Papst Leo XIV. hat dem US-Portal "Crux" sein erstes ausführlicheres Interview gegeben. Die Reaktionen darauf fallen gemischt aus.

In den sozialen Medien überwiegt in vielen Kommentaren jedoch die Enttäuschung: Zahlreiche Stimmen sehen in den Aussagen des Papstes eher Rückschritte als Fortschritte – insbesondere mit Blick auf Frauenrechte, den Umgang mit Missbrauchsfällen und die Haltung gegenüber queeren Menschen. 

Papst setzt auf klassische Familienbilder

"Die traditionelle Familie aus Vater, Mutter und Kindern muss gestärkt werden", sagte Leo XIV. im Gespräch.

Kritiker:innen empfinden dies als klare Abwertung alternativer Familienmodelle.

Die Initiative "Out in Church", die sich für die Rechte queerer Menschen innerhalb der Kirche einsetzt, übte scharfe Kritik: Menschen, die nicht heterosexuell sind oder nicht dem binären Geschlechtermodell entsprechen, fühlten sich dadurch erneut ausgeschlossen, sagte ein Sprecher der Initiative am Donnerstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Queere Menschen in der Kirche

Der Papst betont, dass Themen rund um die sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität zu Spaltungen innerhalb der Kirche führen.

Aus meiner Sicht liegt die Ursache für diese Polarisierung jedoch weniger in den Themen selbst, sondern vielmehr darin, dass queere Menschen weiterhin strukturell diskriminiert und ausgegrenzt werden.

Vor diesem Hintergrund wirkt es widersprüchlich, wenn ausgerechnet Betroffene indirekt für Konflikte verantwortlich gemacht werden. Trotz dieser Rückschläge kündigt "Out in Church" an, sich weiterhin für Reformen einzusetzen und die Kirche nicht "konservativen oder rückwärtsgewandten Kräften" zu überlassen. 

Frauenrechte & Missbrauch

Auch in Bezug auf die Rolle der Frauen in der katholischen Kirche bleiben die Erwartungen an umfassende Veränderungen gedämpft. Zwar möchte Papst Leo XIV. Frauen in Leitungsfunktionen berufen, eine Öffnung des Diakonats für Frauen lehnt er jedoch ab. 

Zum Thema Missbrauch äußerte sich der Papst ambivalent. Einerseits sprach er sich dafür aus, Opfer respektvoll zu begleiten, andererseits betonte er den Schutz von Geistlichen, die zu Unrecht beschuldigt würden.

Da Falschanschuldigungen nach wissenschaftlichen Erkenntnissen jedoch nur einen geringen Anteil der Fälle ausmachen, erscheint es wenig sensibel, diesen Aspekt in einem Atemzug mit dem Leid der Betroffenen zu nennen. 

Reformen auf Sparflamme

Alles in allem zeichnen die jüngsten Aussagen das Bild eines Papstes, der Reformen eher zögerlich angeht und auf bewährte Traditionen setzt. Für viele Gläubige, die sich eine Öffnung und größere Liberalität erhofft hatten, bedeutet dies eine Enttäuschung, während konservative Christ:innen die Bestätigung ihrer Positionen als Erfolg verbuchen dürften.