"Der Gedanke war, man muss die Christinnen und Christen erwecken, damit sie mit Feuereifer und Ernsthaftigkeit bei der Sache sind."

Seit wann gibt es überhaupt Freikirchen?

Haringke Fugmann: Ursprünglich wurzeln Freikirchen im sogenannten Erweckungschristentum, einer Bewegung, die bereits im 18. Jahrhundert begann. Und auch zuvor gab es Ansätze in dieser Richtung, die weiterentwickelt wurden. Der Gedanke hinter dieser Bewegung ist, dass mit Unmut festgestellt wurde, die allermeisten Menschen sind Christinnen und Christen, aber eben nicht ganz so glühend, nicht mit der gleichen Leidenschaft. Die meisten Christinnen und Christen würden also schlafen, war die Annahme, und was macht man, wenn jemand schläft? Man weckt ihn auf. Der Gedanke war also, man muss die Christinnen und Christen erwecken, damit sie mit Feuereifer und Ernsthaftigkeit bei der Sache sind.

Und was zeichnete die Bewegung konkret aus?

In den Erweckungsbewegungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts begannen die Menschen unter anderem damit, in unverständlichen Lauten zu sprechen. Diesen Effekt können wir heute religionspsychologisch recht gut erklären. Es steckt wenig Metaphysisches dahinter. Er tritt selten auf, weil er in unserer Kultur nicht stark gefördert wird, aber er ist biologisch in uns angelegt. Im Grunde könnte es jeder lernen, so wie man schwimmen oder Fahrrad fahren kann. In vielen Kulturen und Religionen gibt es dieses Phänomen. Damals fragten sich die Menschen aber, was das eigentlich sein könnte. Sie fragten sich, ob es sich um das Gleiche handelte, was im Neuen Testament als 'Zungenrede' beschrieben wird. Unter dem Eindruck, dass das Ende der Welt unmittelbar bevorstehe, entstand die Idee, dass Gott kurz vor dem Ende der Welt ein zweites Pfingsten schenken würde. Das prägte den Namen dieser Erweckungsbewegung als Pfingstkirchen. Dieser Gedanke beherrschte lange Zeit das Denken vieler Pfingstchristinnen und -christen, so dass manche sogar behaupteten, das Zungenreden sei das entscheidende Merkmal, und wer es nicht habe, sei keine Christin beziehungsweise kein Christ. Heute würde das nicht mehr jeder so sehen, aber historisch gesehen war das damals ein weit verbreitetes Denken.

Wie einschneidend war das Aufkommen dieser Bewegung?

Damit wurde eine völlig neue Konfessionsfamilie geboren. Es gibt das orthodoxe Christentum, wie das äthiopisch-orthodoxe, russisch-orthodoxe oder ukrainisch-orthodoxe Christentum, die eine Konfessionsfamilie bilden. Dann gibt es das römisch-katholische Christentum mit all seinen unterschiedlichen Ausprägungen. Seit der Reformationszeit gibt es die protestantische Konfessionsfamilie, zu der die lutherische, methodistische, reformierte, unierte Kirche und andere Konfessionen gehören. Und im zwanzigsten Jahrhundert hat sich mit dem Pfingstchristentum eine weitere neue Konfessionsfamilie entwickelt, die sich bis Mitte des Jahrhunderts weltweit mit rasender Geschwindigkeit verbreitet hat und sehr heterogen ist.

"Die Frömmigkeitspraktiken der Pfingstbewegungen wurden zum Teil auch von Menschen in etablierten Kirchen übernommen."

Gibt es bei aller Heterogenität Gemeinsamkeiten, die auf alle Freikirchen zutreffen?

Es ist schwierig, Gemeinsamkeiten zu finden, abgesehen von der Idee, dass es irgendwie mit dem Spirituellen und – im Fall der Pfingstkirchen – mit der Zungenrede verbunden ist. Aber auch in dieser Hinsicht gibt es theologische Unterschiede.

Dann, in der Mitte des 20. Jahrhunderts, geschah Folgendes: Die Frömmigkeitspraktiken der Pfingstbewegungen wurden zum Teil auch von Menschen in etablierten Kirchen übernommen. Plötzlich gab es also römisch-katholische Gläubige, die in Zungen sprachen, ebenso wie evangelische Gläubige. Sie wechselten jedoch nicht zu Pfingstgemeinden, sondern blieben in ihren eigenen Kirchen. Das wird als charismatische Bewegung bezeichnet. In der katholischen Kirche gibt es eine charismatische Bewegung, ebenso wie in evangelischen Kirchen.

