Gott ist barmherzig zu uns.
"Wussten Sie, dass die Bibel Leben retten kann?" Mein Gegenüber schaut mich mit strahlenden Augen an. "Ich habe das jedenfalls erfahren." Er ist etwa Ende 50, schätze ich. Und spüre: Er brennt darauf, mir seine Geschichte zu erzählen.
Als er 12, 13 Jahre alt war, hat er immer mal wieder seine Oma besucht. Sie wohnte nur eine Straße weiter und er ist gerne zu ihr gegangen. Sie hat Tee gekocht und Kuchen besorgt. Eines Tages entdeckt er, dass ihr Geldbeutel offen auf dem Wohnzimmertisch liegt. Die Versuchung ist groß: Er greift rasch hinein und holt ein Zweimarkstück heraus. Er denkt sich gar nichts weiter dabei. Es ist einfach zu verlockend.
Und weil es einmal geklappt hatte, wiederholt er es. Mal ist es nur eine Mark, mal auch ein Fünfmarkstück. Ob seine Großmutter etwas gemerkt hat? Er weiß es nicht. Gesagt hat sie nie etwas. Aber er hat schreckliche Gewissensbisse. Und redet sich ein: "Einmal gebe ich ihr alles zurück."
Eines Tages kommt er mittags von der Schule nach Hause. Seine Mutter steht schon in der Tür. Sie hat Tränen in den Augen. Gerade kam ein Anruf. Oma ist tot. Völlig unerwartet. Einfach am Morgen nicht mehr aufgewacht.
Der Junge bekommt einen Riesenschreck: Nun ist es vorbei. Nun kann er nichts mehr wieder gut machen. Und er fühlt sich völlig elend: Wie hatte er seine Großmutter nur so hintergehen können? Ihr Vertrauen so missbrauchen?
Und er schämt sich. Vor seiner Oma. Und er schämt sich vor Gott. Er muss doch böse auf ihn sein. Gott muss ihn doch irgendwie dafür bestrafen. Diese Frage quält ihn besonders, denn er geht inzwischen in den Konfirmandenunterricht.
Dann erzählt die Pfarrerin eine Geschichte.
Ein junger Mann beschließt, seinen Vater und Bruder zu verlassen und in die Welt hinaus zu ziehen. Und dafür verlangt er das Geld, das ihm als Erbteil zusteht. Und das sein Vater mühevoll erwirtschaftet und angespart hat. Der Vater lässt ihn ziehen. Es macht dem jungen Mann richtig Spaß, sich was leisten zu können, mehr als die anderen.
Doch plötzlich ist das Geld alle. Der junge Mann steht völlig mittellos auf der Straße. Was tun?
Er macht sich auf den Weg zurück zu seinem Vater. Er schämt sich schrecklich, aber sein Vater ist seine letzte Rettung! Bei ihm kann er vielleicht wenigstens arbeiten und so Geld verdienen. Als der Vater ihn sieht, läuft er ihm entgegen und schließt ihn in seine Arme. Ja, er lässt sogar extra für ihn ein Fest feiern. "Mein Sohn ist wieder da!". Keine Vorwürfe. Und das verprasste Geld ist kein Thema.
"Und ich weiß noch genau", erzählt der Mann: "Ich konnte das gar nicht glauben: Dass der Vater ihn einfach so aufnimmt. Ihn nicht wenigstens schimpft. Mir ist es regelrecht raus geschlüpft: Das glaube ich nicht. Da sagte die Pfarrerin: Diese Geschichte hat Jesus erzählt. Und er erzählt sie als eine Geschichte von Gott.
Das hat gesessen. Ich habe was Wichtiges verstanden: Gott nimmt mich wieder an so wie dieser Vater. Er schimpft nicht. Er straft nicht. Er schließt mich in seine Arme. Und das aus lauter Liebe. Ich spürte, wie die Last meiner Schuldgefühle von mir fiel. Wie ich mich auf einmal wahnsinnig erleichtert fühlte. Auf dem Nachhauseweg sang ich die ganze Zeit ein Halleluja vor mich hin. So froh war ich und so dankbar."
