Die Klima-Aktivisten der "Letzten Generation" sehen die Kirchen als wichtige Partner im Kampf gegen die Erderhitzung an. Schon jetzt hätten Millionen Menschen infolge der Klimakrise ihre Lebensgrundlage verloren, sagte Andrea Rückert, eine der Koordinatorinnen der "Arbeitsgemeinschaft (AG) Vernetzung mit den Kirchen" der "Letzten Generation", dem Sonntagsblatt.

Beispiele allein im vergangenen Jahr seien die Überschwemmungskatastrophe in Pakistan oder die Dürre in Ostafrika. Für Christen sei die Überlegung unabdingbar, inwiefern sie mit ihrem Lebensstil die Rechte anderer Menschen weltweit verletzten, erklärte die Pfarrerin im Schuldienst in Gräfelfing bei München.

"Letzte Generation": Kirchen nehmen unsere Sorgen ernst

Die "Letzte Generation" betrachte die Kirchen als Ort, an dem sie nicht wegen ihrer Blockaden vorverurteilt und kriminalisiert werde, sondern an dem ihre Sorgen ernst genommen werde, sagte Rückert. Gegner würden den Blockierern vorwerfen, sie schränkten ihre Freiheit ein. Freiheit zu beanspruchen bedeute aber auch, die Freiheit der Opfer der Klimakrise zu achten - sonst sei sie reiner Egoismus.

Der Gott der Bibel ergreife für die Unterdrückten und Nichtprivilegierten Partei. Insofern hätten auch Christen den Auftrag, Stellung für die Opfer der Klimakrise zu beziehen, sagte Rückert.

Die bundesweit 28 evangelischen und katholischen Mitglieder der AG "Vernetzung mit den Kirchen" nähmen vielstimmige Reaktionen aus den Kirchen wahr, sagte die Koordinatorin. Grundsätzliche Zustimmung gebe es für das Ziel des Klimaschutzes, aber manchen sei dessen Dringlichkeit nicht bewusst. Die Wissenschaftler des Weltklimarats prognostizierten, dass die Erderhitzung in wenigen Jahren Kipppunkte erreiche, die unumkehrbare Folgen auslösten.

 

Video: "Letzte Generation": Sonja kämpft fürs Klima

 

Ziviler Ungehorsam wichtiges Element der Demokratie

Manche Pfarrerinnen und Pfarrer hätten Angst, durch eine Unterstützung der Klimaschützer Mitglieder zu verprellen, berichtete Rückert. Sie sollten sich aber trauen, Stellung zu beziehen. Es sei eine Gewissensfrage, "über die Komfortzone hinauszugehen, selbst wenn es Widerspruch gibt". Das Mittel der "Letzten Generation", ziviler Ungehorsam, sei als wichtiges Element der Demokratie eng mit Kirchen verbunden gewesen, etwa in der US-Bürgerrechtsbewegung oder der Friedensbewegung in Deutschland.

"Es reicht nicht, dass jeder anfängt, klimaneutral zu leben",

betonte die Theologin. Die "Letzte Generation" wolle mit ihren Blockaden den Alltag unterbrechen, um deutlich zu machen, "dass ein Weiter so nicht geht".

Die Regierungen müssten das Ruder herumlegen und die Politik klimafreundlich und gerecht gestalten. Auch bei der Kirche reiche es nicht, Klimaschutz nur in den eigenen Einrichtungen zu denken. Sie müsse ihre Stimme in der Gesellschaft erheben und die Politik zu Änderungen drängen. Ziel sei, dass Menschen günstig und ohne Probleme klimafreundlich, umweltschützend und fair leben könnten.