Es ist Mittwochabend, kurz nach 18 Uhr, und langsam beginnt sich die Kapelle des Klinikums Bayreuth zu füllen. Etwa 50 Personen, ein Gemisch aus Jugend und Erfahrung, beginnt sich auf die folgenden ca. zwei Stunden vorzubereiten. Gitarren werden gestimmt und erste kleine Gesangsübungen vollzogen.

Peter Linhardt, ein Gründungsmitglied des Jahres 1977, erinnert sich an die ersten Tage der Gruppe, die damals noch im städtischen Krankenhaus an der Kulmbacher Straße zusammenkam: "Damals habe ich gerade meinen Führerschein gemacht, und jetzt bin ich seit Kurzem in Rente", lacht er. Fast ohne Unterbrechung singt er nunmehr seit über 40 Jahren jeden Mittwochabend auf den Krankenhausfluren in Bayreuth. 

Trost und Ablenkung für die Patienten

Die Sänger, fest im christlichen Glauben verwurzelt, verstehen ihre Musik als eine wichtige Säule der Unterstützung, besonders in Krisenzeiten. Michael Zapf, ebenfalls ein langjähriger Sänger, beschreibt den tiefen Wunsch der Gruppe, mit ihren Liedern ein Zeichen zu setzen, dass sie für die Patienten da ist, um Trost und Hoffnung in schweren Zeiten zu spenden:

"Im Krankenhaus als Patient ist man in einer speziellen Lebenssituation, egal welche Erkrankung man hat, man ist rausgerissen aus dem Alltag und hat oftmals Angst."

Diese Angst will die Gruppe Luther nehmen, indem sie Lieder direkt in den Stationen anstimmt.

Neben den erfahrenen Sängern und Gitarristen sind auch viele junge Menschen in der Gruppe. Ihr ehrenamtliches Engagement zeigt, dass das Bemühen der Gruppe Luther über Generationen hinweg Anklang findet. Christoph, ein 15-jähriger Schüler, zum Beispiel, fühlt sich trotz seines jungen Alters tief mit der Gruppe verbunden und findet Freude daran, seine Zeit wenn möglich für diese besondere Sache am Mittwochabend zu opfern:

"Ich gehe auch öfters mal auf die Gruppe Luther Freizeiten mit, da singen wir auch viel, und es macht mir Spaß. Und heute hatte ich nicht so lange Schule, und deswegen hatte ich auch die Zeit mitzumachen."

Zuspruch von allen Seiten

Wenn die Gesangsgruppe die Stationen der Krankenhäuser betritt, wird an jedem Zimmer angefragt, ob Interesse am Zuhören besteht. Die meisten Patienten freuen sich über die Abwechslung im Klinikalltag. Ein Patient, der selbst in einem Chor singt, lobt den Gesang, "aber auch die Gitarrenbegleitung hat mir sehr gut gefallen". Was er jedoch bedauert, sei das Fehlen von Applaus, aber das sei vermutlich im Krankenhaus nicht üblich. Auch das Klinikpersonal freut sich auf die Mittwochabende, die Musik sei eine beruhigende Abwechslung, die sowohl den Patienten als auch dem Personal zugutekomme, findet Olivera Ivan, Pflegekraft am Klinikum Bayreuth:

"Das könnte durchaus häufiger sein, zweimal die Woche wäre schon toll, gerade für Patienten, die selten oder nie Besuch bekommen, wäre es schön."

Die Gruppe Luther will das Krankenhaussingen auch in den nächsten Jahren fortsetzen. In enger Zusammenarbeit mit der Krankenhausseelsorge wollen die Musiker den Patienten der Bayreuther Krankenhäuser weiterhin Momente der Freude, des Trosts und der Hoffnung zu schenken. Mehr über die Gruppe Luther seht ihr in der aktuellen Ausgabe von "Grüß Gott Oberfranken" auf TV Oberfranken. Die Sendung läuft jeden zweiten und vierten Mittwoch im Monat. Weitere Wiederholungen laufen von Donnerstag bis Sonntag

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