Als erwachsener Mann erzählt er mir seine Geschichte. Und ich staune in dem Moment selber wieder, wie unfassbar das eigentlich ist: Gott vergibt uns unsere Schuld. Er übt keine Vergeltung, er nimmt keine Rache. Sondern schenkt uns voller Liebe Vergebung.
Gott ist barmherzig zu uns. So haben das früher Christinnen und Christen genannt. Barmherzig sein – das meint: Ein Herz für die Elenden und die Unglücklichen haben. Irgendwie klingt das heute angestaubt und antiquiert.
Was wir stattdessen sagen können? Gott ist gnädig? Oder gütig? Besser gefällt mir noch: Gott ist liebevoll. Gott hat ein Herz für uns. Und einer hat es einmal sehr zugespitzt formuliert: Gott ist menschlich.
Der barmherzige, liebevolle, menschliche Gott vergibt uns unsere Schuld. Vergibt uns, was wir Unrechtes getan haben. Wie heilsam das ist, höre ich immer wieder bei diesem Choral.
Sei barmherzig mit dir selber.
Als das Telefon läutet, zuckt sie zusammen. Sie ahnt schon, wer wieder dran ist. Ihr Vater ruft an. "Ich habe Lust auf Rührei heute Abend. Besorg mir doch bitte noch Eier." Sie seufzt, sie flucht innerlich, sie geht los. So geht das nun schon seit Monaten, seit die Mutter gestorben ist. Ihr Vater kränkelt, kann kaum noch laufen, geht nicht mehr aus dem Haus.
Sie soll sich um ihn kümmern. Einkaufen, Putzen, bereit sein, wenn er etwas braucht. Fremde Hilfe kommt ihm nicht ins Haus. Und umziehen in ein Heim kommt erst recht nicht in Frage. Wozu hat er schließlich eine Tochter.
Sie spürt, dass sie das nicht mehr lange durchhält. Schließlich hat sie ihren eigenen Haushalt. Und seitdem die Kinder aus dem Haus sind, würde sie gerne wieder in ihrem Beruf arbeiten. Aber stattdessen soll sie sich um ihren Vater kümmern. Am Anfang hat ihr Mann sie ja noch unterstützt. Aber jetzt kommen manchmal so Nebenbemerkungen von ihm. Dass ihr Vater sie ausnützt, dass sie nicht mehr so viel Zeit für ihn habe, dass sie mit ihrer eigenen Arbeit nicht mehr nachkomme.
Manchmal möchte sie am liebsten alles hinschmeißen. Aber dann sagt sie sich wieder: Ich muss ihm doch helfen. Und sollen wir nicht barmherzig sein? "Seid barmherzig, wie auch Gott barmherzig ist."
So reibt sie sich auf, lässt sich von ihrem Vater kommandieren und von ihrem Mann kritisieren. Stöhnt unter der Last und hat ein schlechtes Gewissen, dass sie nicht freudiger barmherzig und hilfreich ist.
Sie hat eine Freundin, aber sie kommt kaum mehr dazu, sich mit ihr zu treffen. Endlich gelingt es doch mal wieder. Sie verabreden sich auf einen Cappuccino beim Bäcker ums Eck. Endlich kann sie ihr Herz ausschütten. Auch von ihrer Gewissensnot erzählen. "Seid barmherzig, wie auch Gott barmherzig ist." Warum fällt ihr das nur so schwer?
"Ich glaube, du siehst da etwas falsch", meint die Freundin. "So wie ich Jesus verstehe, heißt das nicht: Sei barmherzig bis zur Selbstaufopferung. Sei barmherzig, bis du nicht mehr kannst. Sei barmherzig, wie Gott barmherzig ist – das verstehe ich vielmehr so: Sei auch du mit dir barmherzig, wie Gott mit dir barmherzig ist."
