Im Lorenzer Pfarrhof in Nürnberg ist am Mittwochabend die Ausstellung zum Kunstprojekt "Facing The Taboo" des Bundesverbands Kinderhospiz eröffnet worden. Das Projekt porträtiert vier Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren, die an einer lebensverkürzenden Krankheit leiden. Die Fotografien wurden auf großformatige Glasflächen aufgebracht, in denen sich die Betrachter spiegeln.
"Mit dieser durchaus provokanten Dialogkampagne und der visuellen Emotionalisierung gehen wir einen ganz neuen Weg",
sagte Franziska Kopitzsch, Geschäftsführerin des Bundesverbands. Für die Kinder und ihre Familien lägen Gedanken zu Leben und Tod nah beieinander.
Tabus und Sprachlosigkeit brechen
Ziel der Wanderausstellung ist es laut Verein, Tabus und Sprachlosigkeit zu der Arbeit von Kinderhospizen zu brechen. In Deutschland seien rund 50.000 Kinder von einer Diagnose betroffen, die keine Aussicht auf Heilung stellt. Gerade bei schwerkranken Kindern trete das Kindsein dabei in den Hintergrund.
Es entstehe eine Isolation von anderen Familien und Verwandten oder Bekannten, die sich nicht trauten, das Thema anzusprechen. Die stationären und ambulanten Hospizangebote für Kinder und Jugendliche seien dabei nicht nur Orte des würdevollen Sterbens, sondern auch Orte des Lebens für die Betroffenen sowie Eltern, Geschwister und Familienangehörige.
Gesichter der Kinder scheinen sich aufzulösen
Zu sehen ist zum Beispiel Rasul, der an zerebraler Atrophie leidet, einem fortschreitenden Verlust von Hirnsubstanz. Deliyah wurde mit einem Ultra-Kurzdarmsyndrom geboren. Die Collagen wurden mit digitaler Bildbearbeitung so gestaltet, dass die Gesichter der Kinder sich aufzulösen scheinen und teilweise von Fotografie-Artefakten überlagert sind.
"Wir wollen, dass die Menschen da hinschauen, wo es wehtut", sagte Christoph Bohlender, ehrenamtlicher Botschafter des Bundesverbands und Initiator des Kunstprojekts.
"Man steht diesem Tabu von Angesicht zu Angesicht gegenüber."
Im Auftrag des Bundesverbands Kinderhospiz wurden auch zwei Werbeclips mit den Schauspielern Dieter Hallervorden und August Zirner produziert. Die Ausstellung "Facing The Taboo" gastiert bis zum 22. Mai in Nürnberg und ist auch Teil des Programms zur Blauen Nacht am Samstag (7. Mai).
Danach wird die Ausstellung in Stuttgart, Leipzig, dem Raum Köln/Düsseldorf und in Berlin zu sehen sein. Zum Ende des Jahres werden die Original-Exponate zugunsten der Kinderhospizarbeit versteigert.