Dann gab es in den 1980er und 1990er Jahren eine weitere Welle, in der charismatische Gemeinden eigene Neugründungen machten. Ab diesem Zeitpunkt funktioniert die klare Systematisierung nicht mehr so gut. Es gibt also eine breite Diversifizierung, und es ist heute nicht immer einfach, diese konfessionell einzuordnen.

Weil es zu viele Strömungen gibt?

Ja. Dazu gibt es auch noch das evangelikale Christentum. Da gibt es Grundprinzipien, die als wichtig erachtet werden. Zum Beispiel ist es ein zentraler Aspekt des evangelikalen Glaubens, dass die Bibel als wichtigste geistliche Autorität angesehen wird. Wichtig ist auch die Praxis des täglichen Bibellesens. Auch die persönliche Beziehung zu Jesus Christus ist ein typisches Merkmal evangelikaler Überzeugungen. Der Evangelikalismus ist aber nicht konfessionell gebunden.

In Deutschland ist er in der Evangelischen Allianz organisiert, die eine Art Netzwerk von Kirchen und Gemeinschaften ist. Es handelt sich um einen Verein. Vor Ort gibt es dann zum Beispiel evangelische Allianzen, bei denen eine Gemeinde mitmachen kann. Es gibt gelegentliche Treffen, aber darüber hinaus keine Verpflichtungen. Man kann die Homepage der Evangelischen Allianz nutzen, um mehr über die Glaubensvorstellungen zu erfahren.

Neben dem evangelikalen Christentum gibt es auch das pietistische Christentum, das seine Wurzeln in der frühen Neuzeit hat. Eine zentrale Idee des Pietismus ist die Schaffung einer intensiven Gemeinschaft innerhalb der etablierten Kirchen, um den Glauben ernsthaft zu praktizieren. Dies spiegelt sich beispielsweise in der Verbreitung von Hauskreisen wider. Dabei geht es um die Intensivierung des Glaubenslebens in der Gemeinschaft.

Haringke Fugmann

Haringke Fugmann ist landeskirchlicher Beauftragter der Evangleisch-Lutherischen Kirche in Bayern für geistige und religiöse Strömungen der Gegenwart. 

Seine Aufgaben: 

  • geistige und religiöse Strömungen, esoterische Bewegungen und freikirchliche, pfingstliche und (neu-)charismatische Tendenzen innerhalb und außerhalb der Evang.-Luth. Kirche wahrzunehmen,
  • sie theologisch, kultur- und religionswissenschaftlich zu erforschen,
  • darüber in Vorträgen und Publikationen zu informieren,
  • Menschen dazu zu beraten,
  • und sein Wissen in Fort- und Weiterbildungen weiterzugeben.

Als Privatdozent für Praktische Theologie an der Augustana-Hochschule Neuendettelsau gibt er die gewonnen Erkenntnisse außerdem an zukünftige Pfarrer*innen weiter.

"Zunächst einmal ist es einfach eine andere Art von Kirche."

Das klingt alles recht harmlos. Wie gefährlich sind Freikirchen aus Ihrer Sicht?

Ich neige eigentlich dazu, die Begrifflichkeit ‚gefährlich‘ in diesem Kontext nicht zu verwenden. Bei Freikirchen handelt es sich lediglich um eine andere Organisationsform. Beim Großteil der Christinnen und Christen, die einer Freikirche angehören, gibt es meiner Meinung nach keinerlei Bedenken hinsichtlich ihrer Teilnahme am gesellschaftlichen Leben und ihrem Engagement für andere. Zunächst einmal ist es einfach eine andere Art von Kirche. Es gibt möglicherweise Unterschiede in der Frömmigkeit und im Gottesdienstablauf, aber bei den meisten Menschen, die einer Freikirche angehören, gibt es keine Grundlage für Vorbehalte oder Bedenken.

Wie steht es um das Thema Geld? Vielen Freikirchen wird vorgeworfen, darauf sehr viel Wert zu legen.

