Lange ist nach einem Käufer für das Areal der Kreuzkirche im Osten von Regensburg gesucht worden. Der scheint nun gefunden: Das Evangelische Siedlungswerk (ESW) will auf dem 4.650 Quadratmeter großen Grundstück 40 Sozialwohnungen und eine Kindertagesstätte für 62 Kinder errichten. Ende Februar soll der Kaufvertrag unterzeichnet werden, sagte ESW-Projektleiter Sebastian Schuster auf Anfrage des Sonntagsblatts.

Bebauungspläne des Evangelischen Siedlungswerkes

Eine "kirchenaufsichtliche" und baurechtliche Genehmigung vorausgesetzt, könnte im Lauf des Sommers nach seinen Angaben bereits der Abriss des beinahe 60 Jahre alten Kirchengebäudes samt Pfarrhaus mit Nebengebäuden erfolgen. Der Baubeginn für das mehrere Millionen Euro teure Projekt ist für Frühjahr 2023 geplant. Mit der Fertigstellung werde nicht vor Mitte 2024 gerechnet, sagte Schuster. Ziel sei es, dass die Kindertagesstätte mit einer Krippe und zwei Kindergartengruppen nach den Sommerferien 2024 ihren Betrieb aufnehmen kann.

Der Regensburger Dekan Jörg Breu befürwortet das Projekt: "Wir haben uns bewusst für diesen evangelischen Träger entschieden, weil er uns garantiert hat, dass er die Gebäude langfristig bewirtschaften wird", sagte er. Fast alles dort werde öffentlich geförderter Wohnraum sein, darauf habe auch die Stadt Regensburg Wert gelegt. Ferner habe das ESW zugesagt, auf eine Maximalbebauung des Grundstücks zu verzichten. Nach der Bebauung mit Sozialwohnungen und Kita bleiben laut ESW noch etwa 1500 Quadratmeter Grünfläche erhalten.

Gründe für den Verkauf der Regensburger Kreuzkirche

Sinkende Mitgliederzahlen bayernweit machten derzeit die Aufgabe kirchlicher Immobilien notwendig, sagte Breu. So schmerzhaft der Abschied auch sei: "Wir geben nur auf, was wir aufgeben können, um das weiter zu betreiben, was wir weiterbetreiben müssen und wollen.", so der Dekan.

Keiner Gemeinde werde eine Kirche weggenommen, "die noch aktiv ist"

Sechs Jahre lang ist die Kreuzkirche nicht mehr in evangelischem Betrieb gewesen. Die Gemeinde hielt laut Breu nur noch sporadisch Gottesdienste ab. Im Juli 2018 zog die evangelische Gemeinde mit ihren liturgischen Gefäßen und Geräten aus der Kirche aus. Danach wurde sie an die Altkatholiken zwischenvermietet.

Die Kreuzkirche ist eine Filialkirche der Neupfarrkirche. Im Gegensatz zu jener steht sie unter Denkmalschutz und soll demnächst im Innenraum saniert und zeitgemäß gestaltet werden. Zur Finanzierung des Projekts benötige die Kirchengemeinde zum Teil auch den Verkaufserlös aus dem Kreuzkirchenareal, sagte Breu.

Entwidmungen evangelischer Kirchen im Kirchenkreis Regensburg

Damit die evangelische Kirche auch in Zukunft handlungsfähig bleibt, stößt sie derzeit eine Reihe von sanierungsbedürftigen oder nicht erhaltenswerten Immobilien ab. Alle Dekanate im Kirchenkreis seien von der Entwicklung betroffen, sagte Regionalbischof Klaus Stiegler. "Wir werden nicht alle Gebäude im Kirchenkreis Regensburg halten können", betonte er mehrfach. Für diesen Konzentrationsprozess einer kleiner werdenden Kirche müsse der Grundsatz gelten: "Menschen vor Mauern."

Im Kirchenkreis Regensburg, der die Oberpfalz und Niederbayern sowie Ingolstadt in Oberbayern umfasst, wurden im Juli 2020 die Versöhnungskirche in Ergoldsbach und im Jahr 2021 das Gemeindezentrum Rotthalmünster (beide Dekanat Landshut) aufgegeben und entwidmet. Die Erlöserkirche in Beratzhausen bleibt bestehen, ist aber verkauft. Es folgen die Aufgabe der Johanneskirche in Kirchenthumbach (Dekanat Weiden) und die Kreuzkirche in Regensburg. Regionalbischof Klaus Stiegler wird die Kreuzkirche am 2. April entwidmen, zusammen mit Vertretern der Gemeinde, Gesamtkirchengemeinde und dem Dekanat.