"Die Menschen sind mütend", so Pfarrer Peter Lysy. Das ist eine Mischung aus müde und wütend. Niemand weiß, wie lange diese Pandemie noch dauern und wie es in manchen Berufen weitergehen wird. Lysy sieht zwei Schwerpunkte: einmal Menschen mit Migrationshintergrund, die sprachliche Probleme mit dem derzeitigen Behördendschungel haben. Und alte, bestehende Probleme, die während der Pandemie wie durch ein Brennglas deutlich werden. Zum Beispiel in der Pflegebranche. Hier ist ja schon lange bekannt, dass die Mitarbeitenden zu schlecht bezahlt werden und zu viele Überstunden leisten müssen. Rechtliche Beratung leisten die Arbeitsseelsorger:innen nicht, aber sie können in verschiedene Netzwerke vermitteln. 

Wie kda-Seelsorger Lysy und seine Kollegen arbeiten

Pfarrer Peter Lysy ist Arbeiterseelsorger beim kda-Bayern, dem Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt. Er hat sein Amt als Nachfolger von Pfarrer Roland Pelikan während der Pandemie angetreten und sein Büro noch längst nicht so eingerichtet, wie es einmal sein soll. Auch bei ihm findet die Arbeit derzeit hauptsächlich im Homeoffice statt.  Die Arbeitsseelsorger:innen vom kda haben verschiedene Möglichkeiten, mit den Betriebsräten und Angestellten in Kontakt zu bleiben. Sie telefonieren, schreiben E-Mails, verabreden sich zu Spaziergängen. Seit einem Jahr gibt es ein zentral geschaltetes Arbeitsseelsorgetelefon. Unter der Rufnummer 0911-43 100 200 können Arbeitnehmer:innen werktags ihren Kummer und ihre Nöte loswerden.

Arbeitsseelsorgetelefon 0911-43 100 200

Besonders die Gastronomie leidet, stellt Peter Lysy fest. Die Wirte wissen oft nicht, ob sie überhaupt wieder öffnen können. Und das Personal wandert ab, denn sie bekommen Kurzarbeitergeld lediglich auf ihr Nettoeinkommen. Das Trinkgeld, das einen beträchtlichen Teil ihres Einkommens ausmacht, fällt komplett aus. Und weil viele Menschen finanziell "auf Kante genäht" dastehen, wissen viele nicht mehr, wie sie ihre Miete bezahlen sollen. Besonders in der neuen Boombranche Paketlieferdienste finden ehemalige Kellner und Köchinnen einen Ersatz. Ob sie in die Gastronomie zurückkehren werden, ist ungewiss.

Weniger Dienstreisen, mehr hybride Veranstaltungen

Für das Arbeitsleben nach Corona zeichnen sich laut Pfarrer Lysy allerdings deutliche Änderungen ab. "Die Digitalisierung hat einen enormen Schub bekommen, den wird man nicht mehr zurücknehmen können". Also werden Arbeitszeiten und auch der Ort flexibler bleiben. Es wird weniger Dienstreisen geben. Lysy hat erfahren, dass manche Hotels schon auf hybride Tagungen umgestellt haben, sodass weniger Teilnehmer anreisen müssen. Auch im Messebau, der ebenfalls fast zum Stillstand gekommen ist, wird sich sehr viel ändern, da auch Messen künftig genauso digital wie auch "in echt" stattfinden werden.

Positiv sieht der Arbeitsseelsorger, dass familiäre Verpflichtungen in den vergangenen Monaten stark in den Vordergrund gerückt sind. Und Peter Lysy ist davon überzeugt, dass sich zum Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie künftig viel ändern wird.

TV-Tipp: Kirche in Bayern

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