Beim Thema Geld muss man sehen, dass Freikirchen auch Personalkosten haben. Einige bieten sehr professionelle Musik mit umfassender Ausstattung an, was Kosten verursacht. Das muss alles finanziert werden, da sie keine Kirchensteuern erhalten. Deshalb müssen sie auf andere Weise Geld beschaffen und darüber sprechen, dass sie finanzielle Unterstützung benötigen. Das ist für uns etwas fremd, da wir durch die Kirchensteuer in den etablierten Kirchen nicht daran gewöhnt sind, aber in anderen Ländern wie den USA ist es völlig normal, dass Christinnen und Christen Geld spenden, um beispielsweise schöne Musik zu haben. In Bezug auf Geldangelegenheiten finde ich wichtig, dass alles transparent abläuft. Das gilt nicht nur für Freikirchen, sondern grundsätzlich für alle Organisationen.

Sie sehen also nichts, was grundsätzlich problematisch wäre?

In manchen Freikirchen spielen bestimmte Themenbereiche eine stärkere Rolle, wie zum Beispiel die Vorstellung von Teufelswirkung oder das Vorhandensein von Dämonen, auf die mit Befreiungsgebeten oder Exorzismus reagiert wird. Schwierig finde ich auch, wenn eine Gemeinde einen starken Heilungsoptimismus vertritt, bis hin zu Heilungsversprechen. Dies kann zu einer Belastung führen, insbesondere wenn suggeriert wird, dass mangelnder Glaube für ausbleibende Heilung verantwortlich sei. Diese Themen sind jedoch spezifisch für bestimmte Gemeinden und sollten nicht verallgemeinert werden auf alle Freikirchen.

"In Bezug auf Sexualmoral und damit verbunden auch auf das Thema Homosexualität gibt es momentan sicherlich eine intensive Auseinandersetzung."

Gilt das auch für rigide Ansichten über Homosexualität oder die Rolle der Frau?

Ich habe keine statistischen Daten dazu. Deshalb fällt es mir schwer, das einzuschätzen. Ich würde sagen, dass Moralvorstellungen im Allgemeinen ein Thema sind. Das liegt daran, dass tendenziell eine wörtliche Auslegung der Bibel favorisiert wird. Dies führt dazu, dass die Moralvorstellungen möglicherweise konservativer sind als im Durchschnitt der Bevölkerung, insbesondere in Bezug auf Sexualmoral. Aber in Bezug auf Sexualmoral und damit verbunden auch auf das Thema Homosexualität gibt es momentan sicherlich eine intensive Auseinandersetzung. Ich habe den Eindruck, dass sich in den letzten zehn Jahren etwas bewegt hat, aber die Haltung ist wahrscheinlich im Durchschnitt immer noch konservativer als die der allgemeinen Bevölkerung. Da ich jedoch keine konkreten Zahlen habe und diese auch nicht verfügbar sind, fällt es mir schwer, Aussagen darüber zu treffen, ob diese Tendenz stark oder schwach ausgeprägt ist.

Gibt es denn einen gemeinsamen musikalischen Fundus, auf den frei- und pfingstkirchliche Strömungen zurückgreifen?

Es ist wichtig zu erwähnen, dass die Hillsong Church in den letzten zehn bis 15 Jahren musikalisch einen sehr prägenden Einfluss hatte. Sie haben einen völlig neuen Stil etabliert, den viele übernommen haben, weil er sehr eingängig und modern klingt. Ich vermute, dass ihr Einfluss in Bezug auf Stil und Musik sehr bedeutend war, obwohl ich keine genauen Zahlen dazu habe. Sie sind auch in der Musikbranche sehr erfolgreich.

Man hört immer wieder, dass Freikirchen nicht schrumpfen, sondern eher wachsen. Haben Sie eine Erklärung dafür?

Einer der größten Akteure in diesem Bereich ist zum Beispiel der Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden, quasi die Deutsche Pfingstkirche, wenn man so will. Allerdings handelt es sich hierbei nicht um eine Freikirche, sondern um eine Körperschaft des öffentlichen Rechts. Vor Kurzem habe ich mir ihre aktuellen Zahlen aus dem Jahr 2022 angesehen, und sie hatten gegenüber 2019 einen Mitgliederzuwachs von etwa 2000 Menschen. Es gibt natürlich auch Freikirchen, die während der Pandemie Mitgliederverluste hatten oder keine signifikanten Zuwächse verzeichnen konnten. Im Vergleich zur katholischen oder evangelischen Kirche gibt es zwar deutlich weniger Austritte, aber meiner Wahrnehmung nach ist das Wachstum nicht übermäßig groß.

