"Man muss sich zu 100 Prozent auf die beiden Menschen konzentrieren."

Frau Görnitz, beim Vorgespräch zur Spontanhochzeit müssen Sie innerhalb kurzer Zeit möglichst viel vom Brautpaar erfahren, damit die Trauung ein besonderes und persönliches Erlebnis wird. Wie machen Sie das?

Elisabeth Görnitz: Das Wichtigste ist, dass man offen und unvoreingenommen auf das Paar zugeht. Man muss sich zu 100 Prozent auf die beiden Menschen konzentrieren. Nicht nur das Gesagte hören, sondern auch die Zwischentöne wahrnehmen, wie etwas gesagt wird.

Dann stellt sich für mich automatisch ein Gefühl ein: Sind das Menschen, die auch mal gerne über sich selbst lachen können? Wie erzählen sie ihre Kennlern-Geschichte? Werden dabei Sticheleien eingebaut oder ist es mit sehr viel Wertschätzung verbunden?

Diesen Ton, den ich da höre, den versuche ich in die Ansprache mit einzubauen. Dabei versuche ich auch die Sprache der beiden aufzugreifen, weil sich die Paare dadurch auch verstanden und gesehen fühlen.

Mit welchen Fragen muss das Paar bei diesem kurzen Speeddating mit Ihnen rechnen?

Es geht dabei nicht nur um die Kennlern-Geschichte, sondern auch darum, wie deren Wünsche für die Zukunft aussehen, was ihre Beziehung auszeichnet und was sie aneinander schätzen. Das sind sehr, sehr tiefgründige Fragen.

Und wenn sich die Menschen öffnen möchten, kommen sie auf das zu sprechen, was sie wirklich beschäftigt. Ich glaube, allein dadurch bekommen auch die Ansprachen bei der Trauung eine Tiefe - auch in der Kürze der Zeit. Dass da jemand verschlossen wäre, habe ich noch nie erlebt.

"Viele berichteten von überraschten Reaktionen aus dem Familien- und Freundeskreis."

Wie waren die Rückmeldungen auf Ihre Trauungen?

Ich habe sehr viel ansteckende Freude und Dankbarkeit erfahren. Viele berichteten von überraschten Reaktionen aus dem Familien- und Freundeskreis. Ein Paar schrieb mir: "Herzlichen Dank für die wunderschöne Trauung ... Wir finden das Angebot der Kirche super, ganz unkompliziert und ohne Hindernisse und trotzdem im festlichen Rahmen Gottes Segen für die Ehe erhalten zu können."

Im Nachhinein gab es auch noch Anfragen zu anderen Themen wie Eheschließung allgemein oder ob man sich für die Trauung einen besonderen Ort wünschen könnte. Für mich war es insgesamt ein gigantisches Projekt, und dass es so erfolgreich war, ist umso schöner.

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