Die Worte der Freundin gehen ihr nach. Es dauert, bis sie das für sich annehmen kann: Sei zu dir selber barmherzig. Aber dann findet sie die Kraft, Entscheidungen zu treffen. Sie wird sich kundig machen, welche Angebote es gibt, die sie unterstützen können. Sie wird die Diakoniestation fragen, wird sich über Verhinderungspflege erkundigen, damit sie auch mal Urlaub machen kann. Und wird vor allem mit ihrem Vater sprechen. Dass sie selber Hilfe braucht. Dass ihm auch nicht damit gedient ist, wenn sie zusammenklappt. Und, ja, auch, dass Alter kein Grund ist, tyrannisch zu werden.
Geht barmherzig miteinander um.
Mit uns selber menschlich umzugehen, haben wir kaum gelernt. Gelernt haben wir zu funktionieren. Wir müssen gut sein. Und wenn wir etwas werden wollen, dann müssen wir besser sein als die anderen. Immer wieder fühlen wir uns beobachtet und beurteilt.
Und ständig geht es darum, sich richtig zu verhalten. Bei unserem Einkaufen, in unseren Essgewohnheiten, in der Gartenpflege, in der Erziehung, beim Sport, in der Freizeitgestaltung. Unser Leben steht unter Kontrolle. Und die schärfsten Kontrolleurinnen und Kontrolleure sind wir selber.
Dann kommt einer und sagt: Gott sieht dich als Person. Er sieht dich mit deinen Stärken und mit deinen Schwächen. Mit deinem Gelingen und deinem Bemühen und auch mit deinem Versagen. Er sieht dich, wer du bist. Und er sieht dich voller Liebe. Und voller Verständnis. Und mit großer Barmherzigkeit.
Er will dich mit diesem seinen liebevollen Blick anstecken. Anstecken, dass du dich selber so sehen kannst. Und wenn dir das gelingt, dann wird dir auch gelingen, andere verständnisvoll und barmherzig zu sehen. Davon ist Jesus überzeugt.
Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.
Und richtet nicht, so werdet ihr auch nicht gerichtet. Verdammt nicht, so werdet ihr nicht verdammt. Vergebt, so wird euch vergeben.
Gebt, so wird euch gegeben. Ein volles, gedrücktes, gerütteltes und überfließendes Maß wird man in euren Schoß geben; denn eben mit dem Maß, mit dem ihr messt, wird man euch zumessen…
Was siehst du den Splitter in deines Bruders Auge, aber den Balken im eigenen Auge nimmst du nicht wahr?
Wie kannst du sagen zu deinem Bruder: Halt still, Bruder, ich will dir den Splitter aus deinem Auge ziehen, und du siehst selbst nicht den Balken in deinem Auge? Du Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, danach kannst du sehen und den Splitter aus deines Bruders Auge ziehen. (Lukas 6,36-38.41-42)
Das war früher also nicht anders als heute. Den Splitter im Auge des anderen entdecken wir sofort. Und stellen fest: Du hast nicht recht. Du machst etwas falsch. Du irrst dich. Du liegst ja völlig daneben. Rechthaberei scheint manchen einen großen Spaß zu bereiten. Den anderen zu bewerten, zu beurteilen, über ihn zu richten. Das tut gut und hebt das eigene Selbstwertgefühl.
Auch Jesus kennt die Menschen. Und schreibt ihnen ins Stammbuch. Richtet nicht. Verdammt nicht. Vergebt vielmehr.
Aus dem griechischen Wort für richten ist unser Wort kritisieren entstanden. Also: Kritisiere nicht. Werte den anderen nicht ab. Verurteile ihn nicht.
Ich weiß von mir selber, wie schwer das ist. Und meine Frau weiß es erst recht. Denn es gibt so viele Gelegenheiten, in denen ich überzeugt bin: So ist es richtig. So muss man es machen. Alles andere ist doch falsch.
Bei uns war es nie die berühmte Zahnpastatube. Die haben wir offenbar immer gleich ausgedrückt. Aber, ja, ich gebe zu: Beim Geschirrspüler geht es bei uns tatsächlich los. Ich bin von meinem System überzeugt. Alles überlegt und durchdacht. Falsch eingeräumtes Geschirr korrigiere ich gerne.
