In den gegenwärtigen tiefgreifenden gesellschaftlichen, sozialen und ökologischen Umbruchprozessen kann die Kirche nach Auffassung von Diakonie-Chef Ulrich Lilie mehr tun. Viele Gemeinden seien mit tollen Projekten hoch engagiert, sagte der Präsident der Diakonie Deutschland dem Bremer "Kurier am Sonntag".

"Aber insgesamt können wir da noch viel besser werden."

In den sehr unterschiedlichen Quartieren und Sozialräumen entscheide sich gerade die Zukunft der Demokratie, führte Lilie aus. Kirche und Diakonie könnten mit offenen Angeboten Moderatoren sein und konkret Hilfe anbieten:

"Ich würde mir wünschen, dass der Heilige Geist in den Gemeinden wirkt und einen entsprechenden Aufbruch auslöst."

Sommerreise zu Einsamkeit begonnen

Lilie hat soeben eine Sommerreise zum Thema Einsamkeit durch mehrere Bundesländer begonnen. Nach einem Auftakt in Bremen will er nach Angaben der Diakonie Deutschland über vier Tage Projekte und Einrichtungen in Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern besuchen, um mit Menschen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten über ihre Erfahrungen mit Einsamkeit zu sprechen.

Nicht jede Einsamkeit führe zu Leid, doch wenn sie als belastend empfunden werde, könne sie krank machen, hieß es. So solle es auch um die Frage gehen, wie Gesellschaft, Politik, Kommunen, Kirche und Diakonie von ungewollter Einsamkeit Betroffene aufspüren und sie unterstützen könnten.

Lilie hat zusammen mit dem Kulturbeauftragten der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Johann Hinrich Claussen, unter dem Titel "Für sich sein - ein Atlas der Einsamkeiten" ein Buch zum Thema geschrieben.

Lilie trifft Alleinerziehende, Geflüchtete, alte Menschen

In Bremen will Lilie zunächst eine diakonische Einrichtung für wohnungslose Frauen sowie ein integratives Kunstprojekt für Geflüchtete besuchen und an einer öffentlichen Diskussion teilnehmen. Im weiteren Verlauf seiner Reise stehen bis Donnerstag in Hamburg, Schwerin und Parchim Gespräche mit Menschen unterschiedlichen Alters auf seinem Besuchsprogramm. So will er unter anderem Alleinerziehende, Schülerinnen und Schüler, alte und alleinlebende Menschen sowie Seeleute und Führungskräfte treffen.