Karl Georg Haubelt hat Kirche in der Corona-Pandemie als sehr zugewandt erlebt. Warum er glaubt, dass die Kirche missionarisch tätig sein muss, erklärt er im Sonntagsblatt-Interview.

Was reizt Sie am Amt des Synodalen?

Die Kirchenverfassung unserer Landeskirche ist durch das synodale Prinzip bestimmt. Das zeichnet uns aus, bringt aber auch eine Menge an Verantwortung insbesondere für die ehrenamtlichen und nicht-theologischen Mitglieder der Landessynode mit sich. Ich gehöre der Landessynode nunmehr in der dritten Wahlperiode seit 2008 für den Wahlkreis Sulzbach-Rosenberg/Neumarkt an, seit 2014 bin ich auch Mitglied des Landessynodalausschusses.

In beiden Verfassungsorganen unserer Kirche freut es mich, nicht nur mein rechtswissenschaftliches Fachwissen und meine kommunalpolitische Erfahrung aus meiner Zeit als Fraktionsvorsitzender im Gemeinderat der Gemeinde Stulln im Landkreis Schwandorf einbringen zu können, sondern auch selber reflektiert kirchenleitend theologisch arbeiten zu dürfen. Und das als ein nichtordiniertes Mitglied unserer Landessynode, das auch nicht monatlich einen Gehaltszettel von Kirche oder Diakonie erhält.

Wie engagieren Sie sich in Ihrer Gemeinde vor Ort?

Seit meiner Heirat vor vier Jahren wohne ich nicht mehr nur in Amberg, wo ich in der Erlöserkirche mit meiner Gemeinde immer wieder gerne Gottesdienste feiere, sondern auch in Wiesau in der nördlichen Oberpfalz. Dort, im Landkreis Tirschenreuth, engagiere ich mich auch seither politisch – in der SPD, deren Mitglied ich seit über vierzig Jahren bin. Zuhause in Amberg und im Dekanat Sulzbach-Rosenberg bin ich nicht nur seit 1984 als Prädikant tätig, sondern seit fast dreißig Jahren im Dekanatsausschuss und schon in der dritten Wahlperiode als dessen stellvertretender Vorsitzender.

In meiner früheren Kirchengemeinde Schwarzenfeld im Landkreis Schwandorf war ich 24 Jahre lang Kirchenvorsteher und Vertrauensmann. Ich war lange aktiver Feuerwehrmann und bin Mitglied im Vorstand des Diakonievereins Amberg. Dort sind wir derzeit nicht nur mit den Pandemiefolgen beschäftigt, sondern vor allem mit dem Komplettumbau unseres wunderbar am Mariahilfberg gelegenen Seniorenheimes – und das im laufenden Betrieb. Aber auch die evangelische Erwachsenenbildung ist mir ein Herzensanliegen. Seit vielen Jahren bin ich stellvertretender Vorsitzender des Kuratoriums des Evangelischen Bildungszentrums Bad Alexandersbad, dem ich mit dem zweiten Wohnsitz in Wiesau nun räumlich sehr viel näher bin, genauso wie meiner Arbeitsstätte, der Hochschule für den öffentlichen Dienst in Bayern im oberfränkischen Hof, an der ich seit 1993 Hochschullehrer bin.

Wo muss Kirche besser werden?

Es gibt kein Pauschalrezept für besser oder schlechter. Ich habe meine Kirche gerade in den ersten Monaten der Covid-Pandemie als aufsuchend und zugewandt erlebt – bei mir zuhause in der Amberger Erlösergemeinde. Es mag auch andere Erfahrungen gegeben haben, aber hier bei mir im Herzen der Oberpfalz haben die Kirchengemeinden gerade in der Krise gezeigt, wie lebendig sie tatsächlich sind. Und ich erlebe gerade in meiner früheren Kirchengemeinde, wie kleiner werdende Mitgliederzahlen nicht nur zur Trauer führen, die sicher auch dazu gehört, sondern wie in der Region jetzt im Zuge der Umsetzung der Landesstellenplanung kreative Ideen zur Sicherung von künftigem Gemeindeleben in der Diaspora Gestalt annehmen.

Ich sehe aber auch, dass insbesondere unsere Pfarrerinnen und Pfarrer in ihrer Amtsführung spürbar weitere Entlastung im Verwaltungsbereich benötigen. Die Landessynode hat hierfür die erforderlichen gesetzlichen Rahmenbedingungen geschaffen, die nun vor Ort als Instrumentenkasten auch genutzt werden müssen. Ob allerdings die sich fortsetzende Zentralisation in den Verwaltungsverbünden der Weisheit letzter Schluss bleiben wird, muss sich erst noch zeigen.

Wie schätzen Sie die Zukunft der Kirche ein: Wo stehen wir in zehn Jahren?

Ich vertraue da ganz auf unseren Herrn Jesus Christus, der uns am Ende des Matthäusevangeliums zusagt: "Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende." Die Frage ist ja durchaus zweideutig, denn was ist mit Kirche gemeint? Die Kirche Jesu Christi – da bin ich ganz vertrauensvoll zuversichtlich. Die Körperschaft des öffentlichen Rechts Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern? Sie wird auch in zehn Jahren noch sein.

Aber sie muss missionarisch sein, den so vielen Austretenden begleitend hinterhergehen, die Diakonie als konstitutiven Teil der Kirche begreifen, Ökumene leben – und sie muss glaubensstark sein. Und mit Gottes Hilfe bin ich mir sicher, dass sie das in zehn Jahren sein wird.

Karl Georg Haubelt - Kurzlebenslauf

  • Regierungsdirektor, Hochschullehrer
  • Verheiratet, drei Kinder, wohnhaft in Amberg und in Wiesau
  • Geboren 1965 in Amberg
  • Studium der Verwaltungswissenschaften an der damaligen Bayerischen Beamtenfachhochschule in Hof, Studium der Betriebswirtschaftslehre, Politikwissenschaft und Psychologie an der FernUniversität in Hagen; Diplom-Verwaltungswirt (FH)
  • Tätigkeiten in der Bayerischen Staatsforstverwaltung (u.a. Personalverwaltung am Bayer. Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Arbeitsgebietsleitung in der Waldarbeiter-Lohnabrechnungsstelle beim heutigen Bayerischen Landesamt für Finanzen); Mitglied des Bezirkspersonalrates bei der Oberforstdirektion Regensburg
  • 1993 Ruf auf die Stelle eines hauptamtlichen Hochschullehrers an der Hochschule für den öffentlichen Dienst in Bayern mit dem Lehrschwerpunkt Sozialrecht/Recht des öffentlichen Dienstes
  • Seit 1997 ständiger Lehrauftrag an der Berufsakademie Sachsen in Bautzen mit dem Lehrschwerpunkt Sozialrecht/Recht des öffentlichen Dienstes
  • 24 Jahre Kirchenvorsteher in Schwarzenfeld (davon 18 Jahre Vertrauensmann), über 26 Jahre Mitglied im Dekanatsausschuss Sulzbach-Rosenberg (seit 2007 dessen stellv. Vorsitzender), seit 2008 Mitglied der Landessynode, seit 2014 Mitglied des Landessynodalausschusses
  • Seit 1984 Mitglied der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt