Gerade erst sind in Nürnberg bei der Blauen Nacht 140.000 Besucherinnen und Besucher gewesen, bei "Rock im Park" wurden am vergangenen Wochenende 75.000 Musikfans gezählt. Großveranstaltungen sind in Nürnberg keine Seltenheit. Aber auf den Deutschen Evangelischen Kirchentag in Nürnberg in einem Jahr vom 7. bis 11. Juni 2023 ist Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König (CSU) besonders gespannt.

"Das ist ein Großevent, in dem es auch um inhaltliche Themen geht, zu dem ein Staraufgebot an prominenten Gästen aus Politik und Gesellschaft kommt", sagte er am Dienstag im Gespräch mit dem Sonntagsblatt. Er habe zwar kein Maßband, an dem er die Tage bis zum Kirchentag abschneide, "aber ich freue mich sehr".

"Mit freudiger Aufgeregtheit"

Denn selbst ist der katholisch getaufte König noch nie bei einem Kirchentag gewesen, auch nicht bei ökumenischen oder beim Katholikentag, räumt er ein. "Das ist für mich Neuland und ich freue mich darauf." Mit "freudiger Aufgeregtheit" beschreibt auch der bayerische landeskirchliche Beauftragte für den Evangelischen Kirchentag in Nürnberg, Philipp Sommerlath, die Stimmung im Vorbereitungsteam ein Jahr vor dem Start.

Dass die Besucherzahlen beim Katholikentag in Stuttgart vor zwei Wochen viel niedriger waren als beim Katholikentag im Jahr 2018, macht Sommerlath keine Sorgen für das evangelische Event. Der evangelische Kirchentag und der Katholikentag hätten völlig andere Herangehensweisen, erklärte er.

"Wir denken in anderen Zahlen."

Außerdem findet er: "Es ist in der bayerischen Landeskirche, in den Kirchengemeinden, eine große Motivation da, aber auch katholische Gemeinden oder nichtkirchliche Gruppen wollen dabei sein." Umweltorganisationen oder die Nürnberger Subkulturszene hätten schon Interesse gezeigt. Zum diesjährigen Katholikentag in Stuttgart waren 27.000 Teilnehmer gekommen, 2018 Münster waren es noch rund 80.000 Teilnehmer gewesen. Beim letzten Protestantentreffen vor der Corona-Pandemie in Dortmund waren 2019 rund 121.000 Besucherinnen und Besucher dabei.

Keine Kirchenmüdigkeit

Auch bei Nürnbergs Oberbürgermeister König gibt es keine Bedenken, dass zunehmende Kirchenmüdigkeit in der Gesellschaft einen Kirchentagsbesuch weniger attraktiv macht. "Wir werden das auf uns zukommen lassen, es sind ja alle eingeladen, egal welchen Glaubens". König setzt zusätzlich aber auch darauf, dass die Stadt Nürnberg selbst mit ihrer "Strahlkraft" Gäste anzieht. Er möchte 2023 Nürnberg als "Stadt des Friedens und der Menschenrechte" beim Kirchentag präsentieren, sagte er.

"Wir bauen Brücken und verbinden", davon zeuge, dass in der Stadt 49 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner eine Zuwanderungsgeschichte hätten. Menschen aus 170 Nationen "sind alle Nürnbergerinnen und Nürnberger".

Ämter sollen Möglichmacher sein

Optimistisch ist König auch, dass Corona die Großveranstaltung nicht verdirbt. Die Nürnberger Messe habe "die besten Messehallen der Welt" mit modernster Luftfilterung, findet er, und viele Programmpunkte fände ja im Freien statt. Bei der Vorbereitung des Kirchentags sei die Stadt als Austragungsort "mit Leib und Seele" dabei, versichert König. Alle städtischen Ämter arbeiteten zusammen, seine Mitarbeitenden sollten "Möglichmacher" des Kirchentags sein.

Derzeit seien die Stadt und die Veranstalter dabei, den Ort für den Abschlussgottesdienst am 11. Juni 2023 festzumachen, erklärt König. Der konkrete Platz sei noch ein Geheimnis. Allerdings deutet der Oberbürgermeister an, dass der Gottesdienst in Nürnbergs Zentrum stattfindet. Er fügt nämlich an: "Wir haben schöne Plätze in der Innenstadt und an jedem steht eine Kirche."

Leichtes Zwicken im Bauch

Seit 20. April können sich mitwirkende Gruppen für das Programm des Kirchentags bewerben, erklärte Sommerlath. Die ersten Bewerbungen kämen jetzt schon rein. "Es geht nun das los, was die DNA des Kirchentags ist: die Beteiligung der Basis." Ein leichtes Zwicken im Bauch habe er noch, wenn er an den Helferbereich für den Kirchentag denke, sagte Sommerlath, "das ist noch eine Wundertüte".

Ab Herbst werde man sich intensiv der Helfersuche widmen, und dabei auch über die kirchlichen Grenzen schauen und Sportvereine oder Moscheen um die Ecke in den Quartierteams einbinden.