Die tatkräftige Verantwortung der Kirche für Frieden und Klimaschutz hat den Auftakt der Frühjahrstagung der bayerischen Landessynode in Lindau bestimmt. Das heiße Eisen einer Neugestaltung der Versorgungsleistungen für Pfarrer und Kirchenbeamte will die Synode hingegen noch nicht anfassen.
In ihrer Eröffnungsansprache vor den 108 Synodalen – in der Mehrzahl Laien – rief Synodalpräsidentin Annekathrin Preidel die Kirche zu einem aktiven "Friedensdienst" in einer von Konflikten zerrissenen Welt auf. Dazu gehöre der Einsatz für Menschen, die aus erschütterten Weltgegenden geflüchtet sind, aber auch für Menschen hier, "deren Herzen verängstigt sind, die sich abschotten und die Grenzen schließen möchten", sagte Preidel.
Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm sagte, in einem Europa, in dem sich Spaltungstendenzen verstärkten und Bewegungen ausbreiteten, die Hassbotschaften aussenden, sei es die Aufgabe der Kirchen für Versöhnung einzustehen. Auf dem Weg zu einem gerechten Frieden müsse Prävention Vorrang haben. Dazu gehöre die Früherkennung von Konflikten und die Unterstützung diplomatischer Aktivitäten. Außerdem sollen sich die Kirchen für ein Verbot von "Killerrobotern" stark machen, sagte Bedford-Strohm, der auch Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist.
Die technologischen Entwicklungen im digitalen Zeitalter machten autonome Waffensysteme und "Tötungsentscheidungen" mit Hilfe künstlicher Intelligenz möglich. In einer Rede vor der Synode forderte Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) die Kirchen dazu auf, sich noch stärker für Frieden, Umweltschutz und globale Gerechtigkeit einzusetzen – sowie gegen Rüstung und Ausbeutung von Menschen in Entwicklungsländern. Das herkömmliche Wirtschaften habe die Welt an ihre Grenzen gebracht, betonte Müller in einem Vortrag vor der bayerischen evangelischen Landessynode, die derzeit in Lindau tagt.
Daher sei eine Umkehr, ein "Paradigmenwechsel" nötig: "Dazu müssen entscheidende Impulse von den Kirchen kommen. Als Christen sind wir in der Verantwortung." Die Pensionen der Pfarrerinnen und Pfarrer stehen vorerst nicht zur Disposition. Landesbischof und Landessynodalausschuss einigten sich, dass ein Eckpunkte-Papier mit Vorschlägen zu einer Neugestaltung der Versorgungsleistungen für Pfarrer und Kirchenbeamte nicht auf der Synodaltagung behandelt werden soll.
Die Vorschläge sahen unter anderem eine schrittweise Erhöhung der Lebensarbeitszeit der Pfarrer auf 68 Jahre sowie Kürzungen bei Pensionen und Weihnachtsgeld vor, um die finanzielle Zukunftsfähigkeit der Landeskirche zu sichern. Wie Bedford-Strohm am Rande der Synodaltragung vor Journalisten sagte, seien die Vorschläge zur Altersversorgung von Emotionen überlagert worden, weshalb jetzt das intensive Gespräch mit den betroffenen kirchlichen Berufsgruppen gesucht werden muss.
Große Hoffnungen setzen Synodalpräsidentin und Landesbischof in das umfassende kirchliche Reformkonzept "Profil und Konzentration" (PuK), mit dem die Kirche mit ihrer Botschaft die Menschen wieder neu in ihren jeweiligen Lebenssituationen erreichen will. Die Vorschläge, die der Synode zur Entscheidung und weiteren Bearbeitung vorliegen, sollen zu einer Neuausrichtung der kirchlichen Aufgaben und zu einer besseren Kooperation der verschiedenen kirchlichen Berufsgruppen führen, sagte Preidel. Auf die Veränderung der Gesellschaft könne die Kirche nicht mit ihren bisherigen "starren Formen" reagieren, sagte Preidel bei der Presskonferenz.