Fünf Fakten über evangelische Freikirchen
"Freikirche" wird in Abgrenzung zum Begriff der "Volkskirche" verwendet, beide Begriffe zeichnen sich durch Unschärfe und Bedeutungsvielfalt aus. Inhaltlich findet man Gemeinsamkeiten und Unterschiede – von den Freikirchen kann allerdings kaum die Rede sein, so vielfältig sind die unterschiedlichen Gemeinschaften. Wir haben zum Überblick fünf Fakten über evangelische Freikirchen gesammelt:
1: Freikirchen als Reformbewegung
Freikirchen verstehen sich als Reformbewegungen innerhalb des Christentums. Evangelische Freikirchen entstanden bereits im Zuge der Reformation, vor allem aber während der sich anschließenden und bis ins 20. Jahrhundert anhaltenden Erweckungsbewegungen. Es handelte sich um christliche Strömungen, die mit der Betonung der individuellen Bekehrung zu Gott und Christus und einer praktisch-christlichen Lebensführung eine Erneuerung des kirchlichen Lebens bewirken wollten. Der Anspruch der Gemeinschaften, ihren Glauben mit vollem Ernst und unter Wahrung der wahren Lehre leben zu wollen, führte letztlich häufig zu einer Ausgliederung aus den bestehenden Kirchen. Wobei es auch innerkirchliche Erneuerungsbewegungen (z.B. Pietismus und Methodismus) gab und gibt.
2: Freikirchen betonen Trennung von Staat und Kirche
Freikirchen lehnen eine staatliche Einflussnahme, sowie Mitwirkungs- und Förderungsmöglichkeiten in der Gesellschaft ab. Ihnen ist die Religionsfreiheit von großer Bedeutung, sie betonen die Trennung von Staat und Kirche. Umgekehrt verzichten sie auf die Inanspruchnahme gesellschaftlicher Privilegien (wie z.B. den Kirchensteuern), während sich die Volkskirchen innerhalb möglichst vieler Bereiche der Gesellschaft um eine größtmögliche Präsenz und Anerkennung bemühen. Gefahren birgt beides: Abschottung und Isolierung auf der freikirchlichen, Profillosigkeit auf der volkskirchlichen Seite.
3: Gemeindemitglieder sind freiwillig bei Freikirche
Die Zugehörigkeit zu einer Freikirche erfolgt aufgrund einer persönlichen und freiwilligen Entscheidung. Deswegen wird in vielen Gemeinschaften im Gegensatz zu den Volkskirchen die Kindstaufe abgelehnt. Die Gemeindeglieder sollen sich erst im Erwachsenenalter zur (Glaubens-)Taufe und damit zur Mitgliedschaft in der Gemeinschaft bekennen. Von den Mitgliedern einer Freikirche wird aufgrund dieser bewussten Entscheidung zum Glauben und zur Gemeinde auch eine aktive Beteiligung und Mitwirkung am Gemeindeleben (Gottesdienste, Finanzierung, Missionstätigkeit, …) erwartet.
4: Freikirchen sind häufig evangelikal
In den meisten Freikirchen entwickelt sich gegenwärtig eine Frömmigkeitsform, die man unter dem Begriff "evangelikal" zusammenfasst. Damit wird eine Glaubenshaltung beschrieben, die durch die persönliche Entscheidung für und Beziehung zu Jesus Christus, aber auch durch individuelle Erweckungs- oder Bekehrungserlebnisse charakterisiert ist und die verpflichtende Bindung an die Bibel als das Wort Gottes hervorhebt.
Pfingstbewegung wächst weltweit
Die weltweit am schnellsten wachsende christliche Bewegung ist seit dem 20. Jahrhundert die Pfingstbewegung. In dieser charismatischen Strömung nimmt der Heilige Geist eine zentrale Stellung ein, seine Wirkung auf die Gläubigen durch die sogenannten "Geistesgaben" wie Zungenrede, Geistheilung oder Prophetie ist von großer Bedeutung für Lehre und Gemeindepraxis. Nach Angaben des Bundes Freikirchlicher Pfingstgemeinden (BFP) umfasst die Weltpfingstbewegung rund 628 Millionen Menschen, in Deutschland gibt es im Jahr 2017 820 freikirchliche Pfingstgemeinden.