Aber natürlich ist das eine Form von Kritik: Du machst es nicht richtig. Ich mache es jedenfalls besser. Aber wir beide haben gelernt: Meine Frau nimmt es schulterzuckend hin, wenn ich wieder etwas umräume. Sie muss das nicht so wichtig nehmen. Und mir gelingt es immer wieder mir zu sagen: Sie hat sich auch etwas dabei gedacht. Lass es doch gelten.
Mir scheint das so etwas wie die Alltagsanwendung des Wortes Jesu zu sein: Seid barmherzig. Mit anderen Worten: Nimm dich selber nicht so wichtig. Akzeptiere, dass es immer mehrere Wege gibt. Sieh ein, dass der andere auch recht hat. Lass den anderen gelten.
Neulich war es Thema in unserem Bekanntenkreis. Die Tochter hat geheiratet und ein Kind bekommen. Und ihre Eltern erleben: Die jungen Leute gehen ganz anders mit ihrem Kind um, als sie es tun würden. Irgendwie lässiger, mit weniger Regeln. Als die Eltern etwas sagen, kommt es zum Streit. Sie sollen sich nicht einmischen in ihre Erziehung. Aber ihr macht es nicht richtig. Und wenn schon. Was geht es euch an? So geht es hin und her.
Es dauert etwas, bis die Eltern es akzeptieren können: Ja, ihr habt recht: Es ist euer Kind. Es ist eure Erziehung. Es ist eure Verantwortung. Wir wollen euch da nicht reinreden.
Richtet nicht. Verdammt nicht. Vergebt vielmehr.
Aber Jesus sieht nicht nur die Besserwisser und die Rechthaber. Er entdeckt in uns auch die Heuchler.
Wir sehen nicht nur, was der andere falsch macht. Wir übersehen zugleich gerne, dass wir ja auch nicht anders sind. Der Fehler des anderen springt uns ins Auge. Unsere eigenen Fehler übergehen wir, verdrängen wir, vertuschen wir gerne.
Ich finde es spannend, dass uns schon im Lukasevangelium etwas begegnet, was in unserer Zeit die Psychologen erkannt haben: Uns stört am anderen besonders, was wir an uns selber nicht wahrhaben wollen.
Der Splitter im Auge des anderen entgeht uns nicht. Aber dass wir selber etwas im Auge haben, übergehen wir. Und Jesus weiß offenbar auch, dass wir lieber den anderen ändern als uns selber. Halt still, ich will dir den Splitter aus deinem Auge ziehen.
Dabei wissen wir doch eigentlich: Der einzige, den ich ändern kann, bin ich selber.
Der Traum von einer barmherzigen Welt
Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.
Ich weiß, es ist ein Traum. Aber ich finde, es ist ein großartiger Traum. Der Traum von einer Welt, in der wir Menschen nicht ängstlich auf unseren eigenen Vorteil bedacht sind, sondern alle Menschen in den Blick nehmen. Voller Liebe. Voller Menschlichkeit.
Und ich glaube: Mir tut es gut, diesen Traum immer wieder zu träumen. Diesen Traum, dass wir uns tatsächlich von Gottes Barmherzigkeit anstecken lassen.
Wie sähe er denn aus – der Traum von einem Wirtschaftssystem, das sich von Barmherzigkeit leiten lässt? Nicht der Profit würde im Mittelpunkt stehen, sondern die Menschen. Ich würde nicht nach der billigsten Hose suchen. Sondern nach der, für die die Näherinnen in Asien anständig bezahlt werden – an einem Arbeitsplatz, an dem man gut und gerne arbeiten kann. Mit Arbeitszeiten, die den Frauen die Chance geben, Zeit für sich selber und für die Familie zu haben.
Und ich müsste einsehen, dass Barmherzigkeit ihren Preis hat. Dass die Waren teurer sind und ich weniger für mein Geld kaufen kann.