"Es herrscht eine starke soziale Integration und auch eine klare moralische Orientierung in Fragen des Lebensstils und der Sexualität."

Okay, aber immerhin haben sie auch weniger Mitgliederschwund. Können die verfassten Kirchen also dennoch etwas lernen?

Sicherlich könnten wir etwas daraus lernen. Die Frage ist jedoch, ob das, was wir lernen würden, zu unserer evangelischen Kirche passen würde. Einer der Hauptgründe, warum Menschen gerne in Freikirchen sind, ist meiner Ansicht nach das hohe Maß an sozialer Integration. Man geht zum Gottesdienst, wird freundlich begrüßt und sofort zu Freizeitaktivitäten eingeladen. Das bedeutet, dass jemand, der in einer Freikirche ist, sein Christsein so leben möchte, dass er am Sonntag zum Gottesdienst geht und dann am Montagabend vielleicht einen Spieleabend mit Gemeindemitgliedern verbringt, am Mittwoch mit ihnen grillt, am Donnerstag geht man gemeinsam ins Kino und am Freitagabend tanzt man vielleicht gemeinsam. Es herrscht eine starke soziale Integration und auch eine klare moralische Orientierung in Fragen des Lebensstils und der Sexualität, was zu einer starken Bindung an die Freikirche führt, zumindest für eine gewisse Zeit.

Die Frage ist, ob diese Ideen auch für uns passen würden. Wollen wir als evangelische Kirche wirklich ein so hohes Maß an moralischer Orientierung bieten oder ist es für uns akzeptabel, verschiedene Optionen für Moralvorstellungen anzuerkennen? Möchten wir dasselbe Maß an sozialer Integration wie in Freikirchen oder ist es für uns in Ordnung, dass die Menschen nach dem Gottesdienst ihre eigenen Wege gehen? Das sind grundlegende Fragen, die entweder vor Ort in den Gemeinden oder von der Kirchenleitung beantwortet werden müssten.

Gibt es auch Tendenzen zu Verhaltensmustern von Sekten?

Ich würde in diesem Zusammenhang nicht von Sekten sprechen, sondern eben von Freikirchen. Das Gesetz sieht unterschiedliche Organisationsformen vor. In Deutschland gibt es Körperschaften des öffentlichen Rechts, die für bestimmte Kirchen oder Gemeinschaften sinnvoll sind und gewisse Vorteile bieten, wie z. B. das Recht, eigene kirchliche Gesetze zu formulieren. Dies ist die juristische Grundlage für Organisationen wie die evangelische Kirche in Bayern. Ohne die Möglichkeit, eigene Kirchengesetze zu formulieren, wäre es vermutlich schwer, die Organisation zu verwalten, einschließlich Finanzen und Personalangelegenheiten.

Kleine Freikirchen oder anders organisierte Gemeinden benötigen diesen rechtlichen Überbau möglicherweise nicht. Für sie wäre der Aufwand zu groß.

Eine formelle Organisation erleichtert auch Konfliktlösungen. In größeren Organisationen gibt es oft formelle Prozesse zur Lösung von Streitigkeiten, während kleinere Gemeinschaften manchmal Konflikte nicht formalisiert angehen können, was zu Spaltungen führen kann. Es ist wichtig zu erkennen, dass eine formelle Organisation von Kirche auch Vorteile hat.

"Ich denke, es ist wichtig, Menschen nicht unter Generalverdacht zu stellen."

In diesem Sinne: Was wäre Ihr Fazit in Bezug auf Freikirchen?

Ich denke, es ist wichtig, Menschen nicht unter Generalverdacht zu stellen. Mein Fazit wäre, dass eine differenzierte Betrachtung notwendig ist, wenn es um Freikirchen geht. Ich würde denen, die sich dafür interessieren, raten, sich gut zu informieren und die Dinge sorgfältig zu prüfen, bevor sie eine Entscheidung treffen. Für mich ist ein mündiges Christsein auch ein informiertes Christsein.

In Deutschland haben wir Glaubens- und Gewissensfreiheit im Grundgesetz, solange man dabei die Rechte anderer respektiert. Mit dieser Freiheit geht jedoch auch Verantwortung einher. Wenn man frei ist zu glauben oder nicht zu glauben, ist man letztendlich auch dafür verantwortlich, was man glaubt oder nicht glaubt. Dies ist ein zentraler Punkt für mich. Menschen sollten informierte Entscheidungen treffen und sich über die möglichen Konsequenzen im Klaren sein. Dies gilt nicht nur für Freikirchen, sondern für alle religiösen Überzeugungen und Entscheidungen im Allgemeinen.

