterwelt emporzieht.

Karsamstag: Übergang zur Osterfreude

Während evangelische Gemeinden diesen Tag oft ohne eigene Liturgie begehen, ist der Karsamstag für katholische Gläubige der Übergang zur Osternacht. In der katholischen Kirche endet er mit der Feier der Osternacht, die als Höhepunkt des Kirchenjahres gilt.

Kommentare

Diskutiere jetzt mit und verfasse einen Kommentar.

Teile Deine Meinung mit anderen Mitgliedern aus der Sonntagsblatt-Community.

Anmelden