Ein Wirtschaftssystem, in dem Barmherzigkeit einen hohen Wert hat, findet sich nicht damit ab, dass die Ausbeutung von Rohstoffen anderswo die Umwelt zerstört. Und dass der Müll unserer Wegwerfgesellschaft anderswo die Landschaften verunreinigt.
Und wie sähe er denn aus – der Traum von einer Gesellschaft, die sich von Barmherzigkeit leiten lässt? Das Elend und das Unglück anderer würde unser Herz berühren. Es würde mich nicht kalt lassen, wenn ich im Wohlstand lebe und anderswo Menschen nicht genug zum Leben haben. Es würde mich nicht kalt lassen, dass anderswo Menschen verfolgt, ausgebeutet, unterdrückt, ermordet werden.
Wie dieser Traum von einer barmherzigen Gesellschaft aussehen könnte, haben wir vor vier Jahren erlebt. Als Tausende von Menschen in unserem Land Zuflucht suchten, die vor Krieg und Hunger und Elend geflüchtet waren. Und die bei uns auf unzählige Bürgerinnen und Bürger gestoßen sind, die ein Herz hatten für die Unglücklichen. Und die ihnen gezeigt haben: Ihr seid uns willkommen. Was für eine großartige Hilfsbereitschaft hat damals die Menschen bei uns bewegt und erfüllt.
Leider blieb dieser Traum nur eine kurze Episode. Das barmherzige Willkommen der einen wurde verdrängt von der hartherzigen Ablehnung der anderen. Und die Weigerung, Menschen in Seenot zu retten, entsetzt mich zutiefst.
Ausgerechnet in unserem Europa, das vor nicht einmal hundert Jahren die größte menschliche Katastrophe erlebt hat in der systematischen Ermordung von Millionen von Menschen, mit unzähligen Kriegstoten und der Verwüstung von Städten und Landstrichen. Dieses Europa, das sich verpflichtet hat, so etwas nie wieder geschehen zu lassen, sieht zu, wie Tausende von Menschen auf ihrer verzweifelten Flucht über das Mittelmeer ertrinken. Weiter können wir von dem, was Jesus an Menschlichkeit vorschwebte, nicht entfernt sein.
Unser Wirtschaftssystem ist nicht barmherzig. Und auch unsere Gesellschaft ist es nicht. Es sind einzelne Menschen, die sich von diesem Geist Jesu leiten lassen. Die gegen die Macht der Hartherzigkeit Zeichen der Barmherzigkeit setzen.
Sie versuchen im Alltag immer wieder zu zeigen, dass ein menschlicher, rücksichtsvoller, barmherziger Umgang miteinander möglich ist. Sie kaufen Waren, für die niemand ausgebeutet wird. Waren, deren Herstellung die Umwelt wenig belastet.
Sie helfen Menschen, die in ihrer Heimat nicht bleiben konnten, neu heimisch zu werden. Sie lassen sich nicht einschüchtern, wenn Flüchtlingshilfe und Seenotrettung kriminalisiert werden.
Sie leben, was Jesus vorgelebt hat: Seid barmherzig, wie Gott barmherzig ist.
Ich glaube, Barmherzigkeit ist nicht anders zu haben. Sie lebt von der Wachsamkeit, sie lebt auch von einem bewussten Verhalten – das beginnt beim Einkaufen und Essen und betrifft alle Beziehungen. Sie lebt vom offenen, weichen Herzen sich selbst und anderen gegenüber. Ich bitte Gott um diese große Gabe für mich selbst und für uns alle in Europa.
Auch vor 300 Jahren zogen Flüchtlinge durch die deutschen Länder. Protestanten, die aus dem katholischen Salzburg vertrieben worden waren. Sie kamen auch durch Leipzig. Dort hatte Johann Sebastian Bach eine Kantate komponiert: "Brich dem Hungrigen dein Brot." Als die Flüchtlinge kamen, wurde diese Kantate erneut aufgeführt. Deshalb wird sie auch die "Flüchtlingskantate" genannt.