Religion habe zu Hause eigentlich nie eine große Rolle gespielt, meint Lena Wudi. Der Vater ist katholisch, die Mutter evangelisch, sie, ihre beiden gleichaltrigen Geschwister - Lena ist ein Drilling - und die jüngere Schwester wurden evangelisch getauft. "Wir hatten zumindest einen Gebetswürfel vor dem Schlafen gehen", lacht Lena. Und zum Konfirmationsunterricht wurde sie ganz selbstverständlich angemeldet.

Geflasht, wie schön Glauben sein kann

Heute kann sie nicht mehr so recht sagen, ob es Pfarrer Bernhard Offenberger, die Kirchen der Augsburger Innenstadt oder die intensivere Begegnung mit der Bibel waren, vielleicht ein Zusammenspiel aus allen drei Faktoren: "Jedenfalls hat es mich geradezu geflasht, wie schön Glauben sein kann", erinnert sie sich an diese Zeit vor wenigen Jahren.

Auch nach dem Konfirmandenunterricht engagierte sich Lena in der Konfi-Arbeit, ging in das Vertiefungsprogramm des "Konfi-Camps" der Innenstadtgemeinden und lernte so, noch mehr hinter die Geheimnisse des Glaubens zu schauen.

Publikum berühren

Ihre Gedanken und Emotionen zu den Bibelworten und dem, was sie für ihr Leben daraus zog, fasste sie vor vier Jahren erstmals, mit den anderen "Vertiefern", in einer Andacht zusammen. Von Anfang an sei ihr klar gewesen: Sie will sich nicht vor junge Menschen stellen und einfach was erzählen. Ihr Publikum soll berührt werden, und sie möchte zuhören, wie die Themen, die sie anspricht, bei den Zuhörenden ankommen.

Ein erfüllendes Erlebnis: "Die Art, wie die jungen Konfirmandinnen und Konfirmanden mich bei der Andacht anschauen und dann miteinander reden, das hat mir sofort was gegeben", erklärt sie. Schon früh keimte daher der Wunsch in ihr, Pfarrerin zu werden. Nach dem Abitur im nächsten Jahr will sie dieses Ziel im Theologiestudium verfolgen.

Neues schaffen

Als die Evangelische Jugend Bayern einen Andachtspreis auslobte, war es "ihr" Pfarrer Bernhard Offenberger, der sie zur Teilnahme ermutigte. Über Jesaja 43,19 und den Kernsatz "Ich will Neues schaffen, jetzt wächst es auf!" machte sich Lena ihre Gedanken. Im Zentrum der Wunsch, die Ermutigung zu einem "Neustart mit Gott", der im Leben immer wieder gelingen kann. Dazu bastelte Lena einen nach Origami-Art gefalteten Setzling, der in einem Blumentopf platziert war und ließ die Zuhörerinnen und Zuhörer auf blauem Papier, in der Form von Tropfen, ihre persönlichen Gedanken darüber formulieren, woraus sie Hoffnung schöpfen können. "Aus Hoffnung kann dein Potenzial, kannst du selbst immer wieder aufs Neue wachsen", war die Kernbotschaft.

Die Jury war jedenfalls voll überzeugt - und Lena sah sich kürzlich plötzlich auf der Bühne in der Nürnberger Jugendkirche LUX zusammen mit Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, der ihr zum Sieg gratulierte. "Ich hatte schon das Gefühl, dass mein Konzept gut ist, aber dass es zum Gewinnen reicht, hat mich dann doch überrascht", erklärt sie mit einigen Wochen Abstand.

Familie ist stolz

Die Familie ist natürlich jetzt stolz auf die junge Schülerin. In ihrer Klasse im Jakob-Fugger-Gymnasium wissen die meisten, dass Lena es ernst mit dem Glauben meint. "Ich gehe da offen mit um, trage das aber nicht wie eine Monstranz vor mir her", meint sie. Manche hätten sogar Berührungsängste, mit ihr über den Glauben zu sprechen, weil sie denken, sie sei so gefestigt, dass sie keine Widerrede zulasse. "Das ist aber Quatsch. Ich habe nach wie vor viele Fragen an Gott und freue mich, mich mit anderen über deren Antwortversuche auszutauschen", meint Lena.

Auch zu Hause reden sie seit ein paar Jahren immer öfter über Glaubensthemen. Und Lenas Eltern, die als Ehepaar bislang ohne kirchlichen Segen durchs Leben gehen, haben ihr versprochen: Wenn sie mal Pfarrerin ist, dann darf sie ihre eigenen Eltern trauen.