Der Assoziationsraum ist weit beim biblischen Motiv der Himmelsleiter: Jakob träumt laut Bibel von der Verbindung zwischen Himmel und Erde. Er sieht eine Leiter oder Treppe, an der die Engel hinauf- und herabsteigen. Was zwei renommierte Künstlerinnen daraus gemacht haben, ist derzeit in Regensburg zu sehen. In der Kirche St. Jakob zeigt die bayerische Kulturpreisträgerin und Kuratorin Regina Hellwig-Schmid (Regensburg) "Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt" und in der Dreieinigkeitskirche Sheila Furlan (München) ihre "Himmelstreppe".
Die eine Installation steht im Seitenschiff der katholischen Kirche St. Jakob in Regensburg. Sie ist 14 Meter lang, hängt von der Decke des Kreuzgewölbes herab und kommt die letzten fünf Meter am Boden auf, wo sie breiter wird. Oben ist sie ganz schmal, und es scheint, als ob man oben auf der Leiter nicht laufen könnte, so fragil ist das Gebilde, das aus Alumaterialien und weißer Seide gestaltet wurde. Durch Knicke und Bewegungen wirkt es leicht.
Eine DNA der Erinnerung
Für Hellwig-Schmid ist die Installation eine Metapher: "Die Leiter ist für mich wie eine Doppelhelix, eine DNA der Erinnerung, ein Abgleich des Lebens, des eigenen Lebenswegs", sagt sie. "So wie man im Leben einen Prozess durchmacht, von schweren Dingen und einfach wunderbaren, wo man auf der Leiter gerne wie Tarzan schwingen würde. Aber es gibt eben auch die fragilen Momente, wo alles brüchig wird, wo man sich hanteln muss und nie die Balance verlieren darf."
Ganz oben verjüngt sich die Leiter wie ein Flaschenhals. "Ich denke, dass für alle, die daran glauben und die vielleicht schon auf den letzten Sprossen der Leiter sind, dahinter etwas Verheißungsvolles kommt, das das Leben wertvoll gemacht und uns etwas gesagt hat, dass es gut war, was wir durchgestanden, gelebt, gemacht haben, denn hier kommt noch etwas", sagt Kulturpreisträgerin (2020) Hellwig-Schmid.
In der evangelischen Dreieinigkeitskirche ist die Installation von Sheila Furlan zu sehen. Die gebürtige Römerin gestaltete eine Treppe, die nach oben führt, im Unterbau noch eher stabil wirkend, in der Gesamtanmutung aber doch eher leicht. So würden sehr unterschiedliche Akzente und verschiedene Zugänge zum Thema Himmelsleiter gezeigt, sagt Pfarrerin Gabriele Kainz von der Evangelischen Citykirchenarbeit.
Verbindung zwischen Himmel und Erde
Die Verbindung zwischen Himmel und Erde stark zu machen, aber auch um diesem Übergang einen Platz zu geben, ihn ins Gespräch zu bringen und die eigenen Reflexionen zu würdigen, sei Ziel des Projekts, sagt Kainz. "Was kann meine Himmelsleiter sein, meine Treppe, wie komme ich dem Himmel näher" stehe als Frage im Raum. Gemeinsam mit der Leiterin der Kunstsammlungen des Bistums, Maria Baumann, hat Kainz das Projekt entwickelt. "Wir freuen uns, dass wir dieses Mal gemeinsam ein Kunstprojekt auf die Beine gestellt haben." Für Baumann spiegelt sich im Thema des Himmels vor allem "die Sehnsucht der Menschen und die Frage aller Fragen: Wohin gehen wir und woher kommen wir".
Sowohl Organisation als auch die künstlerische Ausführung liegt in weiblichen Händen. "Die Zusammenarbeit mit allen vier Frauen macht unheimlich Spaß und ist inspirierend", sagt Kainz. "Wir brauchen in unserer Kirche mehr Mut zu solchen Projekten, die einladen, die Menschen anders mit Kirche in Berührung zu bringen." Besucherinnen und Besucher sind aufgefordert, sich ihre eigenen Gedanken zu machen. Sie werden Unterschiede und Gemeinsamkeiten in den Werken entdecken, sodass auch ein Dialog entstehen kann. Die beiden Installationen bleiben bis zum 1. November aufgebaut.
Zum Begleitprogramm gehören: am 23. September um 19 Uhr in St. Jakob ein Konzert mit Frank Wendeberg unter dem Titel "KlangLichtSpiel: Klangwolken vom Ende der Himmelsleiter". Am 8. Oktober um 11 Uhr in Dreieinigkeit ein Kunstgottesdienst "Himmelsleiter". Im Anschluss daran ist ein Gespräch mit den Künstlerinnen angekündigt. Am 24. Oktober um 19 Uhr in Dreieinigkeit findet ein Pop-Gottesdienst "Stairway to Heaven" mit Musik von Boris Rusakov statt. Immer mittwochs um 18 Uhr sind alle zu einer Atempause in der Dreieinigkeitskirche eingeladen.
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