Ingrid Gottwald-Weber sagt, sie denke gerne länger voraus. Die für 2024 angesetzten Einschnitte in der Landesstellenplanung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern interessieren die Weißenburger Dekanin aktuell nicht mehr – sie hat schon das Jahr 2030 im Blick. "Wenn man etwas entwickeln will, braucht man Freiräume", sagt sie.

Als vor rund einem Jahr zwei Pfarrstellen vakant wurden, die 2024 ohnehin wegfallen, habe man sich im Dekanat entschieden, diese nicht mit Interimslösungen zu besetzen, sondern gleich etwas Neues anzugehen. Für den neu geschaffenen Bereich Fundraising wurde Christiane Menke-Stumpf gefunden, für Dekanatsentwicklung mit jungen Menschen Rebecca Wadepohl. "Wenn auch nur für zwei Jahre – aber in denen kann man vieles anstoßen", erklärt Gottwald-Weber.

Die in Reutlingen aufgewachsene 24-Jährige hat an der CVJM-Hochschule in Kassel Soziale Arbeit sowie Religions- und Gemeindepädagogik studiert. Weißenburg ist ihre erste Stelle nach der Ausbildung.

"Es ist eine tolle Chance, sich selbst neue Strukturen auszudenken und Netzwerke zu schaffen", erklärt sie.

Die Organisation der Präparandenarbeit und der Konfi-Camps hat sie sich als Erstes vorgenommen. In den Bezirken sollen Leitungs- und Orga-Teams aufgebaut werden, die wiederum ihre Jugendlichen um sich scharen und motivieren sollen, an einer gemeinsamen Vision von Kirche mitzuarbeiten.

Ehrenamtliche "Teamer"

Rund 30 Ehrenamtliche kann man schon vorweisen, die ihrerseits als "Teamer" auftreten und sich in den Gemeinden für die Jugendarbeit engagieren. "Wenn eine gute Basis aufgebaut wird, bleiben die Leute auch bei der Kirche", ist sie überzeugt.

Dabei ist sie nicht allein. Mit Dekanatsjugendreferentin Magdalena Gmelch (seit Oktober 2020 im Dienst) und Dekanatsjugendpfarrer Oliver Schmidt, der im Herbst vergangenen Jahres als Pfarrer in den Bezirk Ost gekommen ist, bildet sie ein Team, das derzeit die Jugendarbeit im Dekanat auf Vordermann bringt.

Im prall gefüllten Kalender der Evangelischen Jugend im Dekanat finden sich neben den klassischen Rüstzeiten und Gottesdiensten auch besondere Aktions- und Erlebnistage. Die Dekanatsjugendreferentinnen sind auch bei Elternabenden sowie Beicht- oder Vorstellungsgottesdiensten mit eingesetzt.

"Wir arbeiten eng mit den evangelischen Jugendorganisationen in Pappenheim und Gunzenhausen zusammen", ergänzt Schmidt. Benachbart sei man sowieso, die Grenzen der Gemeinden seien fließend. "Die jungen Menschen sollen einmal sagen, dass das ihre Kirche ist und Kirche nichts Abgehobenes über ihren Köpfen bedeutet", ist er überzeugt. Die Zeiten, in denen Hauptamtliche mit fertigen Konzepten kommen, die der Jugend mehr oder weniger übergestülpt werden, seien längst vorbei. "Wir arbeiten partizipativ."

Leben in die Gemeindehäuser

Auf Augenhöhe begegnet man sich dabei mit Ehrenamtlichen wie Linda Kauth. Die Pleinfelderin hat sich in ihrer Gemeinde gerade darum gekümmert, dass ein bereits länger bestehender Jugendraum im Gemeindehaus neu eingerichtet wird.

Im benachbarten Ellingen will sie mit den Jugendlichen vor Ort dasselbe tun. "Wenn man die Jugend beteiligt, dann geht auch was voran", meint Kauth. Langfristiges Ziel sei, wieder eine Dekanatsjugendkammer zu bilden, in der Vertreterinnen und Vertreter sämtlicher 30 Gemeinden im Dekanat eine Stimme haben. Dazu müssten die Mädchen und Jungen schon im Konfi-Alter richtig abgeholt werden.

Die Dekanin freut sich über die Dynamik, die derzeit in ihren Gemeinden steckt. "Es ist wie im Mai." Und was in zwei Jahren ist? Das weiß weder die Dekanin noch Wadepohl. Doch die Basis für eine nachhaltige Jugendarbeit wird gerade geschaffen.

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