Sonnenschein, die bunten Schals und spontane Chor-Performances in vollen U-Bahnen trugen zur beinahe euphorischen Stimmung in der Stadt bei. Bei 2000 zum Teil hochkarätigen Veranstaltungen wurden die Themen der Zeit diskutiert: der Ukrainekonflikt, die Klimakrise und der Umbruch, in dem sich Kirche und Gesellschaft befinden.
Die wichtigsten Politiker haben sich in Nürnberg der Debatte gestellt: Steinmeier, Scholz, Habeck, Baerbock, Merz und Söder kamen auch zwischen den großen Podien mit evangelischen Christen ins Gespräch.
Von dieser Unmittelbarkeit profitiert nicht nur die Kirche, sondern auch die Politik. Hier zeigt sich außerdem, dass die evangelische Kirche auch mit quantitativ weniger Teilnehmenden ihre Relevanz behält.
Kaum nachdenkliche und kritische Stimmen in der allgemeinen Euphorie
Kirchentagspräsident Thomas de Maizière deutete den ersten Kirchentag nach der Corona-Pandemie als "analoges Lagerfeuer", der Nürnberger Oberbürgermeister Marcus König sprach vom "Sommermärchen des Glaubens", Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm sagte, beim Kirchentag habe er die "Kirche der Zukunft" erlebt.
Nachdenkliche oder kritische Stimmen gingen in der allgemeinen Euphorie fast unter. Der Kommunikationsberater Erik Flügge zerlegte das Nürnberger Kirchentagsmotto "Jetzt ist die Zeit". Das passe für jeden und alles, kritisierte er.
"Wenn ihr euch nicht traut, Gott und Jesus nach vorn zu stellen, dann wird das nichts."
Der Religionssoziologe Detlef Pollack sieht die Kirche in einer schwierigen Situation. Er zitierte Studien, die verneinen, dass Religion und Spiritualität menschliche Grundbedürfnisse seien. Stattdessen gebe es immer mehr Menschen, "die den Glauben nicht verlieren, sondern nie mit dem Glauben anfangen".
Ein Leuchtturm in dieser Debatte war das Zentrum Zukunft.Glaube.Kirche in der Fürther Paulskirche. Das Angebot der bayerischen Kirche war ein Magnet für Menschen, die sich für innovative Lösungen der gegenwärtigen Kirchenkrise interessieren.
Beim Talk rund um Taufe, Trauung, Kircheneintritt und Kirchenaustritt haben sich Menschen gemeldet, die gerne in die Kirche eintreten wollen. "Wir wollen gerne dazugehören", lautete der Wunsch. Dem konnte in der Kircheneintrittsstelle in Nürnberg entsprochen werden. Freude, Segen, Zukunft!
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