"Das Wort zum Sonntag" wird 70 Jahre alt. Am 8. Mai 1954 wurde die erste Sendung ausgestrahlt. Damit ist die Sendung nach der "Tagesschau" das zweitälteste Format im deutschen Fernsehen.
Jeden Samstag nach den "Tagesthemen" sendet Das Erste den vierminütigen Kommentar zum Zeitgeschehen aus christlicher Sicht. "Das Wort zum Sonntag" soll Alltagsgedanken aufgreifen und den Menschen die Möglichkeit geben, Dinge, die sie beschäftigen, aus einem neuen Blickwinkel zu sehen.
Die inhaltliche Verantwortung liegt bei den Kirchen. Insgesamt acht Sprecherinnen und Sprecher der katholischen und evangelischen Kirche wechseln sich regelmäßig ab. Inzwischen gab es mehr als 3.600 Worte zum Sonntag.
"Wort zum Sonntag": Lange Geschichte, viele Veränderungen
Seit der Erstausstrahlung in den 1950er Jahren hat sich einiges verändert. Früher markierte die Sendung das Ende des Fernsehprogramms, heute ist danach noch lange nicht Schluss. "Das Wort zum Sonntag" läuft zwischen den "Tagesthemen" und dem Spätfilm. Aus den zunächst zehn Minuten Sendezeit wurden erst fünf, heute sind es noch vier Minuten. 1970 gab es Pläne, "Das Wort zum Sonntag" auf den späten Sonntagabend zu verschieben. Doch angesichts massiver Proteste der Zuschauer*innen nahm die ARD wieder Abstand von ihrem Vorhaben. Der Sendeplatz ist bis heute am Samstag.
Die bekanntesten Moderatoren auf evangelischer Seite waren Heinrich Albertz, Bischof Otto Dibelius, Oda-Gebbine Holze-Stäblein, Bischof Hanns Lilje, Susanne Schullerus-Keßler, Adolf Sommerauer, Jörg Zink – und Jenny. Jenny war die Hündin von Pfarrer Heiko Rohrbach, die er einmal mit in die Sendung brachte. Auch aus der bayerischen Landeskirche gibt es eine prominente Sprecherin: Stefanie Schardien. Prominente Gastsprecher waren die Päpste Johannes Paul II. (April 1987) und Benedikt XVI. (September 2011).
Die Sendungen waren und sind auch stets geprägt von aktuellen politischen und gesellschaftlichen Ereignissen: Die Sprecher*innen reagierten über die Jahre etwa auf die Entführung der Lufthansa-Maschine Landshut 1977, den Fall der Mauer 1989, den 11. September 2001, den Germanwings-Absturz 2015 oder die Corona-Pandemie. Ostern 2020, während der Corona-Krise, standen der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, gemeinsam vor der Kamera.
Die erste Sendung begann gleich mit einer Panne: Ursprünglich sollte sie bereits am 1. Mai 1954 ausgestrahlt werden. Prälat Klaus Mund aus Aachen konnte am Tag der Arbeit jedoch nicht seiner Pflicht nachkommen: Ein Kabelbruch verhinderte es.
"Das Wort zum Sonntag" heute
Der Anteil der Zuschauer ist natürlich nicht mehr mit den Anfangszeiten vergleichbar, aber immerhin: 2023 sahen im Schnitt 1,24 Millionen Menschen "Das Wort zum Sonntag".
Björn Wilhelm, ARD-Koordinator Wissen, Bildung, Musik und Religion, wird in einer Pressemitteilung zum Jubiläum mit folgenden Worten zitiert:
"'Das Wort zum Sonntag' hat es geschafft, mit der Zeit zu gehen und seinen Kern zu bewahren."
Gerade in Zeiten multipler Krisen sei dieser Kern sehr wichtig: Die Sprecher*innen öffneten den Horizont, leisteten Lebenshilfe und gäben Denkanstöße: "Viele Menschen schätzen gerade die Überraschung, die jedes Wort zum Sonntag in sich birgt: Texte, mit denen man nicht unbedingt rechnet, bringen einen wirklich ins Nachdenken."
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