Kommentare

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Eberhard Pabst am Di, 20.02.2024 - 17:09 Link

Herr Fugmann ist, wie man früher vereinfacht gesagt hat, Sektenbeauftragter der Landeskirche. In diesem Amt sollte man schon ein bisschen besser in dem Thema Bescheid wissen. Das ist dem Herrn Kissel auch aufgefallen. Nun, in so einem Interview kann man nicht alles korrekt darstellen. Als Leser muss man auch nicht gleich ein strenger Richter sein.

Einen Punkt möchte ich aber doch ansprechen.
Herr Fugmann berichtet von Freikirchen, Erweckungsbewegungen etc. ... "und dann gibt es auch noch die Evangelikalen ...". Speziell bei denen sagt er "... die persönliche Beziehung zu Jesus Christus ist ein typisches Merkmal evangelikaler Überzeugungen."
Das klingt, als wenn das ein spezielles Merkmal unter vielen wäre.

Na, sowas!!

Ein persönliches Verhältnis zu Jesus zu haben, das ist doch der zentrale Grund eines lebendigen Glaubens! Überall! In den Landeskirchen, Freikirchen alt oder neu, allen Bewegungen, Bruderschaften evangelische wie katholische Bewegungen, überall!

Wir Sonntagsblattleser und unsere vielen Glaubensgeschwister aller Art sind so unüberschaubar verschieden, aber wir können nur Geschwister sein, wenn wir als Gotteskinder unseren Herrn und Bruder Jesus Christus persönlich kennen.
Herzlich
Eberhard Pabst

Kissel am So, 18.02.2024 - 14:44 Link

Ich bin Leser des Sonntagblattes, freue mich i.R. jeden Sonntagmorgen darauf und habe mit Enttäuschung das Interview zu Freikirchen gelesen - allerdings nicht mit Verwunderung.

Nächstes Jahr feiern die Freikirchen ihr 500jähriges Bestehen auf dem europ.Kontinent.

Vor 499 wurde die erste Täufergemeinde gegründet. Anliegen der Täufer war eine bestimmte Kirchenform, dann erst eine "richtige" Taufe. Sie breiteten sich anschließend bis ins deutschsprachige Ungarn aus.... Sie wurden aber als Täufer beschimpft, wie die Lutheraner u.a......

Durch Luthers oder auch die Kontroversen Zwinglis ist jedem Schüler ihre Existenz - wenn auch verzerrt und nur auf Münster reduziert - die Existenz der Freikirchen bekannt. Sie haben die Bibel bereits vor Luther ins Deutsche übersetzt oder Liederbücher herausgebracht.

Ihre Gründung in die Erweckungsbewegung zu verlagern folgt einem alten Muster, bedient ein verzerrtes Geschichtsbild, welches die Diskriminierungen der Vorzeit unsichtbar macht und außerhalb von Europa beheimatet (ein angebliches Phänomen aus den USA...? in der Tat, ist Roger Williams und viele andere nach Amerika geflüchtet).
unverständlich, dass solche alten Mythen der Diskriminierung weiter kolportiert werden.

Und: Gibt es nicht auch landeskirchliche Gemeinden in "erwecklicher" Tradition?
Bei den ethischen Fragen von der Minderheit oder Entgleisungen innerhalb einer Region in mitteldeutschland (Münster ) auf die Mehrheit zu schließen?
Segnet die Freikirche der Altkatholiken nicht schon viele, viele Jahre gleichgeschlechtliche Ehen? 50/50 die Methodisten, Baptisten....
Wieviel Jahre ist es wirklich her, dass ALLE evangelsichen Landeskirchen Frauen predigen "lassen" oder "gleichgeschlechtliche Paare" gesegnet werden?

Wie eingangs geschrieben, es wundert mich leider nicht. Solche Geschichtsklitterungen erleben freikirchliche Christen immer wieder. Schade.
Gelebte Ökumene hilft und lindert! Gelebte Ö kann nächstes Jahr erlebt werden, wenn wir freikirchliche Täuerkirchen 500 Jahre Bestehen IN Europa feiern!

Mit geschwisterlichen Grüßen
Kissel