Um dem sprunghaften Anstieg an Kirchenaustritten zu begegnen, hat das katholische Dekanat Fürth den Diskussionsabend "Auskotzen!" angeboten. Gemeindemitglieder konnten Unmut, Wut und Unverständnis über die Kirche äußern. Einer der Hauptamtlichen, die sich der Kritik stellten, ist Gemeindereferent Stefan Gardill. Was er Positives an seiner Kirche sieht, hat er im Gespräch mit dem Sonntagsblatt erzählt.

Herr Gardill, ein Kritikpunkt an der katholischen Kirche, der auch beim Diskussionsabend aufkam, ist die Weigerung, Frauen zu ordinieren und damit zu gleichberechtigten Akteurinnen zu machen. Wie nehmen Sie das wahr?

Stefan Gardill: Hier in Fürth arbeiten wir im Seelsorgebereich auf Augenhöhe und mit demokratischen Entscheidungen. Die Probleme entstehen eher auf der höheren Leitungsebene, während wir vor Ort sowieso schon im Hier und Jetzt leben. Frauen leiten den Wortgottesdienst. Bei uns in Stadeln ist das alle zwei Wochen, da ist kein Priester da. In der Basis ist es so: Die Arbeit in den Gemeinden machen Frauen, deswegen arbeiten wir schon lange auf Augenhöhe.

Bei der Veranstaltung "Auskotzen" haben Sie sich den Unmut von Kirchenmitgliedern über Dinge angehört, für die Sie gar nichts können. Wie fühlt sich das an?

Stefan Gardill: Wir sind Vertreter der Kirche und damit hängen wir mit drin. Wenn diese Dinge passieren, ist es absolut gut, dass die Leute uns auch als Vertreter der Kirche sehen und uns das benennen. Das müssen wir ertragen und mitleiden. Aber man muss auch sehen, dass wir das selber nicht für richtig halten und versuchen, hier vor Ort etwas anders zu machen. Diese mittelalterliche, männerbündische und hierarchische Struktur erlebe ich ja auch, wenn ich zum Beispiel als gewählter Vertreter des leitenden Pfarrers bei einer Konferenz dabei bin und beschlossen wird: "Das regeln wir lieber unter uns." Genau daran krankt es.

Was sind aus Ihrer Erfahrung die Probleme, die Menschen mit der Kirche haben? Betrifft das die Kirche vor Ort oder eher die übergeordneten Strukturen?

Stefan Gardill: Missbrauch, die Verweigerung der Priesterweihe für Frauen. Da sind Menschen wütend über "die Kirche" und haben manchmal ein Bild im Kopf von vor 50 Jahren. Die Wirklichkeit ist manchmal ganz anders. Trotzdem muss die Kirche dringend demokratisiert werden, die Verantwortung und die Macht muss auf mehr Schultern verteilt werden: auf Männer und Frauen, auf Priester und Laien. Ich hätte auch nichts dagegen, demokratisch einen Bischof zu wählen. Wir leben in einer Demokratie und ich will auch in der Kirche eine Demokratie haben. Als Zweites muss die Fixierung auf die Priester weg. Das tut den Priestern nicht gut und das tut den Menschen nicht gut.