Bei der Landessynode in Garmisch-Partenkirchen 2018 muss der Haushalt für das Jahr 2019 beschlossen werden. Den 108 Synodalen liegt diesmal ein Haushaltsplan mit Ausgaben in Höhe von 936 Millionen Euro vor. Trotz der gegenwärtigen guten Haushaltslage mahnt der kirchliche Finanzchef, Oberkirchenrat Erich Theodor Barzen, weiterhin zu fiskalischer Vorsicht. Die demografische Entwicklung werde die Kirchensteuereinnahmen langfristig zurückgehen lassen. Verantwortliches und vorausschauendes Wirtschaften bleibt oberstes Gebot. Gleichwohl gelte es, die vorhandenen Spielräume zu nutzen.
Auf die aktuellen Zahlen und Statistiken sehen die kirchlichen Finanzplaner mit Wohlgefallen.
Obwohl die Mitgliederzahlen zurückgehen, steigen die Erträge noch. Sie sichern die vielfältigen Angebote in Gemeinde und Diakonie, Seelsorge und Beratung. Ein moderater Spielraum für neue Schwerpunkte ist vorhanden. Die Ursache für dieses erfreuliche Bild ist die gute Konjunktur. Je mehr Menschen in Lohn und Brot stehen, desto mehr Steuern fließen in die Kassen von Staat, Kommunen und natürlich auch der Kirche.
Insgesamt dürften im langsam zu Ende gehenden Jahr 2018 per Saldo die Erträge rund 23 Millionen Euro höher liegen als geplant. Das Steueraufkommen liegt um 45 Millionen Euro über dem bisherigen Haushaltsansatz, die sonstigen Erträge fallen aber um 22 Millionen Euro niedriger aus, erläutert Barzen in einem Gespräch mit dem Sonntagsblatt. Die zusätzlichen Einnahmen sollen nicht nur der Vorsorge für die Zukunft dienen, sondern teilweise auch zeitnah für kirchliche Arbeitsfelder und ganz wesentlich für die Gemeinden eingesetzt werden: Deshalb liegt der bayerischen Landessynode, die bei ihrer Herbsttagung in Garmisch-Partenkirchen den Finanzplan beschließen muss, ein "Nachtragshaushalt 2018" in Höhe von 15 Millionen Euro vor.
Die Gelder sollen – so der Vorschlag des Finanzreferenten und des Landeskirchenrats – den Gemeinden zugutekommen, indem die "Schlüsselzuweisungen" aufgestockt werden, aber auch den Bereichen Pflege und Flüchtlinge. Dabei will die Landeskirche Barzen zufolge vor allem die Seelsorge für angehörige Pflegebedürftiger und für Pflegekräfte ausbauen und geflüchtete Menschen bei der Integration in Deutschland oder der Rückkehr in ihre ehemalige Heimat unterstützen.
Für die nächsten Jahre rechnet Finanzchef Barzen ebenfalls mit stabilen Kirchensteuereinnahmen.
Für 2019 geht er von 792 Millionen aus, inklusive der sonstigen Erträge sind es 960 Millionen Euro. Die Aufwendungen sind mit 936 Millionen Euro geplant, sodass ein Plus von knapp 24 Millionen verbleibt.
Dank dieser positiven Entwicklung kann die Kirche nicht nur ihren Verpflichtungen nachkommen und eine verlässliche Arbeitgeberin sein, beispielsweise im Personalbereich, dem größten Posten im Haushalt, sondern auch auf aktuelle Herausforderungen reagieren: Mit zehn Millionen soll, so die Planung, die neue Jugendbildungsstätte Neukirchen realisiert werden, vier Millionen gehen in die Neugestaltung des Lorenzer Platzes im Herzen von Nürnberg. Am Egidienplatz, ebenfalls in Nürnberg, sollen kirchliche Räume für die Bedürfnisse sinnesbehinderter Menschen umgestaltet werden, zusätzliche Mittel sollen in die Verwaltungsreform fließen.
Über den gesamten Haushalt inklusive dieser Sonderausgaben muss allerdings noch die Landessynode als "Haushaltssouverän" der bayerischen Landeskirche beschließen.
Dossier Landessynode
Die bayerische evangelische Landessynode tagt vom 25. bis 29. November 2018 in Garmisch-Partenkirchen. Unser Dossier mit allen Artikeln, Hintergrundinformationen und Infografiken zur Landessynode, finden Sie hier sonntagsblatt.de/landessynode!